Tierheim St. Pölten
Tierarzt prangert Hunde-Tod an
Der frühere Tierarzt des St. Pöltner Tierheims erhebt schwere Vorwürfe – und zeigt nun den Tierheim-Leiter an.
REGION. Tausend Tiere nimmt das St. Pöltner Tierheim jährlich auf. Ein Schicksal entzweit jetzt Tierheimleitung und Vertragstierarzt Franz Wessely. Er war ganze 30 Jahre auch für das Heim tätig. Nun zeigt er den Leiter des Tierheims an: Davor Stojanovic. Begründung: Tierquälerei einer Leonberger Hündin. Stojanovic selbst streitet alle Vorwürfe ab. Es droht eine Schlammschlacht auf dem Rücken der Tiere und der Mitarbeiter des Tierheims
Darum geht's
Im Juni wurden zehn Leonberger Hunde einem Paar im Pielachtal behördlich abgenommen und dem Tierschutzverein St. Pölten (TSV) übergeben. "Davor (Anm: der Tierheimleiter) informierte mich telefonisch und beschrieb den katastrophalen gesundheitlichen Zustand von zwei Hunden", erinnert sich Wessely. "Aufgrund dessen und da ich zu dem Zeitpunkt nicht greifbar war, gab ich Stojanovic die telefonische Anweisung sie in eine Tierklinik zu überstellen", erzählt er.
Davor Stojanovic kontert: "Er wollte, dass wir die Hunde zu seiner Tochter bringen. Jedoch ist diese für solch schwere Fälle, zu unerfahren. So fuhren wir nach Pottenbrunn zum Tierarzt." Dort wurde der Hund über Nacht erstversorgt.
"Munit" gestorben
Eine Fehlentscheidung, wenn es nach Wessely geht: "Der Tierarzt konnte die Hunde nicht weiter stationär behandeln, da eine normal ausgestattete Tierarztpraxis nicht für solche Fälle ausgerichtet ist." Ihm wurden die Hunde am 2. Juni vorgestellt. "Ich wies abermals darauf hin, dass Munit in eine Tierklinik überstellt werden muss, da sie in einem kritischen Zustand war", betont er. Der Heimleiter dementiert: "Wessely hat in den folgenden Behandlungstagen weder schriftlich noch mündlich die Anweisung gegeben die Hündin in eine Tierklinik zu bringen."
Meinungsverschiedenheiten
"Es waren vier Tierärzte involviert. Die Hunde waren stabil. Wessely sagte am Montag bevor Munit verstarb, dass es ihr gut ginge und man die Behandlung bald absetzen kann", so Stojanovic. Am 9. Juni habe sich der Zustand von Munit drastisch verschlechtert, so wurde sie in die Tierklinik nach Tulln überstellt. Fünf Minuten nach Eintreffen verstarb sie. Es gäbe interne Unstimmigkeiten, aber letztendlich sei der Tod der Hündin der Grund für Wesselys Kündigung.
"Wir konnten 9 von 10 Leonbergern das Leben retten."
Davor Stojanovic
Doch nicht einmal in diesem Punkt herrscht Einigkeit. TSV-Obmann Willi Stiowicek: "Meines Erachtens sind persönliche Differenzen der Grund. Wir haben uns nach einem Gespräch einvernehmlich getrennt." Thomas Kainz, Pressesprecher des TSV: "Ich finde es moralisch bedenklich, dass hier von jemandem, der über Jahrzehnte seine Behandlungen verrechnet hat, auf diese Art gegen einen Verein agiert wird, der sich durch den unentgeltlichen Einsatz der Ehrenamtlichen für die Tiere in der Region einsetzt. Wir kämpfen Tag und Nacht um jedes Tierleben."
Für die Staatsanwaltschaft ist es jedenfalls ein gänzlich neuer Fall. Bislang hat es noch keine Anzeigen gegen das Tierheim und seinen Leiter gegeben.
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