Prozess: Hackerangriff auf NÖ Kulturwirtschaft
ST. PÖLTEN (ip). Über 220.000 Euro Schaden soll ein Hackerangriff auf den Kulturbetrieb des Landes Niederösterreich zur Folge gehabt haben, als im Jänner 2015 in rund 80 Verkaufsstellen, darunter auch im Festspielhaus St. Pölten, das Computersystem zusammenbrach und Tickets für Veranstaltungen plötzlich nicht mehr ausgedruckt und der E-Mail-Verkehr nicht mehr durchgeführt werden konnten.
Verantwortlich dafür soll ein 32-jähriger ehemaliger Mitarbeiter sein, dem am Landesgericht St. Pölten nun wegen des Vergehens der Datenbeschädigung der Prozess gemacht wird. Laut Anklage habe er, nachdem er aus dem Betrieb ausgeschieden war, Daten manipuliert und teilweise gelöscht.
Hinweise auf Laptop entdeckt
Vehement bestritt der Beschuldigte die Vorwürfe. Er habe etwa acht Jahre in der Firma als Systemadministrator gearbeitet und sei wegen eines besseren Jobangebots im Oktober 2014 freiwillig gegangen. Für den Kulturbetrieb, der mehr als 30 künstlerische und wissenschaftliche Institutionen umfasst und zahlreiche Außenstellen hat, habe er unter anderem neue Systeme eingeführt und vorhandene verbessert. Im Jänner 2015 habe ihn ein ehemaliger Kollege angerufen und um Hilfe gebeten, „weil da nichts mehr geht!“ Er sei hingefahren und habe geholfen, das System wieder instand zu setzen.
„Haben Sie eine Erklärung für den Systemabsturz, oder wer dahinter stecken könnte?“, wollte Richter Martin Kühlmayer wissen. „Es müsste vielen möglich gewesen sein“, so der 32-Jährige zurückhaltend. Für seinen Verteidiger steht fest, dass es sein Mandant jedenfalls nicht gewesen ist, seine Unschuld lasse sich aber nur sehr schwer beweisen, da das technisch nicht möglich sei. Als belastend wertet die Staatsanwaltschaft Inhalte auf dem Laptop des Beschuldigten, auf dem Fahnder Hinweise entdeckten, die mit dem Zusammenbruch des Computersystems zu tun haben könnten.
Kühlmayer vertagte den Prozess, da es nach den ersten Zeugen und der Stellungnahme des Gutachters noch einiger weiterer Zeugen bedarf.
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