St. Pölten
Homeschooling zehrt an allen

Die Erstklasslerin Sophie ist brav am Lernen.  | Foto: Martina Mayer
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  • Die Erstklasslerin Sophie ist brav am Lernen.
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Homeschooling, Distance Learning diese Begriffe hörten Familien und Lehrer in den letzten Monaten zu genüge. Doch wie gehen die Schüler, Lehrer und Eltern mit der momentan Situation um? Die exklusive repräsentative Umfrage im Auftrag der Bezirksblätter Niederösterreich und der RMA-Medien, durchgeführt von Karmasin zum Thema "Home-Schooling", gibt einen ersten Anhaltspunkt.

ST. PÖLTEN. Die Studie ergab, dass 75,7 Prozent der Niederösterreicher sagen, dass Kinder die fehlende Schule und persönlichen Kontakte sehr vermissen. Zwei Drittel finden die ständigen Veränderungen, Verschiebungen und neuen Regeln zu Schule und Homeschooling belastend (Achtung: Umfrage entstand Ende Jänner). 49,8 Prozent der Niederösterreicher fordern eine Verkürzung der Sommerferien, damit in der Schule Lernstoff nachgeholt werden kann.
Die Bezirksblätter hörten sich in St. Pölten um und sprachen mit Familien und Direktoren zum Thema "Homeschooling" und dessen Auswirkungen.

Belastung für die Kinder

Martina Mayer, Mutter der Taflerklasslerin Sophie aus St. Pölten sagt zum Homeschooling folgendes: "Für mich als berufstätige Mutter ist ein Homeschooling nicht mehr machbar. Ich bin froh dass es während des Lockdowns die Möglichkeit gibt, die Kinder in die Schule zur „Betreuung“ zu geben. Ich habe leider kein Home Office und bin daher auf solche Angebote angewiesen." Zum Thema verkürzte Sommerferien meint sie: "Ich würde es völlig OK finden, wenn Ferien etc verkürzt werden, da man ständig darauf angewiesen ist, jemand zu suchen der auf sein Kind aufpasst. Schwierig in diesen Zeiten weil viele „Opas und Omas“ auch noch berufstätig sind oder sogar verstorben sind." Ein weiterer Kritikpunkt sei, dass man für viele Schulen zahlt und man dies während des Lockdown nicht gutgeschrieben bekommt.

"Es ist einfach kräftezehrend und man kann sich einfach nicht mehr erholen. Man ist ständig ausgelaugt und müde. Für die Kinder ist es eine psychische Belastung nicht in die Schule gehen zu dürfen. Sie werden komplett aus dem routinierten Alltag geworfen. Sie verlieren den Ansporn der sonst im Unterricht gegeben ist."

Sophie vermisst vor allem ihre Freunde und das miteinander in der Schule. "Zu Hause die Hausaufgaben mit den Kindern zu machen ist Alltag und gehört dazu aber nicht das Kind von zu Hause aus unterrichten. Ich bin keine Lehrerin und werde meinen Kind das alles nie so beibringen können als eine Pädagogin!", so Martina Mayer. Ein ähnliches Bild berichtet uns auch Kerstin Zedka mit ihrer Tochter: "Mein Kind vermisst auf jeden Fall die anderen Kinder auch das Klassenzimmer und ihre Lehrerin."

Pause vom Homeschooling muss auch sein.  | Foto: Kerstin Zedka
  • Pause vom Homeschooling muss auch sein.
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Ebenfalls sei es für die Mutter belastend das richtige Beibringen. "Da ich oft nich weiß wie ich es Ihr beibringen soll da ich ja leider nicht weiß wie die Klassenlehrerin vorgeht. Von der Bildungsdirektion/ Regierung etwas wünschen ist schwer, da ich mir denke das die selbst etwas Überfordert waren mit der Pandemie und sie schnell reagieren mussten. Am liebsten wären mir keine Schliessung mehr da es Beruflich schon schwer ist eine lösung zu finden.

Verkürzte Ferien

Zum Thema verkürze Sommerferien meint sie: "Verkürzung der Sommerferien fände ich unnötig die Kinder leiden eh schon unter dem ganzen Corona, Mundschutz tragen , Desinfizieren und Abstand halten. Ich möchte die Sommerferien meinem Kind gönnen das es wirklich abschalten kann vom Corona Wahn. Ich persönlich find auch die Nasenborh Tests super da diese wirklich Kinderleicht sind denn wir bzw meine tochter musste schon 3 mal diesen nasen rachen abstrich machen und das wollte sie dann auch nicht mehr."

