"Ich fühle mich von der Regierung gepflanzt"

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Bürgermeister Gerhard Mock im Interview: Er tritt voraussichtlich bei der nächsten Gemeinderatswahl an und kritisiert die Bundesregierung.

ST. VEIT. Seit fast 25 Jahren ist Gerhard Mock Bürgermeister von St. Veit. Ein Interview über späte Gelassenheit, Hotels, Weihnachtsmärkte und die Bundesregierung.

WOCHE: Am 24. November werden Sie 60 Jahre alt. Wie wird gefeiert?
GERHARD MOCK: Gar nicht. Ich lege überhaupt keinen Wert darauf, dass man mich hochleben lässt. Ich werde mit der Familie etwas unternehmen, aber das war's.

Auf das eine Jubiläum folgt bald das nächste: Im Jänner sind Sie seit 25 Jahren Bürgermeister. Wie haben Sie sich in dieser Zeit verändert?
Ich bin ruhiger und gelassener geworden, ich ärgere mich nicht mehr so leicht. Und ich habe im Laufe der Jahre gelernt, dass man für große Projekte über die Parteiengrenzen schauen muss.

Für diese Offenheit - besonders Jörg Haider gegenüber - wurden Sie auch oft genug kritisiert.
Das stimmt und ich sage bis heute, dass ich mit Jörg Haider ein gutes Einvernehmen hatte. Alle Behördengänge rund um die Billa-Ansiedelung in St. Veit zum Beispiel, waren in zwei Monaten erledigt. Was jetzt in letzter Zeit über ihn aufgetaucht ist, zeigt alerdings, dass er kein wirtschaftlicher Kapazunder war. Es gibt derzeit keinen Politiker, der sich so verstellen kann, wie er es gekonnt hat.

Wie sehr können Sie sich verstellen?
Gar nicht. Ich bin jemand, der gerne schöpft und ich halte es nicht aus, länger als eine Woche Urlaub zu haben. Aber trotzdem ist mir meine Freizeit wichtig.

Ist das auch der Grund, warum Sie nicht so viel unterwegs sind, wie viele Ihrer Kollegen?
Ich gehe natürlich auch auf Feiern oder Veranstaltungen. Ich bin aber niemand, der bis drei in der Früh bleibt. Es ist für mich kein Problem, mich von meinen Vizebürgermeistern oder von Stadträten vertreten zu lassen.

Wenn Sie auf fast 25 Jahre als Bürgermeister zurückschauen, was waren die wichtigsten Projekte?
Sicher der Industriepark, in dem heute 1.000 Leute Arbeit finden, und der Bereich Umwelt und Erneuerbare Energie. Was auch eine wichtige Sache war, das waren die 1.000 neuen Sozialwohnungen im Jahr 1992. Das haben wir von St. Veit aus durchgezogen und es ist höchst an der Zeit, dass es so etwas wieder gibt. Allein in St. Veit brauchen wir locker hundert neue, leistbare Wohnungen. Die Mitpreise sind heute überhaupt ein Problem. Ich bin der Meinung, eine Jungfamilie sollte für eine 70 Quadratmeter große Wohnung nicht mehr als 300 Euro zahlen müssen.

Was würden Sie heute nicht mehr so machen?
(überlegt) "Sie wollen jetzt das mit den Hotels hören, oder? Nein, das würde ich heute nicht mehr so machen. Aber als wir damit begonnen haben, war der Fuchspalast als Leuchtturmprojekt für die Region geplant. Ebenso wie das Blumenhotel. Dass die Stadt als Betreiber darauf sitzenbleiben sollte, war ungünstig. Aber mittlerweile läuft vieles besser. Der Fuchspalast ist im nächsten Jahr auch schon gut gebucht, außerdem ist er ja kein reines Hotel. Hier befinden sich die Energieausstellung, ein Caterer, eine Wellness-Oase, eine Pizzeria. . ."

