Gesundheit 2022
Die Medien, unsere ständigen Begleiter
Wie bedenklich ist zu viel Medienkonsum? Meinbezirk.at hat bei Experten nachgefragt.
ST. PÖLTEN. Onlinekonferenzen, Home-Schooling, am Abend ein Zoom-Treffen mit Freunden - der Alltag hat sich in den Lockdowns der letzten zwei Jahre immer wieder sehr von der analogen in die digitale Welt verlegt. "Da es über längere Zeiten nicht möglich war, sich im Café zu treffen, mit Freunden ins Kino zu gehen, oder liebe Menschen einfach zum Abendessen einzuladen, war es nur naheliegend, auf Smartphone, Tablet, Computer und TV auszuweichen. Diese Geräte stehen oft uneingeschränkt zur Verfügung, denn selbst viele junge Kinder besitzen heutzutage ihr eigenes Smartphone.", berichtet Markus Weißensteiner von der Fachstelle für Suchtprävention NÖ.
Die sozialen und digitalen Medien müssen sich jedoch nicht zwangsweise negativ auf das Wohlbefinden auswirken. Stefanie Armstorfer aus St. Pölten nutzt vor allem Facebook auch beruflich. "Seitdem ich beruflich über Facebook arbeite, ist ein Tag ohne Fb nicht mehr denkbar. Facebook ist für mich eine fantastische Möglichkeit, viele Menschen zu erreichen und sie auf ihrem Weg zu unterstützen. Das macht mich einfach unendlich glücklich."
Viel Screentime ist nicht gleich bedenklich
"Das Problem bei einem hohen Medienkonsum ist nicht an erster Stelle die Abhängigkeit. Abhängigkeit bedeutet einen Kontrollverlust und auch deutliche körperliche Konsequenzen", sagt Kurt Fellöcker, Leiter des Lehrgangs Suchtberatung und Prävention an der FH St. Pölten. Jedoch könne ein Konsum, der noch keiner Abhängigkeit entspricht, auch problematisch werden "Menschen brauchen analoge Erfahrungen. Videospiele und soziale Medien sind so designed, dass sie vorgefertigte Herausforderungen bieten, das ist ganz anders als im realen Leben, und man entwickelt dadurch auch ganz andere Fähigkeiten."
Weniger kritisch sieht Markus Weißensteiner Videospiele: "Jugendliche spielen oftmals gemeinsam mit Freunden und pflegen dabei gleichzeitig ihre sozialen Kontakte, bauen Stress ab oder nutzen es als Bewältigungsstrategien gegen Einsamkeit und Langeweile. Onlinespiele können also auch sinnvolle Aspekte beinhalten."
Pause einlegen
"Ich versuche im Urlaub auch Online-Urlaub zu machen. Gelingt nicht immer zu 100 Prozent, aber schon eine deutliche Reduktion ist super. Ich bin dann entspannter, kann meine Gedanken anders sortieren." sagt St. Pöltnerin Regina Höfinger. "Wenn man im Urlaub auch immer "on" ist, ist man immer irgendwie am Arbeiten. Die Themen hören nie auf. Du bleibst angespannt, ständig am denken, ob du alles erledigt hast, alles beantwortet hast, und so weiter. Dann hilft eben für gewisse Zeit nur: ausschalten und versuchen sich zu entspannen. Den Focus auf die Freizeit zu legen."
Je jünger, desto bedenklicher
"Was definitiv schief läuft, ist, immer jüngere Kinder laufend mit Medien zu konfrontieren", sagt Kurt Fellöcker. Konkret empfiehlt er, Kindern unter 12 Jahren gar nicht oder nur im sehr geringen Ausmaß Zugang zu Smartphone und Co. zu erlauben.
"Ich bin selber Vater von drei Kindern und ich verstehe, dass es einfach ist, die Kinder mit dem Handy zu beschäftigen, aber das ist schon ein gravierender erzieherischer Mangel."
Einen konkreten Richtwert, wie viele Stunden Bildschirmzeit am Tag für Kinder oder auch Erwachsene angemessen sind, gibt es laut Fellöcker nicht. "Viel wichtiger ist es, darauf zu achten, dass genügend qualitativ hochwertige analoge Erfahrungen gemacht werden können.
Markus Weißensteiner von der Fachstelle NÖ betont, dass Eltern Kinder über den Umgang mit Medien aufklären sollen. "Besonders wichtig ist es gerade für Kinder und Jugendliche, einen passenden Umgang mit digitalen Medien zu erlernen. Für dieses Lernen ist die bewusste Auseinandersetzung und das gemeinsame Gespräch darüber wesentlich.
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