H2 JugendCenter
Schließung stößt auf Unverständnis
Zu seinem 30-jährigen Bestehen muss das H2 JugendCenter der Diözese St. Pölten nun endgültig schließen.
ST. PÖLTEN. Die Bezirksblätter fragten bei den Verantwortlichen nach, wie es dazu kam. Teresa Reitbauer, ehemalige Leiterin des Jugendcenters, berichtet: "Wir haben jahrelang gekämpft, um offen bleiben zu können. Wir dachten mit Renovierung wäre das Center sicher vorm Zusperren." Vor zwei Jahren wurde das Jugendzentrum für 120.00 Euro renoviert und modernisiert. Damit sollten auch mehr Jugendliche angezogen werden - was auch glückte. Durchschnittlich konnten mehr als 400 Besuche verbucht werden. Bezüglich der endgültigen Schließung kritisiert sie: "Es wurde sehr schlecht kommuniziert. Jahrelang gab es schon Diskussionen, dass wir mehr Sozialarbeiter brauchen. Warum es genau zugesperrt wurde ist uns selbst nicht klar.", so die ehemalige Leiterin.
Grund für die Schließung
Die Bezirksblätter fragen bei der Diözese St. Pölten nach. "In den letzten eineinhalb Jahren waren wir alle durch die Pandemie mit vielen, für uns völlig neuen Rahmenbedingungen und Einschränkungen konfrontiert. Gleichzeitig hat die Pandemie wie ein Brennglas Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft sichtbar gemacht, auch in der Pastoralen Arbeit.", so Katharina Brandner von der Pressestelle. Doch warum kam es zur Schließung des Jugendcenters? Brandner erklärt: "Die Diözesanleitung ist dankbar für das Miteinander, das Jugendliche im Jugendhaus H2 erfahren konnten. Für die Diözese St. Pölten ist die städtische Jugendpastoral und Jugendseelsorge sehr bedeutsam und wichtig. Aus diesem Grund sind in der Stadt St. Pölten seit September zwei hauptamtliche Jugendleiter eingesetzt, die als Team wirken. Das pastorale Angebot von „Sankt.“ und umfangreiche Überlegungen zur Studierendenseelsorge rund um die Fachhochschulen werden derzeit ebenfalls ausgebaut und verstärkt. Mit dem Schacherhof in Seitenstetten und dem K-Haus in Eggenburg hält die Diözese zwei profilstarke und gut frequentierte Jugendhäuser."
Ein Ort für alle
"Das H2 JugendCenter hat in den letzten Jahren tausende Jugendliche begleitet und viele bleibende Spuren hinterlassen. Im H2 durften sich Jugendliche egal welcher Herkunft, Religion, Ausbildung und Lebenssituation wohlfühlen und Unterstützung erhalten. Dennoch wird die Einrichtung nun in dieser schwierigen Zeit mit gesteigertem Bedarf an Jugendarbeit geschlossen.", so die ehemaligen Leiterinnen Teresa Reibauer und Theresa Harrer. Während Corona startete das H2 Team unter der Leitung von Theresa Harrer eine große Online-Offensive und an jedem einzelnen Tag an dem trotz Corona geöffnet war, gab es Jugendliche die dieses Angebot nutzten und davon profitierten. So sorgt die Schließung auch unter den Jugendlichen für Unverständnis. "Die Jugendlichen fragen uns auch immer warum es zu gesperrt wurde. Sie sind ziemlich verwirrt und es ist ziemlich schade.", erklärt Reitbauer. So gab es auch von den beiden Leiterinnen und Jugendlichen vergangenen Samstag eine Demo am Domplatz. "Es sollte als letzte Mahnwache dienen", so Reitbauer.
Entscheidung ohne Besuch
Im H2 JugendCenter standen Themen wie Obdachlosigkeit, häusliche Gewalt, Sucht, Kriminalität und Suizidalität an der Tagesordnung. "Trotz mehrerer Einladungen seitens der H2-Angestellten kam es leider nie zu einem persönlichen Besuch der Bischöfe oder dem Generalvikar und nun ist das H2 geschlossen, ohne dass die Entscheidungsträger es vor oder nach dem Umbau jemals gesehen haben. Die Entscheidung über den Verbleib des Jugendzentrums wurde getroffen, ohne die Argumente der Angestellten vor Ort oder die der Jugendlichen zu hören.", kritisieren die ehemaligen Leiterinnen.
Seelsorge sehr bedeutsam
Abschließend erklärt Brandner: "Dass kirchliche Jugendarbeit - so wie sämtliche Tätigkeiten der Diözese St. Pölten - dem Sendungsauftrag und dem seelsorgerischen Grundauftrag der Kirche entsprechen soll, ist selbstverständlich. Ebenfalls ist es verantwortungsvoll, Prioritäten in den Aktivitäten zu setzen und auf die sorgfältige Verwendung von anvertrauten Kirchenbeitragsgeldern zu achten." "Die Stadt verfügt jedenfalls mit dem Steppenwolf und der mobilen Jugendarbeit Nordrand (inklusive neuem Standort mit Beratungsstelle direkt beim Bahnhof) über ein gutes, dichtes Angebot für Jugendliche in St. Pölten.", erklärt Thomas Kainz, Pressesprecher der Stadt St. Pölten.
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