Kolumne von Roul Starka
„Frankie Goes To Hollywood“, ein Donnern aus den 80ern

- Schriftsteller Roul Starka schreibt jede Woche über das Leben in St. Pölten
- Foto: zVg / privat
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Roul Starka ist ein Schriftsteller aus St. Pölten. Für MeinBezirk schreibt er jede Woche eine Kolumne über das Leben in der Landeshauptstadt. Dieses Mal geht es um die Veranstaltung "Frankie Goes To Hollywood".
ST. PÖLTEN. Holly Johnson. Alle in meinem Alter, die schon in den späten 70ern, frühen 80ern in der Nacht unterwegs waren, werden jetzt zu tanzen beginnen. Ohne die Musik zu hören, es genügt ein Daran-Denken. In der Sekunde wirst du dich in den Discos in und rund um St. Pölten sehen (ja, da gab es einige!), alle deine Sehnsüchte von damals spüren, alle deine Wünsche, die auf der Tanzfläche im Stroboskopzucken auszuckten. Es war 1984, eine Platte aus England: „Relax“ von „Frankie Goes To Hollywood“. Schon dieser Name zündet 1.000 PS in deinem Bauch, schwingt deine Hüften, dein Herz, ob du es willst oder nicht.

- Roul Starka über Holly Johnson in St. Pölten.
- Foto: Roul Stark
- hochgeladen von Tanja Handlfinger
Texte der jungen Sehnsucht
Die Nummer „Relax, don’t do it“ stampft, eine Dampflokomotive fährt dir durch den Körper, es pumpert und dröhnt gleichzeitig. Diese Musik war ein tiefes Bedürfnis, all seine Träume jetzt auszuleben, und sei es gleich mitten in der Disco. Bald erzählten wir uns den Text des Liedes, erklärten ihn auf Deutsch, aufgeregt mit hochrotem Gesicht. Das war jenseits von schlüpfrig oder holprig doppeldeutig. Es war Sex. So klar und deutlich, dass dieses Lied in England von der Radio- und Fernsehstation BBC zeitweise sogar verboten wurde. Es war eine Aufforderung im Disco-Beat. Es röchelte über vier Minuten, die Extended Version verzögerte deine Hingabe gleich zehn Minuten, gierig hoffte und wartete man auf den Text. Zu so einer Disco-Nummer auf Vinyl sagt man: „Wödscheim.“, darauf der andere: „Klassiker.“, so gehört sich das, „so keazi des“.
Ehrliches Umarmen
Und genau so wie die Nummer „Relax“ Instinkte weckte, weinte die Ballade „Power Of Love“ unsere Sehnsucht nach Nähe, nach weltweitem Frieden. Ein Anbeten der Liebe, ohne auch nur eine Sekunde kitschig zu sein.
Heute sahen und hörten wir den Sänger Holly Johnson im VAZ St. Pölten. Über diesen Auftritt könnte ich 666 Seiten schreiben, aber ich versuche es kürzer: Vor dem Konzert sagten meine Frau und ich: „Leider haben wir nur Stehplätze.“ Nach dem Konzert sagten wir beide nassgeschwitzt und nassgeheult: „Gott sei Dank hatten wir keine Sitzplätze.“ Wir standen, uns gegenüber, wir alle.
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