Coronakrise setzt Familien weiter zu: Lebensberaterin im Gespräch
"Familie steht wieder im Fokus"
Corona verändert Familien - positiv und negativ. Lebensberaterin Ursula Novak: "Angst darf uns nicht dominieren."
ST. PÖLTEN (ag). Die letzten Monate waren vor allem für Familien eine herausfordernde Zeit - Homeoffice, Kinderbetreuung und Haushalt - alles Dinge, die nebeneinander zu funktionieren hatten. Ursula Novak ist seit 25 Jahren in der Familienberatung tätig und eröffnete jüngst eine Zweigstelle in St. Pölten. Die Bezirksblätter baten die zweifache Mutter und psychosoziale Lebensberaterin zum Gespräch.
"Sozial war das katastrophal"
Für Kinder und Jugendliche änderte sich von heute auf morgen während des "Lockdowns" alles. Wegfall von Schule, Freunden und der Kontakt zu geliebten Familienmitgliedern, wie Oma und Opa, war untersagt. "Das Social Distancing war für viele meiner Beratungskinder und Jugendlichen katastrophal. Die Reaktion eines 14-Jährigen: Dieser junge Mann hat keine Eltern und lebt bei seiner Großmutter - er hatte keinen Kontakt zu seinen Freunden und dem Rest seiner sehr kleinen Familie. Er meinte, die Situation sei so, wie wenn er im Gefängnis wäre. Nur zwei Dinge seien sicher anders als im Gefängnis - das gute Essen der Oma und ein weiches Bett. Da musste er sogar ein wenig schmunzeln", so Novak.
Egal welches Alter - "Corona" habe mit den Menschen sehr viel gemacht, ist sich Novak sicher.
Aber nicht nur Negatives beobachtet Novak bei ihrer therapeutischen Arbeit: "Es gibt bei vielen Kindern und deren Rückmeldungen etwas Positives an Corona - die wertvollste Erfahrung aus den vergangenen Monaten war, mehr Zeit mit der Familie bzw. den Eltern zu verbringen. Vielleicht kann es auch zukünftig gelingen, weiterhin täglich fixe Familienzeiten in den neuen Alltag einzubauen. Die Kinder profitieren sicherlich."
Angst darf nicht dominieren
Die Schule hat wieder begonnen und die Ampelregelung sorgt bei vielen Eltern und Kindern für Verunsicherung.
Wie kann man den Beteiligten die Ängste nehmen? "Den Kindern vermitteln, wie wichtig Hygiene ist, aber es ist auch wichtig, nicht zu übertreiben. Wir können uns entscheiden, ob wir dauerhaft in Angst und Verzweiflung bleiben, uns beherrschen lassen und darin hängen bleiben, oder ob wir in die Akzeptanz kommen", so die ambitionierte Lebensberaterin.
Familien warten oft zu lange
Es sind oft kleine Alltagsprobleme, die allmählich zu einem größeren Thema in der Familie werden können und letztendlich alle belasten. Ursula Novak steht jeder Familie mit Rat zur Verfügung, egal, um welches Problem es sich handelt. "Meine Praxis kann man immer aufsuchen. Wichtig ist, dass die Bereitschaft da ist, etwas verändern zu wollen, wenn man sich in einer Krise befindet. Manche Menschen kommen erst in Beratung, wenn der Leidensdruck so groß ist, dass man das Gefühl hat, es geht nicht mehr in eine gute Richtung weiter."
Zur Person:
Ursula Novak ist seit 25 Jahren in der Familienberatung tätig. Seit 15 Jahren führt sie eine freie Praxis in Wien und seit heuer auch in St. Pölten, Rennbahnstraße 25/2. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Trennung, Scheidung, Tod in Familien und Trauerbegleitung.
Kontakt: Rennbahnstraße 25/2, 3100 St. Pölten; 0676 9040004, u.novak@un-lebensberatung.at
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