Der Verhüllung auf der Spur: So nackt ist St. Pölten
Vor allem dank Wilhelm Frass hätten die St. Pöltner Behörden bei einem Besuch Hassan Rohanis viel zu tun.
ST. PÖLTEN (jg). Hassan Rohani wurde bei einem Besuch in Rom besonders vorsichtig empfangen: Aus Rücksicht auf den Islam ließen die Behörden nackte Statuen in den Museen auf dem Kapitol verhüllen. Wir nahmen die daraufhin entbrannte Debatte zum Anlass, uns umzusehen, was bei einem Besuch des iranischen Präsidenten in St. Pölten verhüllt werden müsste.
Nacktheit ist in St. Pölten bis zurück in die Lengyelzeit (ab 5.000 v. Chr.) nachgewiesen. Auf der Galgenleiten wurde etwa die sogenannte "St. Pölten-Venus", die Fruchtbarkeit symbolisiert, gefunden. Selbst in kirchlichen Gebäuden gibt's nackte Figuren: In der ehemaligen Stiftsbibliothek begleiten zwei Engel "das Auge Gottes". Für Laien nicht eindeutig festzustellen ist, ob es sich bei den barbusigen Figuren um weibliche oder männliche Engel handelt.
Eindeutiger ist es bei den zwei weiblichen, "fruchtschnüre haltenden Aktfiguren" über dem Portal in der Dr. Karl Renner-Promenade 30. Oder den "vollplastischen Athletenfiguren" auf dem Dreieckgiebel am Rathausplatz 2 und dem "Weiblichen Torso" inklusive mit Bleistift hinzugefügter Schambehaarung im Sparkassenpark. Beides stammt von dem St. Pöltner Künstler Wilhelm Frass (1886-1968), der darüber hinaus mit dem nackten Soldaten in der Hofstatt und den "Wandbrunnen mit Knabenakt" im sogenannten Olbrich-Haus viel Nacktheit in die Barockstadt brachte.
Die, wie in der Printausgabe fälschlicherweise berichtet, aktuell tatsächlich verhüllten, spielenden Kinder in der Kremser Gasse sind allerdings nicht von dem St. Pöltner Künstler, sondern von Hans Freilinger, der auch die tratschenden Frauen auf dem Herrenplatz erschuf.
Die Figuren „Adalbert und Ottokar“ von Wilhelm Frass in der Kremser Gasse 20 sind bekleidet. Die Zwillingsbrüder gelten als Gründer des Klosters St. Hippolyt.
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