Aber allein vom Hotelbetrieb her: Wird der Fuchspalast heuer schwarze Zahlen schreiben?
"Wir müssen die Zahlen des laufenden Betriebes ansehen. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir zumindest mit einem Nuller aussteigen werden."

In St. Veit gibt es heuer wieder einen Weihnachtsmarkt. Was war der Grund, warum hier ein Umdenken stattgefunden hat?
"Es hat gar kein Umdenken gegeben. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es nicht Aufgabe der Stadt sein kann, einen Christkindlmarkt zu veranstalten. Das ist doch Aufgabe der Kaufmannschaft! Wieso sollten wir etwas machen, das es in allen anderen Städten genau in der gleichen Form gibt?"

Das Denken hat es in St. Veit aber nicht immer gegeben.
"Ja, wir hatten das leuchtende Wohnzimmer und haben eine irrsinnige Summe in die Beleuchtung investiert. Doch mit der Zeit hat das die Leute nicht mehr interessiert. Sie wollten etwas Neues. Und dann hatten wir die Idee mit den Weihnachts-Lauben vor den Geschäften. Ich bin überzeugt davon, dass das bei den Kunden besser angekommen wäre, wenn alle Geschäfte hier mitgemacht hätten. Die Idee an sich war gut!"

Trotzdem gibt es wieder einen Markt, obwohl es anscheinend ganz und gar nicht von dem Konzept überzeugt sind.
"Wir haben einen Wunsch der Wirtschaft erfüllt. Aber noch einmal: Eigentlich sollte so ein Markt von der Kaufmannschaft organsisiertwerden."

Bleiben wir in der Innenstadt. Was tut sich mit den leerstehenden Geschäften?
"Das Problem ist, dass die Bausubstanz veraltet ist und die Besitzer oft unwillig sind, etwas zu ändern. Es gibt natürlich auch Besitzer, die sich bemühen, die Lokale in Schuss zu halten und die bringen sie auch weiter.
Aber manchmal spielen auch andere Faktoren mit, beim Hotel Weißes Lamm, für das sich H&M interessiert, ist es der Denkmalschutz."

Ist das Projekt jetzt endgültig gestorben?
"Nein. Und wenn es einmal so ist, dann haben wir alles versucht. Aktuell warten wir auf einen neuen Bericht eines Denkmalschutz-Sachverständigen, der wird Ende November bei uns einlangen."

Hat die Stadt eine Förderung angedacht, die es Hausbesitzern erleichtern soll, die alten Geschäftslokale umzubauen?
"Nein! Das ist doch nicht unser Job. Wir werden nicht Private unterstützen, damit sie dann womöglich noch mehr Miete verlangen. Schon jetzt ist man für ein 30, 40 Quadratmeter großes Geschäft einen Tausender los."

Mit knapp 60 Jahren - haben Sie da schon Gedanken an die Pension?
"Überhaupt nicht. Ich muss sowieso noch länger arbeiten. 60 ist für mich überhaupt kein Alter, um in Pension zu gehen."

Kann man daraus schlussfolgern, dass Sie 2015 wieder zur Wahl antreten werden?
"Voraussichtlich ja. Außer, es kommt etwas Gravierendes dazwischen. Natürlich denkt man, wenn man 25 Jahre lang Bürgermeister ist, darüber nach, nicht mehr anzutreten. Aber das Problem ist ja, dass man kaum mehr Leute findet, die Bürgermeister werden wollen."

Vielleicht auch, wenn man sich ansieht, wie die Stimmung gegenüber der Politik ist? Die Bundesregierung hat ja jetzt Sorgen wegen des Budgetlochs.
"Da muss ich sagen: Ich fühle mich richtig gepflanzt! Das hat man doch vor der Wahl schon alles gewusst, aber trotzdem eine Steuerreform versprochen, eine Anhebung der Familienbeihilfe oder die Gratis-Zahnspange. Das war Wählertäuschung!
Und was noch dazu kommt: Den kleinen Leuten wird das Geld vorne und hinten aus der Tasche gezogen. Der Staat kassiert und laugt die Leute aus ohne Ende."

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