Zeitreise nach 1934
Das Jahr 1934 im Brennglas des Kabaretts
Im Gespräch mit Regisseur Alexander Hauer, den Schauspielern Gregor Seberg, Karola Niederhuber, Clemens Maria Schreiner und Magda Leeb.
ST. PÖLTEN. Am Freitag den 23. Februar näherten sich Gregor Seberg, Karola Niederhuber, Clemens Maria Schreiner und Magda Leeb mit dem Kabarett “1934 im Brennglas des Kabaretts” schwierigen Themen humorvoll auf der Bühne im Hof, St. Pölten. Dabei präsentierten sie Texte, die rund um das Jahr 1934 verfasst wurden. Zunächst boten sie leichtere Kost, die jedoch im Laufe des Abends immer tiefergehende Gefühle weckte und Fragen an die Gesellschaft stellte.
Ernst Langthaler, Professor für Soziale und Wirtschaftsgeschichte an der Uni Linz, kontextualisiert die Texte mit zeitpolitischen, historischen Fakten die man so nicht im Geschichtsbuch findet. “Ich wurde eingeladen den Texten einen Kontext zu geben. Es ist sehr beklemmend das immer noch Ähnlichkeiten mit Heute aufblitzen. Die Rede von einem Volkskanzler, gegen das System anzugehen, eine sehr ähnliche Sprache von Damals ist auch heute leider anzufinden.”, teilt Professor Langthaler seine Einblicke.
Von der ’Selbstausschaltung’ des Parliaments, zu Dollfuß und Mussolini bis zu den Februarkämpfen und der Heimwehr gab es erschreckende Fakten zu den aufgearbeiteten Texten.
Dabei wurde auf der Bühne ein breites Spektrum an Themen verständlich verarbeitet, nicht nur Faschismus und Antisemitismus, sondern auch ziviler Ungehorsam und Arbeiterrechte sowie deren tatsächliche Bedeutung. Ein Höhepunkt des Abends war war die Darbietung von Schlüsselszenen aus der chaotischen letzten Parlamentssitzung, welche Dollfuß schlussendlich als Vorwand zur Machtergreifung nutzte.
“Ich habe mich viel mit dem Jahr 1934 beschäftigt, ebenso sind wir ein politisches Haus und brauchen auch soziale Kritik. Damals dachte niemand daran Texte aufzuheben, deswegen gibt es leider weniger politisches Material als gedacht.”, Regisseur Alexander Hauer bedankt sich bei dem Kabarettarchiv, welches die Grundlage bot für seine Recherche. Denn auch auf der Bühne, wiedergegeben nach 90 Jahren, hört man bei den Texten wie die Angst der Autoren durchkommt.
“Es ist vor allem schockierend wie tagesaktuell diese Texte sein können wenn man in seinen Gedanken ein paar Namen austauscht.”, merkt Clemens Maria Schreiner die Ähnlichkeiten zu Heute an.
Magda Leeb äußert ihre Meinung unverblümt: “Gerade in Niederösterreich finde ich es zum Kotzen wie leichtfertig mit der Demokratie umgegangen wird. Wir müssen die Kunst verwenden um die Nachricht zu verbreiten.”
“Es gibt viele Parallelen, wir sind vermeintlich in einer Situation wo ein starker Führer wieder kommen könnte. Deswegen wollen wir alles dagegen tun, wir wecken Erinnerungen.”, fügt Gregor Seberg an.
Auch Karola Niederhuber sieht einen deutlichen Bezug zur Gegenwart: “Im Alltag ist ja die Frage, wie reagiere ich? Gebe ich Konter, öffne ich einen Dialog, zeige ich Zivilcourage? Wie soll ich als Mensch mit jemanden umgehen der menschenfeindliche Sachen sagt.”
Diese Frage spiegelt eine tiefgreifende Herausforderung in unserer Gesellschaft wider, denn sie erinnert nicht nur an Vergangenes sondern mahnt uns vor einer möglichen Zukunft.
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