Mädchen im Schnee eingesunken
Harmloser Zwischenfall am Hörzendorfer See wurde zur Sensationsmeldung. Eismeister spricht Klartext.
Helmut Riepan, Eismeister vom Hörzendorfer See, versteht die Welt nicht mehr. Grund ist das Medienecho auf einen Vorfall, der sich am Sonntag am Eis des Hörzendorfer Sees ereignet hat. Ein Mädchen hatte die freigeschobene Eisbahn verlassen und war mit den Schlittschuhen durch den Schnee gestapft - dabei war die Neunjährige in die Schneedecke eingebrochen. "Durch den Schnee ist das Eis nämlich aufgeweicht. Also befindet sich direkt unter der Schneedecke eine mehrere Zentimeter dicke Wasserschicht, darunter liegt dann das Kerneis. An der betreffenden Stelle ist diese Eisschicht immer noch 16 Zentimeter dick, da könnte man mit dem Auto drüberfahren", so der Eismeister im Gespräch mit der WOCHE St. Veit.
Der Schock war natürlich groß für das Mädchen: "Das ist ja völlig klar, dass man erschrickt, wenn man im Schnee einsinkt und plötzlich Wasser spürt. Aber ich kann nur betonen: Das Mädchen war nie in Gefahr. Meldungen, dass sie im Eis eingebrochen ist, sind falsch", so Riepan. Dennoch war die Aufregung groß, als der Vorfall am Sonntag die Runde am See machte. "Erst hat es ja geheißen, dass jemand im Eis eingebrochen ist, dann hat es Behauptungen gegeben, dass mitten auf einer Bahn ein Loch sei", sagt Riepan. Das konnte aber schnell ausgeschlossen werden.
Trotzdem fand die Meldung ihren Weg in die Medien, Kärnten Heute widmete dem Thema am Dienstagabend die "Einsermeldung": Einen zweieinhalb Minuten langen Beitrag, unterlegt mit Luftbildern. "Das neunjährige Mädchen ist im Eis eingebrochen", heißt es in der Anmoderation, "es konnte sich aber selbst aus dem Wasser befreien". Ein Ausschnitt des Beitrages ist laut Riepan sogar österreichweit auf Sendung gegangen. "Ich war bis zur Hüfte im Wasser" lautete die Schlagzeile auf der Titelseite einer Tageszeitung. "Natürlich wurde in den Beiträgen auch erklärt, dass der Vorfall nicht dramatisch war. Doch es wundert mich sehr, dass das so aufgebauscht wurde", sagt Riepan.
Kritisiert wurde im Beitrag der Zeitung auch, dass sich nur ein einziger Eisläufer bereit erklärt hatte, dem Mädchen zu helfen. Riepan möchte das nicht bagatellisieren, findet aber, dass das auch etwas darüber aussagt, dass die Situation nicht wirklich gefährlich war: "Wenn wirklich jemand im Eis eingebrochen wäre, dann hätten innerhalb von kürzester Zeit dutzende Eisläufer alles Menschenmögliche getan, um die eingebrochene Person zu retten."
Eins betont Riepan aber trotzdem: Dass man die geräumten und zum Eislaufen freigegebenen Flächen nicht verlassen sollte. Denn schnell könnte man Bekanntschaft mit dem Wasser machen - auch, wenn das Schneewasser und kein Seewasser ist.
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