Feuerwehr
St. Pöltens Feuerwehr schuftet in "rechtlicher Grauzone"
Freiwillige Feuerwehrler sind derzeit im Dauereinsatz, müssen sich die Zeit dafür aber oft selbst freischaufeln.
ST. PÖLTEN (nf). Sankt Pöltens Freiwillige Feuerwehrler sind bereits seit Wochen im Dauereinsatz. Die gewaltigen Schneemassen in und um Sankt Pölten forderten ihren Tribut und machten den unbändigen Einsatz der helfenden Hände erst zur Notwendigkeit. Eben diese Hände schaufelten allerdings nicht nur viele Häuser und Straßen vom Schnee frei. Sie schaufeln sich selbst beruflich frei, um die notwendig gewordene Arbeit überhaupt erst verrichten zu können. Zeitausgleich, oder gar Urlaubstage mussten dafür genommen werden. Nur in Einzelfällen wurden sie seitens der Arbeitgeber freigestellt. Ein Umstand, der sich nach dem Wunsch von St. Pöltens werdenden Feuerwehrstadtrat Walter Hobiger schnellstmöglich ändern soll. "Ich bin der Meinung, dass es hier eine Gesetzesänderung braucht. Freistellungen funktionieren aktuell in erster Linie bei öffentlich Bediensteten. Hier sollte nachgeschärft, berufliche Freistellungen einfacher gemacht werden", meint Hobiger.
Rechtlich im "Graubereich"
Dem gegenüber stehen jedoch Äußerungen der NÖ Wirtschaftskammer. "Die Zusammenarbeit von Betrieben und ihren Mitarbeitern funktioniert bei der Freistellung für Feuerwehreinsätze in Niederösterreich sehr gut", schickte der WK-Kommunikationschef Arnold Stivanello voraus. Rechtlich bewege man sich bei solchen Freistellungsverfahren "in einem Graubereich". Seitens der WK habe man sich daher immer gegen eine gesetzliche Regelung und für eine flexible, innerbetriebliche Regelung stark gemacht.
Würth bezahlt voll
Eine solche Regelung beschloss die Böheimkirchner Handelsfirma Würth. "Bisher haben wir die Einsätze während der Arbeitszeit bei anerkannten Hilfsorganisationen als Sonderurlaub bei voller Bezahlung gehandhabt", hieß es hierzu aus der Firma. Ähnlich ist die Lage bei der EVN. Das EVN-Service Center Neulengbach hat 22 Mitarbeiter, davon sind zehn selbst aktiv bei der Feuerwehr tätig. Einer davon ist Martin Weinbub, der das interne Prozedere wie folgt schildert: "Für Katastropheneinsätze, wie zum Beispiel am Annaberg oder am Hochkar, müssen wir uns Urlaub oder Zeitausgleich nehmen", schildert er. Für Alarmierungen im Ortsgebiet werden die Mitarbeiter jedoch freigestellt.
Selbst ist der Helfer
Leichter hat es in diesem Punkt Emanuel Fahrngruber aus Kirchberg/Pielach. Er ist selbstständiger Elektriker, gleichzeitig Feuerwehrmitglied und kann die Lage daher aus beiden Blickwinkeln betrachten. Mit Matthias Enne beschäftigt Fahrngruber außerdem selbst auch ein Feuerwehrmitglied in seinem Betrieb. „Wir fahren beide zum Einsatz, wenn es unsere Arbeit zulässt. Hat mein Mitarbeiter unseren Lehrling dabei, ist klar, dass er ihn nicht alleine lassen darf. Im Falle eines Einsatzes nehme ich mir gerne Zeitausgleich, genauso mein Angestellter, um unsere Kameraden zu unterstützen.“ Dass es in puncto Organisation auch zwischen den einzelnen Wehren große Unterschiede gibt, macht Franz Higer, Sachbearbeiter für Öffentlichkeitsarbeit der FF Hain-Zagging, deutlich. "Wir selbst haben als mannschaftsstarke ländliche Feuerwehr einen besonders hohen Anteil an Landwirten, die ihre Zeit auch für Katastropheneinsätze flexibler aufbringen können. Kleinere Wehren haben es hier sicher ungleich schwerer."
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