St. Pöltner in Richtung Olympia
„Ich liebe dieses Gefühl auf der Kante".
Snowboarder Benjamin Karl ist für die olympischen Spiele unterwegs nach Peking.
ST. PÖLTEN. Bevor der gebürtige St. Pöltner sprechen konnte, stand er auf Skiern im Schnee. „Das erste Mal auf Skiern gestanden bin ich mit 2 Jahren. Damals habe ich noch nicht einmal sprechen können und bin nur Ski gefahren. Mit 10 Jahren wollte ich dann Snowboarder werden. In einem Brief habe ich geschrieben, dass ich der schnellste Snowboarder der Welt und Olympiasieger werden will. Von diesem Moment an habe ich mich auf dieses Ziel konzentriert, nur auf diese eine Sache.“
Er liebt das Gefühl im Parallelslalom auf der Kante zu stehen – sein Signature Move ist daher der Carving Power Turn. „Das Gefühl auf der Kante, der Druck… Ich liebe dieses Gefühl. Früher war ich ein ziemlich guter Skifahrer und wollte auch auf die Skischule gehen, aber dann, nach ein paar Monaten auf dem Snowboard, hat sich für mich alles geändert. Nach diesem Gefühl wollte ich nur noch Snowboarder werden."
Er weiß, dass er besondes ist: es gibt viele schnelle Skifahrer, aber nur ganz
wenige schnelle Slalom-Snowboarder. „Ich glaube, auf der Piste und am Sessellift gibt es niemanden, der mir nicht zuschaut, wenn ich ein paar freie Schwünge ziehe. Einerseits ist es etwas Besonderes, weil es so wenige Leute gibt, die auf diesem Niveau fahren können wie die Jungs aus dem Weltcup und ich. Andererseits kennt man dieses Level auch vom Freeriden. Es ist viel schwieriger als Skifahren, aber ich denke, das ist auch ein Problem der TV-Übertragungen, weil man nicht sieht, wie steil es wirklich ist, wie schnell wir tatsächlich fahren und all diese Dinge.“
Ein Leben für den Sport
In der Ski- und Snowboardschule lernte Benjamin Karl von seinem Mentor Erik Wöll
Jonglieren „Erik Wöll – immer noch Lehrer an derselben Schule. Ich glaube, jedes Kind dort liebt ihn als Sportlehrer, er macht verrückte Sachen. Ich habe dort so viel gelernt, zum Beispiel auch Jonglieren, es gab sogar die Feuerjonglage. Dann gab es jedes Jahr eine Show. Er organisierte eine große Show mit den Kids am Ende des Schuljahres. Es war wie ein Zirkus und wir waren die Akteure. Er ist ein wirklich cooler Typ. Er lebt für die Kids und für den Sport.“
Benjamin Karl sieht das Training als Job „Im Sommer mache ich ein halbes Jahr Snowboard-Pause. Im Fitnessstudio bin ich das ganze Jahr über, also ich denke, ich bin vielleicht mehr Stunden im Fitnessstudio als auf dem Schnee. Aber im Allgemeinen nimmt das körperliche Training viel mehr Zeit in Anspruch als Snowboarden. Mein Trainier hat immer gesagt: “Benni, dein Job ist das Training”. Für Profisportler ist es das wirklich. Du trainierst zweimal am Tag und das nimmt natürlich extrem viel Zeit in Anspruch. Als ich Anfang 20 war, war ich süchtig nach Radfahren. Ich fuhr Mountainbike und Rennrad. Von April bis August habe ich 8.000 km zurückgelegt.“
Disziplin und Konstanz sind für ihn sehr wichtig. „Das ist auch die Art und Weise, wie ich es vermitteln würde, die nachhaltigere Methode. Es
geht darum, Dinge zu tun, die man sein ganzes Leben machen kann und nicht nur für fünf Jahre und dann ab ins Burnout, weil nach fünf Jahren einfach nichts mehr geht und man denkt, “ich kann das nicht mehr”.“
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