Hochsensibilität: Fluch und Segen zugleich
Komponist und Schriftsteller Chris Novi über die Bühnenfassung seines Romans „Highly Sensitive“.
ST. PÖLTEN (mh). Die Adaption von Chris Novis 600-Seiten-Akustikroman „I am Highly Sensitive – Christus lebt!“ als Poptanztheater hat am 9. Mai im Freiraum St. Pölten Premiere. Die Bezirksblätter sprachen mit dem Künstler, der seit seiner Geburt mit der Veranlagung der Hochsensibilität lebt und die Musik und die Texte zum „Popical“ beigesteuert hat.
Herr Novi, was erwartet den Zuschauer beim Popical „Highly Sensitive“?
„Popical“ steht für eine Mischung aus Pop-Album und Multimedia-Inszenierung mit Videos und Songs in Verbindung mit Tanz, Theater und Pantomime – eine neuartige Form, einen tiefsinnigen Stoff zu veranschaulichen. Als absurdes Theater inszeniert, verstärkt die sinnentleerte Darstellung das Thema Hochsensibilität. Man muss komplexer denken können und erkennt nicht unbedingt einen roten Faden oder Zusammenhänge. Trotzdem kann man sich durch die Musik, die Videos und die Gesamtinszenierung auch einfach nur zurücklehnen und die Eindrücke auf sich wirken lassen.
Das klingt trotzdem sehr anspruchsvoll ...
Ich komme selbst nicht aus elitären Kreisen und für mich ist wichtig, dass die Menschen einfach Spaß an Pop- und Rockmusik, Videos, Tanz und ein wenig Tiefgründigem haben. Es geht wie schon in meinem Roman „I am Highly Sensitive - Christus lebt!“ um das Leben eines Menschen, der sehr viel in seinem Leben versucht, aber zunächst nichts zusammenbringt. Doch keine Sorge, am Schluss gibt es doch noch ein Happy End. Das Stück will zeigen, was passieren kann, wenn man sich selbst, seine Menschlichkeit und seine Begabungen nicht als solche erkennt und immer dagegen lebt, bis dich das Schicksal dorthin bringt, wo du es kapierst.
Deckt sich die Handlung der Bühnenversion mit dem Roman?
Der Regisseur Gerhard Hönigl hat die Gabe, die Quintessenz aufgefasst zu haben. Er hat meinen Roman auf den Punkt gebracht und das ist für mich bewundernswert. Die Kunst besteht darin, das Viele auf das Wesentliche zu minimieren. Ich war bei einer Probe dabei und das hat mich sehr beeindruckt und berührt. Ich bin jetzt nicht der objektive Beobachter, weil das ja meine Geschichte und meine Erlebnisse sind, aber es ist echt toll.
„Highly Sensitive“ ist also eine autobiografische Geschichte?
Das ursprüngliche Buch ist in Anlehnung an meine Geschichte angelegt. Ich habe Hoffnung und Glauben gefunden, als mir eine Sozialarbeiterin gesagt hat, dass es Hochsensibilität als Veranlagung gibt. Das war ja etwas, gegen das ich mich von Kindestagen an immer gewehrt habe. Ich war schon immer das „Sensibelchen“, habe aber nicht gewusst, dass dieser besondere Wesenszug mit einer Veranlagung verbunden ist.
Wie äußert sich diese Hochsensibilität bei Ihnen?
Mir ist schon als Kind aufgefallen, dass bei mir alle Wahrnehmungen viel intensiver als bei anderen Menschen sind. Mein Umfeld hat mir aber nicht geglaubt. Heute weiß ich, dass das mit meiner besonderen Begabung zusammenhängt – und ich sehe darin eine Möglichkeit und Chance.
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