Schulen sind gefordert

Christian Waka, Direktor von der Volksschule Wagram-St. Pölten berichtet zum Thema folgendes: "Homeschooling war anfangs doch recht schwierig, da diese Art des Unterrichts vor allem in der Volksschule keine gelebte Praxis war. Auch fehlten vielerorts die technischen Voraussetzungen und das dazu notwendige Know-How. Durch die wirklich massiven Anstrengungen aller wurden die anfänglichen Schwierigkeiten nun behoben. Homeschooling ist eine gute Sache, aber kann bestenfalls nur als Ergänzung zum Präsenzunterricht gesehen werden. Gerade in der Volksschule benötigen die Schüler den persönlichen Kontakt zu den Lehrer, die Unterstützung der Peers und müssen den Umgang mit anderen Personen erlernen. Zwischenmenschliche Beziehungen und gegenseitige Rücksichtnahme sind digital nicht zu vermitteln. Die soziale Komponente bleibt hier fast vollständig auf der Strecke." Doch setzt Homeschooling auch den Lehrern zu? "Homeschooling sehe ich nicht als Belastung, sondern vielmehr als Herausforderung. Da jedoch nicht alle Eltern die dafür notwendigen technischen Voraussetzungen haben und oft auch nicht den Willen haben, diese zu benützen, müssen die Arbeitsaufträge von den Lehrern doppelt vorbereitet werden – digital und analog. Das Problem dabei ist, dass nur schriftliche Arbeitsaufträge dem Bildungsauftrag nicht gereicht werden. Kinder benötigen zur intellektuellen Reifung die verbale Interaktion, die Erfahrungen mit Emotionen und das Kennenlernen von Diversitäten. All das kann digital nicht vermittelt werden, sondern benötigt unbedingt den physischen Kontakt mit den Mitmenschen.", so Waka. Wie ist das momentane Stimmungsbild bei den Schülern und Lehrern?" Ich kann in meinem Umfeld nur feststellen, dass die Kinder kaum Probleme mit dieser Situation haben. Sie akzeptieren das Tragen des MNS vollkommen.Ein positiver Effekt dieser speziellen Situation ist jedoch feststellbar. Da die Eltern nicht mehr in die Schule dürfen, werden die Schüler wesentlich selbstständiger und müssen sich um ihre Sachen selbst kümmern. Das sehe ich als eine elementare Schule für das Leben. Auch die Lehrer haben sich schnell auf die neue Situation eingestellt und sehen positiv in die Zukunft." Zu der Frage ob eine Ferienverkürzung angedacht werden soll meint der Direktor: "Die Ferienzeitdiskussion hat es schon in meiner Studienzeit gegeben, also vor 40 Jahren. Grundsätzlich möchte ich dazu feststellen: Die Ferienzeitregelung hat ihre Grundlagen in der Kindes- und Entwicklungspsychologie. Jeder Mensch benötigt bei engem Zusammensein in einer Gemeinschaft (Klasse) in regelmäßigen Abständen länger dauernde Phasen der psychischen Erholung. Um unseren Geist wieder ins Reine zu bringen und abschalten zu können, benötigen wir eine längere Zeitspanne. Jede psychotherapeutische Rehabilitation dauert mindestens 6 Wochen. Unsere Kinder brauchen diese Zeitspanne, wo sie nicht an die Schule denken müssen und ihre Gedanken ordnen können. Nach diesen 6 Wochen gibt es Zeit sich wieder mit der Schule zu beschäftigen, zu wiederholen und sich vorzubereiten. Auch Lehrer benötigen diese Erholungsphase." Die Studie ergab auch, dass in durch die verkürzten Ferien die fehlenden Lehrinhalte nachgeholt werden sollten. Dazu sagt er: "Es hat sich gezeigt, dass Homeschooling in der Volksschule nur in der konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Eltern, Lehrern und Kindern funktioniert. Hier hat sich auch gezeigt, dass sogar von einigen Kindern mehr gelernt wurde, da diese weiterführende Lerninhalte eingefordert und auch erhalten hatten. Ich glaube nicht, dass eine Verkürzung der Ferien große Vorteile bringen würde."

Tourismusschule St. Pölten

Direktor Hörhan von der Tourismusschule St. pölten sagt zum Thema Herausforderungen des Homeschooling folgendes: "Die Pädagogen, die es gewohnt waren aus der Mimik, Gestik und dem Verhalten der Schüler abzuleiten, ob alles richtig verstanden wurde, standen im Homeschooling vor dem Problem, dass der Sichtkontakt auf ein Minimum reduziert war, bzw. völlig wegfiel. Es war dadurch ungleich schwerer zu interpretieren, ob von den Schüler alles verstanden wurde" Zu den Ferien berichtet er: "In der Tourismusschule sei eine Verkürzung der Sommerferien nur schwer möglich, da die Schüler im Sommer jedes Jahr umfassende Praktika machen müssen."

Interview

Die Bezirksblätter waren auch im Gespräch mit Schulleiterin Erika Frühwald von der Sportmittelschule St. Pölten und NöMS Harland zu diesem Thema.

