Zivildienst
St. Pöltens Zivildiener werden zur Rarität

Regina Kos ist die Direktorin des Pflegeheims an der Traisen. Zivildiener Konstantin Kohl kümmert sich vor Ort um die Betreuung. | Foto: Frings
  • Regina Kos ist die Direktorin des Pflegeheims an der Traisen. Zivildiener Konstantin Kohl kümmert sich vor Ort um die Betreuung.
  • Foto: Frings
  • hochgeladen von Nikolaus Frings

In Sankt Pölten geht die Zahl der Zivildiener zurück, bei den jeweiligen Behörden läuten die Alarmglocken.

ST. PÖLTEN (nf). Rund 2.500 junge Männer leisten in Niederösterreich jährlich ihren Zivildienst. Sie fahren Rettungsautos, pflegen alte Menschen und helfen auf Bauernhöfen. Doch künftig werden es weniger werden. Zum einen kommen nun geburtenschwache Jahrgänge zum Zug, zum anderen ist fast jeder Dritte mittlerweile untauglich. Im letzten Jahr konnten neun von zehn Zivildienst-Stellen besetzt werden. Doch was passiert, wenn die Zahl der Zivildiener weiter sinkt? Ein Check bei denen, die es in Sankt Pölten betrifft.
Im NÖ Pflege- und Betreuungszentrum St. Pölten ist mit Konstantin Kohl derzeit ein Zivildiener beschäftigt. Seit Jahren werden dem Haus an der Traisen vom Amt der NÖ Landesregierung jeweils immer ein bis zwei Zivildiener zugeteilt. Ein Zuteilungsstopp ist dort, zumindest aktuell, noch nicht in Sicht. "Eine Veränderung diesbezüglich konnten wir bis dato nicht feststellen. Im Moment ist es für uns noch nicht spürbar, dass die Anfragen bezüglich des Zivildiensts nachlassen", hielt Direktorin Regina Kos fest.

Zivis sind "sehr beliebt"

Dass eine solche Veränderung in den nächsten Jahren jedoch bevorstehen kann, blieb auch ihr nicht verborgen. Aktuell werden Zivildienstleistende wie Konstantin Kohl insbesondere im Bereich der Betreuung eingesetzt und erledigen anfallende Hol- und Bringdienste. "Zivildiener sind eine echte Bereicherung für unser Zentrum und bei unseren Bewohnern oft auch sehr beliebt", schilderte Kos. Dass eben jene so wohltuende Bereicherung in absehbarer Zeit auszubleiben droht, wirft die Frage nach möglichen Alternativen auf.
Als eine solche könnte beispielsweise das freiwillige soziale Jahr dienen, wie Kos erklärte: "Damit haben wir bereits jetzt sehr gute Erfahrungen gemacht. Eine andere Möglichkeit wäre aber auch, eine engere Kooperation mit Schulen für einzelne Projekte oder Veranstaltungen einzugehen."

Rückgang schon spürbar

Spürbar gemacht hat sich der Rückgang an Zivildienern hingegen bereits bei der Feuerwehr. "Die Anzahl bei den Bewerbern ist bereits geringfügig weniger geworden", ließ Gerda Eismayer, Sachbearbeiterin für Zivildiener der Feuerwehr, verlautbaren. Als eine mögliche Alternative zum zivilen Dienst bei der Feuerwehr ist laut Eismayer ein verstärkter Einsatz der freiwilligen Mitglieder denkbar.
Österreichs Zivildienst steht also vor Herausforderungen. Lesen Sie dazu auch das Interview mit Staatssekretärin Caroline Edtstadler auf Seite 20.

Zur Sache:
Dort leisteten junge Österreicher 2018 ihren Zivildienst: Im Rettungswesen (5.721), bei der Sozialhilfe (4.352) und der Altenbetreuung (1.547), in Krankenanstalten (989), der Flüchtlingsbetreuung (554), der Katastrophenhilfe (397) und in kleineren Bereichen.

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.