Jagd im Bezirk St. Pölten
Scharf schießen's, unsere Jägerinnen
2.756 Jäger gibt es im Jagdbezirk St. Pölten, davon sind 310 weiblich – Tendenz steigend.
ST. PÖLTEN. "Die Jagd wird auch in St. Pölten weiblich. Dies bestätigen die Teilnehmerinnen am Jungjägerkurs, aber auch in weiterer Folge bei der Jagdausübung selbst. Es ist heute keine Seltenheit mehr, dass eine Frau zur Jagd geht. Die Kursteilnehmerinnen zeigen äußerst großes Interesse", ist Bezirksjägermeister Johann Schiesser erfreut. Neben dem jagdlichen Erbe, das in den Jagdfamilien weitergegeben wird, spielt auch das fundierte Wissen über die Jagd und die damit verbundene Fauna und Flora eine große Rolle. Außerdem sei es vielen Frauen ein Bedürfnis, den Partner bei der Jagd aktiv als Jägerin zu begleiten.
In die Wiege gelegt bekommen
Julia Kratzer aus Wilhelmsburg ist eine von 310 Jägerinnen im Bezirk. Sie selbst kommt aus einer Jägerfamilie mütterlicher- und väterlicherseits. "Mein Opa war auf der ganzen Welt jagen und hat mir das Jagen mitgegeben, und vor allem mein Papa hat mich da sehr geprägt", erzählt die Jägerin. Er betreibe die Jagd sehr vernünftig, habe ihr von klein auf erklärt, wie und wozu man jagt. "Zusammen mit einer Freundin war ich in einem Jungjägerkurs für die Jagdprüfung. Da waren fast ein Drittel der Teilnehmer Frauen. Wir wurden absolut gleich behandelt, es wurden keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen gemacht", erzählt sie. Exzessiv betreibe sie die Jagd nicht, aber im Mai, sobald die Schusszeit los geht, sei sie immer wieder im Wald unterwegs. "Ich studiere und arbeite in Wien, bin sportlich sehr aktiv und die Jagd ist ein sehr angenehmer Ausgleich", lacht sie.
Eigenes Fleisch
"Für mich ist ein wichtiger Punkt, und ich bin auch deswegen Jägerin, weil ich sehr gerne Fleisch esse und wir zu Hause viel Wild kochen. Wenn ich schon Fleisch esse, will ich wissen, woher es kommt", betont die Wilhelmsburgerin. "Ich finde es gut, dass ich den Bezug dazu habe." Bewusstes Wahrnehmen, nicht in einen Trophäenrausch zu versinken, sei ihr sehr wichtig. "Aber auch, dass es nichts Böses ist, es gehört einfach dazu." Und wenn sie es so ihrem Umfeld erklärt, dass Jagd kein blindes "Drauflosschießen" sei, sondern dass Hege, Brauchtumspflege und noch viel mehr dazu gehört, stößt sie letztendlich meistens auf Akzeptanz.
"Es ist normal"
Sophie Bittner-Schiesser absolvierte ihren Jagdkurs 2014. Momentan ist sie weniger aktiv, aber grundsätzlich sei sie aktive Jägerin. Als Kind ist sie mit ihrem Papa öfter auf den Hochstand mitgegangen. Fremde Menschen reagieren oft noch irritiert oder verwundert, wenn sie erzählt, dass sie Jägerin ist. "Aber eine vegane Schulkollegin hatte damals zu mir gesagt: Du schießt dein Fleisch wenigstens selber und bekommst den ganzen Lebenszyklus mit." Als sie den Kurs gemacht hat, waren viele Frauen jeder Altersklasse dabei. "Jagd ist außerdem viel mehr: Hegemaßnahmen, Füttern, Wasserstellen für Wildtiere, das sehen viele Menschen nicht." Auch ihre eigene Tochter fährt mit ihrem Opa mit in das Revier, die Wildtiere zu füttern. "So wie ich als Kind, wachsen auch meine Kinder mit der Jagd auf."
Zur Sache
2.756 Jäger gibt es im Jagdbezirk St. Pölten, davon sind es 310 Jägerinnen, also 11,2 Prozent Frauen (Stand 31.12.22). NÖ-weit gesehen ist jedes 10. NÖ Jagdverbandsmitglied weiblich.
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