Rumänin brachte St. Pöltner Richter "auf die Palme"
Der Prozess gegen die Angeklagte wurde vertagt. Ihr Mann und ihre Tochter wurden hingegen verurteilt. Sie sollen versucht haben, in St. Pölten Kleidung zu stehlen.
ST. PÖLTEN (ip). Wie ein unschuldiges Mädchen beantwortete eine 40-jährige Rumänin die Fragen des St. Pöltner Richters Markus Grünberger und präsentierte dabei die x-te Version einer Aussage, wonach sie vor der Polizei in der Landeshauptstadt angezeigt hatte, dass der Freund ihrer Tochter in seiner Wohnung Cannabispflanzen angebaut habe.
Waren es bei ihrer Anzeige im Juli 2015 noch eine Menge von „komischen Pflanzen“, die sie hinter der verbarrikadierten Schlafzimmertüre gesehen haben will, sprach sie bei einer weiteren Einvernahme von nur einer einzigen Pflanze, die sie nach ihren Internetrecherchen als Cannabisstaude identifiziert habe. In einer dritten Aussage gab sie an, dass es nur eine Pflanze gewesen sei und mit Sicherheit kein Cannabis.
"Die Polizisten sind unsere Freunde“
„Mit Ihrer Verantwortung bringen Sie mich auf die Palme“, reagierte der Richter gereizt, nachdem die Frau zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft meinte: „Ich weiß nicht, ob ich damals so ausgesagt habe. Wahrscheinlich habe ich mich nicht richtig ausgedrückt!“ Zur Frage, warum sie überhaupt zur Polizei gegangen sei, erklärte sie: „In Rumänien ist das so: Die Polizisten sind unsere Freunde.“ Dass sie den Freund ihrer Tochter damit einer Strafverfolgung ausgesetzt hat, sei ihr nicht klar gewesen, schon gar nicht, dass sie sich damit eine relativ hohe Gefängnisstrafe einhandeln könnte.
Das Verfahren gegen die Rumänin, die gemeinsam mit ihrem 51-jähigen Mann und ihrer 19-jährigen Tochter wegen gewerbsmäßigen Diebstahls angeklagt worden war, wurde vertagte, da zu den falschen Beweisaussagen noch all jene befragt werden müssen, die bei den Einvernahmen anwesend waren.
In Modegeschäft auf Diebestour
Verurteilt hingegen wurden der 51-Jährige und die Tochter der Frau. In einem großen Modegeschäft in St. Pölten schwindelte sich das Trio im September 2015 mit einer vollbepackten Tasche an der Kassa vorbei, konnte jedoch kurz danach gestellt werden. Bei einer Hausdurchsuchung fand man noch weiteres Diebsgut. Wie die Tochter behauptet hatte, wisse sie von ihrer Mutter, dass diese schon mehrfach in St. Pölten gestohlen und die Waren nach Rumänien verkauft habe.
Grünberger sprach die beiden nur im Zusammenhang mit jenem Diebstahl schuldig, bei dem sie erwischt worden waren. Der Rest der Beute könne als Diebstahl nicht eindeutig einem der drei Angeklagten zugeordnet werden. Sechs Wochen bedingt setzte es daher für den 51-Jährigen, die Strafe für die 19-Jährige wurde für die Probezeit von zwei Jahren ausgesetzt. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.
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