Gericht
Mit 350.000 Euro-Beute ab nach Serbien

- Der 39-jährige Täter flüchtete mit seiner Beute nach Serbien und versuchte den Schmuck dort zu Geld zu machen.
- Foto: Probst
- hochgeladen von Nikolaus Frings
Ein 39-jähriger Serbe erbeutete Schmuck im Wert von knapp 350.000 Euro und flüchtete mit diesem außer Landes.
ST. PÖLTEN. Als „Märchenstunde“ bezeichnete der St. Pöltner Richter Slawomir Wiaderek den ersten Teil der Verhandlung gegen einen 39-jährigen Serben, dem Staatsanwältin Barbara Kirchner einen Einbruch bei einem Juwelier in der Landeshauptstadt zur Last legte.
Ungereimtheiten beim Alibi
Das Alibi, das der Beschuldigte bereits vor der Polizei angab, ließ der Richter bis zum Prozess akribisch durchforsten und stieß dabei auf zahlreiche Ungereimtheiten, mit denen er den Serben im Gerichtssaal konfrontierte. Unter anderem behauptete der Angeklagte, an einer Demenzerkrankung zu leiden, weshalb er sich an einiges nicht erinnern könne. „Offensichtlich“, meinte Wiaderek, „handelt es sich nur um eine punktuelle Vergesslichkeit, die immer nur dann auftritt, wenn die Anklage Sie belastet!“
Nach etwa 45 Minuten bot der Richter dem Serben an, sich noch einmal kurz mit Verteidiger Christian Werner zu beraten, da bei dem Strafmaß bis zu zehn Jahren Haft ein Geständnis doch als wesentlicher Milderungsgrund für ihn als Ersttäter ins Gewicht fiele. Mit dem Hinweis, er brauche nichts zu gestehen, was er nicht getan habe, gelang es Werner schließlich seinen Mandanten aufgrund der Beweislage zu einem Geständnis zu bewegen.
Schmuck zu Geld gemacht
„Ich bin schuldig“, erklärte der Mann in der Folge und gab an, am 7. Dezember 2017 gemeinsam mit einem Landsmann, der dafür in Wien ein Auto stahl, nach St. Pölten gefahren zu sein. Bei einem Juwelier schnitt das Duo ein Scherengitter auf und zertrümmerte danach das Glas der Eingangstüre mit einem Rammbock. Mit Schmuck im Wert von rund 350.000 Euro gelang den Einbrechern vorerst die Flucht, wobei sie den gestohlenen Wagen schließlich auf einem Parkplatz zurückließen.
In Serbien machten sie den Schmuck zu Geld, er selbst habe etwa 15.000 Euro erhalten. Während bei ihm ein halbes Jahr später die Handschellen klickten, läuft gegen seinen Komplizen ein internationaler Haftbefehl.
Nach seinem Geständnis holte sich der Serbe noch einen weiteren Pluspunkt. Er erkannte die Schadensforderung von Privatbeteiligtenvertreterin Susanne Binder-Novak an, gab jedoch vorsichtig zu bedenken, dass er keine Ahnung habe, woher er die 350.000 Euro nehmen solle. Der Schöffensenat verurteilte den Angeklagten schließlich zu einer dreijährigen Freiheitsstrafe, wovon zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurden (nicht rechtskräftig).



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.