Fachhochschule St. Pölten
Qualitätsstandards für die Kinder- und Jugendhilfe: Fachtagung an der FH St. Pölten
An der Fachhochschule St. Pölten fand eine Fachtagung zum Thema Qualitätsstandards für die stationäre Kinder- und Jugendhilfe statt. Solche Standards hat die Organisation FICE Austria (Fédération Internationale des Communautés Educatives) gemeinsam mit Organisationen der Kinder- und Jugendhilfe entwickelt. Bei der Veranstaltung stellten Experten die Standards einem Fachpublikum aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland vor.
ST. PÖLTEN. Im Zeitraum 2017 bis 2019 entwickelte FICE AUSTRIA gemeinsam mit neunzehn Organisationen, die in der Kinder- und Jugendhilfe in Österreich tätig sind, Qualitätsstandards für Prozesse der Unterbringung und Betreuung von Kindern und Jugendlichen in stationären Einrichtungen. Experten vom SOS-Kinderdorf, Verein Prosoz Wien, FICE Austria, Caritas Wien und Arbeitskreis NOAH stellten die neuen Qualitätsstandards bei der gestrigen Veranstaltung dem Publikum vor. Bei einer Podiumsdiskussion erörterte die niederösterreichische Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig mit Experten die Bedeutung der Qualitätsstandards und notwendige Schritte, um diese in der Praxis umzusetzen.
Bestmögliche Betreuung in stationärer Behandlung
Die Qualitätsstandards wurden aus einer fachpädagogischen Perspektive formuliert und verfolgen das Ziel, eine bestmögliche Betreuung von Kindern und Jugendlichen in stationärer Betreuung zu gewährleisten – nachvollziehbar und österreichweit vergleichbar. Die Fachtagung an der FH St. Pölten stellte die Standards gestern einem breiten Fachpublikum aus Niederösterreich, Wien und dem Burgenland vor.
Gemeinsame Qualitätsstandards
„Es ist beachtlich, dass sich private Organisationen, die im Wettbewerb stehen, zu gemeinsamen Qualitätsstandards selbst verpflichten. Die Qualität der Arbeit für die Kinder vergleichbar, überprüfbar und nachvollziehbar zu gestalten, ist ein wichtiger Referenzrahmen zur Selbstreflexion und Sicherheit unserer Mitarbeiter“, erklärt Monika Franta, Geschäftsführerin von Rettet das Kind NÖ.
Neues Modell vorgestellt
Niederösterreichs Kinder- und Jugendhilfelandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig betonte bei der Veranstaltung, dass jedes Kind das Recht habe, kindgerecht und vor allem bestmöglich unterstützt ins Erwachsenenalter begleitet zu werden: „Vor wenigen Wochen haben wir in Niederösterreich ein neues Modell vorgestellt, das in zwei Phasen bis ins Jahr 2022 die hohe Qualität im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe weiter ausbauen wird. In diesem Zusammenhang sehe ich in den vorgestellten Qualitätsstandards einen zusätzlichen wichtigen Impuls, um die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen bei uns, aber auch in den anderen Bundesländern sicherstellen zu können. Vor allem jetzt, wo die Kinder- und Jugendhilfe in der ausschließlichen Verantwortung der Länder liegt, ist eine derartige Initiative von besonderer Bedeutung“
"Ein Kind ist ein Kind"
„Ganz egal, ob ein Kind in Niederösterreich oder in Tirol lebt, ein Kind ist ein Kind.“, sagt Clemens Klingan, Geschäftsleiter bei SOS-Kinderdorf, „Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass allen Kindern die beste Qualität in der Betreuung zukommt. Einheitliche Standards, deren Überprüfung sowie ein rechtlicher Rahmen sind die Grundvoraussetzung dafür.“
Standards in die Praxis umsetzen
Monika Lengauer von FICE Austria und Mitautorin der Qualitätsstandards, präsentierte Hintergründe und Ziele rund um die Entwicklung der Qualitätsstandards. Stephan Sting, Professor für Sozial- und Integrationspädagogik an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, erklärte in seinem Vortrag, warum Qualitätsstandards als Medium der Qualitätsentwicklung in stationären Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen wichtig sind.
Gemeinsame Verantwortung braucht Standards
„1989, also vor bereits dreißig Jahren, wurde die Kinderrechtskonvention von der UN-Generalversammlung angenommen. Gemeinsame Verantwortung braucht Standards. Es freut mich für die Sozialarbeit und für die Sozialpädagogik, dass ihnen wirksame Instrumente in die Hand gegeben werden.“, erklärt Christine Haselbacher, Leiterin des Departments Soziales der FH St. Pölten.
Spitze der Politik und Kirche mit im Boot
„Vor drei Jahren hat sich die Spitze der österreichischen Politik und Kirche im Parlament beim Staatsakt ‚Geste der Verantwortung‘ zu ihrer Mitverantwortung für die Realität der Kinder und Jugendhilfe in der Nachkriegszeit bekannt. Es wurde eindrucksvoll beschworen, dass die Kinder- und Jugendhilfe gegenwärtig und zukünftig Kindern unterstützend zur Seite steht. Die aktuell erarbeiteten Standards könnten durch eine bundesweite Umsetzung zu einem Meilenstein dieses Bekenntnisses werden.“, sagt Herbert Siegrist, Geschäftsführer beim Arbeitskreis Noah – Verein für Sozialpädagogik und Jugendtherapien.
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