20 Jahre Krisenintervention
"Wenn jemandem der Boden unter den Füßen weggezogen wird"
Seit 20 Jahren gibt es die Kriseninterventionsteams in Kärnten. MeinBezirk.at im Gespräch mit Sabine Pommer, Bezirkskoordinatorin im Bezirk St. Veit.
ST. VEIT. Das Team in St. Veit besteht derzeit aus 16 ehrenamtlichen Mitarbeitern, Sabine Pommer koordiniert das Team seit 2017. Die Krisenintervention ist gefordert, wenn Menschen in akute traumatische Situationen geraten und psychosoziale Unterstützung benötigen. "Wenn jemandem der Boden unter den Füßen weggezogen wird, sind wir zur Stelle", erklärt Pommer. Dann kommen die Rot-Kreuz-Mitarbeiter in den grünen Jacken, um sich um die betroffenen Personen zu kümmern.
In schwierigen Situationen
Das ist zum Großteil bei Todesfällen notwendig. Auch bei Hochwasser oder Überschwemmungen und Bränden wird die Krisenintervention hinzugezogen. Wenn den Betroffenen die Lebensgrundlage genommen wird, wie zum Beispiel das Haus bei einer Überschwemmung, ist es gut in den ersten Stunden Menschen um sich zu haben. Die Mitarbeiter der Krisenintervention sprechen mit den Personen, geben ihnen Halt und sind einfach für sie da.
Psychologische Unterstützung
Um mit diesen negativen Situationen gut umgehen zu können, müssen die Mitarbeiter in der Krisenintervention psychisch gut belastbar sein.
"Es gibt schon immer wieder Situationen, die einen im Nachhinein auch belasten",
erklärt Sabine Pommer, "deshalb machen wir im Team immer wieder Supervisionen und Besprechungen, auch psychologische Hilfe kann in Anspruch genommen werden." Die Kommunikation untereinander ist dafür ein wesentlicher Punkt.
Stundenlang im Einsatz
Ein besonders prägendes Erlebnis war für die Gurktalerin ein Fall in ihrer Heimatgemeinde.
"Ein sechs Monate altes Baby ist an plötzlichem Kindstod gestorben",
erzählt Pommer, "wir waren zu dritt vor Ort, zwei Kollegen haben die Mutter zum Vater gebracht und ich bin bei den Geschwisterkindern im Kindergarten gewesen. Diese Situation hat mich lange belastet, vor allem weil ich ständig am Ort des Geschehens vorbeigekommen bin." Einsätze können über viele Stunden dauern. Bei dem schweren Busunglück letztes Jahr auf der S37 waren die Mitarbeiter der Krisenintervention rund 12 Stunden im Einsatz.
Mitarbeit möglich
Grundsätzlich sollten Menschen, die in der Krisenintervention arbeiten möchten, sehr gut belastbar sein und eine gute Psychohygiene haben. Die Anforderung für die Ausbildung ist mindestens 25 Jahre alt zu sein und einen Beruf mit sozialem Hintergrund auszuüben. Sabine Pommer ist im Hauptberuf Pflegedienstleitern im St. Hemma Haus der Caritas. Nach Gesprächen mit der Bezirkskoordinatorin, dem Psychologen des Kriseninterventionsteams und dem Landeskoordinator wird eine 6-monatige Ausbildung angeboten, danach ist es möglich in einem Kriseninterventionsteam zu arbeiten. Interessierte Personen können sich jederzeit bei einer Rot-Kreuz-Stelle melden.
Immer bereit
Im Idealfall sind rund um die Uhr Menschen in Bereitschaft, denn man kann nie wissen, wann die Hilfe gebraucht wird.
"Ich bin sehr dankbar, dass mein Team in St. Veit hier so großartig organisiert ist",
erzählt Pommer, "es melden sich auch immer weitere Freiwillige, die nicht gerade im Dienstplan eingetragen sind, wenn etwas passiert. So können wir schnell ausrücken." Gerufen werden die Ehrenamtlichen von den Blaulichtorganisationen, die bei den Geschehnissen vor Ort sind.
20 Jahre gewürdigt
Im Bildungshaus St. Georgen am Längsee traf man sich kürzlich, um die 20-jährige Arbeit der Kriseninterventionsteams zu würdigen, Rückschau zu halten und auch um verdiente Mitglieder des Teams zu ehren. Insgesamt wurden über 50 Personen für ihren Einsatz über 10, 15 und 20 Jahre in diesem Bereich ausgezeichnet. Unter anderem erhielten auch der organisatorische Leiter Georg Wurzer und der fachliche Leiter Elmar Dobernig das Dienstjahresabzeichen in Gold für ihre unermüdliche Arbeit.
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