Welche Herausforderungen gibt es aufgrund des Homeschoolings?
ERIKA FRÜHWALD: "Das Team der Sportmittelschule St. Pölten, der NöMS Harland und ich haben so flexibel wie möglich auf die gegebenen Situationen reagiert. Das Hauptproblem liegt in der Technik, die aber laufend verbessert wird. So hat beispielsweise der Elternverein der NöMS Harland für Kinder, die zu Hause keine Endgeräte hatten, ein paar Leihgeräte zur Verfügung gestellt und das Land NÖ hat weitere Leihgeräte bereitgestellt. Ein weiteres Themenfeld ist die Kommunikation: Die Kommunikation zwischen Lehrer/innen aber auch der enge Kontakt mit den Eltern und Erziehungsberechtigten ist hier besonders wichtig, um Fragen oder Missverständnisse zu klären!
Das Wichtigste ist, dass es eine klare Linie gibt, die vom gesamten Kollegium mitgetragen und umgesetzt und den Kindern und Erziehungsberechtigten gut kommuniziert wird.
Im November beim 2. Lockdown waren wir schon sehr gut gerüstet und haben für unser Konzept viel positives Feedback von den Eltern erhalten."

 
Ist Homeschooling eine Belastung für Ihre Professoren und wenn ja, warum?
ERIKA FRÜHWALD: "Das Distance Learning (Onlineunterricht bei Lockdown, jetzt auch jeden Freitag) und auch das Homeschooling (Aufgaben für zu Hause bei Schichtbetrieb) sind große Herausforderungen für mein Kollegium gewesen. Der Onlineunterricht im Distance Learning muss ganz anders vorbereitet werden, auch mussten einige Kolleginnen und Kollegen sich die nötigen vertieften Kenntnisse im EDV-Bereich erst aneignen. Die Lehrer/innen meiner Schule nehmen die Aufgabe sehr ernst und kümmern sich nahezu rund um die Uhr um alle Anfragen und Aufgaben."

Wie ist das momentane Stimmungsbild bei den Schülern und Professoren?
ERIKA FRÜHWALD. "Sowohl bei Schüler/innen als auch Lehrer/innen spüre ich die Freude, wieder vor Ort in der Schule zu sein. Die Situation mit Schichtbetrieb, Homeschooling UND Distance Learning ist allerdings für ALLE Beteiligten eine neue Herausforderung!
Zusätzlich kommen noch Kinder in Betreuung dazu und kranke Kinder müssen ebenfalls mit dem Lernstoff versorgt werden. Lehrer/innen müssen sich die Einheiten sehr gut überlegen und planen, damit es zu keinen Verwirrungen kommt. Hier ist das pädagogische Feingefühl der Lehrer/innen gefragt, die Kinder gut anzuleiten."

Wie sehen Sie eine Verkürzung der Sommerferien?
ERIKA FRÜHWALD: "Ich kann einer Verkürzung der Sommerferien nichts abgewinnen.
Die Schüler/innen, die Lehrer/innen aber auch alle Schulleiter/innen haben sich eine ausreichende Erholungsphase im Sommer verdient! Wer glaubt etwas nachholen zu müssen, kann sich für die Sommerschule anmelden. Informationen findet man u.a. auf der Seite des Bildungsministeriums.
Die Schüler/innen haben heuer viel gelernt, nicht nur Lehrstoff, sondern auch Selbständigkeit, digitale Fertigkeiten, Eigeninitiative und die Bedeutung von klaren Strukturen. Es ist definitiv KEIN verlorenes Jahr, sondern ein ANDERES Jahr. Dieses Schuljahr lehrt uns auf das Wesentliche zu achten und ganz neue Wege zu gehen! Ich möchte für mich und meine Schule so viel Positives wie möglich aus dieser besonderen Zeit mitnehmen!"

Was macht Sie besonders stolz in dieser schweren Zeit? 
ERIKA FRÜHWALD: "Ich bin stolz auf die Leistungen und die Entwicklung der Kinder an meiner Schule unter diesen Bedingungen, natürlich ist noch Luft nach oben, aber die Kinder waren zu fast 100% im Onlineunterricht anwesend und die meisten Kinder haben ihre Aufgaben zeitgerecht abgegeben und sich sehr bemüht! Mein Dank gilt dem Kollegium, das den Weg gemeinsam mit mir geht und das auch immer wieder an Verbesserungen mit mir arbeitet.
Schule ist ein dynamischer Ort! Auch den Eltern und Erziehungsberechtigten gehört mein Dank, denn sie unterstützen ihre Kinder zu Hause, halten den Kontakt zur Schule und achten auf die Gesundheit ihrer Kinder (an beiden Schulstandorten gab es noch keinen einzigen positiven Corona-Fall in der Schule!)"

"Zum Abschluss möchte ich noch sagen, dass ich Mutter von 2 Kindern in einer Mittelschule bin. Diese Tatsache kommt meiner Schule sehr zu Gute und das spüren sowohl die Kinder an meiner Schule als auch deren Eltern. Ich merke an meinen eigenen Kindern, dass sie sich in diesem Jahr sehr gut entwickelt haben! Bildung ist Entwicklung auf vielen Ebenen und nicht nur lernen für eine Schularbeit oder einen Test."

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