Herbstwanderung durch die Wimitzer Berge
Das Wandern ist die schönste Form des Reisens und die beste Methode eine Landschaft zu lesen. Das erfordert aber auch Ausdauer und Leidenschaft. Wandern bedeutet, zu Fuß und mit Gepäck eine längere Strecke zurückzulegen. Die Wimitzer Berge sind kein Spaziergang.
Heute waren wir achteinhalb Stunden und etwa 25 km in den Wimitzer Bergen unterwegs. Wir trekkten von St.Veit (482m) über Frauenstein, dem Zietner Bauern (981m) bis Eggen (1072m) (Im Gasthaus Raunig kocht Isolde Raunig phantastisch) und danach von Eggen nach Gray bis zum Sonnberger (1112m), dann runter nach Schaumboden, nach Nußberg, Hintnausdorf und wieder nach St.Veit.
Vom Zauber einer Landschaft
Inmitten von herbstlichen Rot-, Gelb- und Brauntönen fließt der Wimitzbach durch das enge Tal. Dichter Auwald aus Grauerlenbeständen säumt die Ufer des Bachs und in der Morgensonne glitzert schon der erste Raureif. Der Bach, der der ganzen Region seinen Namen lieh, ist fischreich. Der Auwald ist das Refugium von unzähligen Vogelarten, an den Berghängen streift das Hochwild durch dichte Wälder. Touristische Strukturen fehlen und man findet eine Landschaft mit heute geradezu überraschender Urstprünglichkeit vor.
Die Bewohner der Wimitzer Berge organisieren sich in flexiblen ökonomischen und kulturellen Strukturen. So wurde einst vom Verein Schatztruhe Wimitzerberge ein riesiger Kräutergarten in der uralten Bergsiedlung Dreifaltigkeit angelegt. Am Bauernmarkt und beim Wiesenmarkt verkauft der Verein Handwerksprodukte und Nahrungsmittel in in St.Veit. Mitten im Wimitztal befindet sich seit 2011 das Wimitzbräu, die jüngste Privatbrauerei Kärntens. Die Brauerei setzt ganz auf die Naturbelassenheit ihrer Biere und Regionalität in der Vermarktung. Sämtliche Biersorten des Wimitzbräu werden in Bioqualität gebraut und im Umkreis von rund 50 km um die Brauerei verkauft und geliefert.
Weit oberhalb der alten Kraiger Ruinen steht in luftiger Höhe ein uralter Bergbauernhof und Buschenschank, der Zietner. Einst war er die Heimat des Vereins "BergArt," der Interessierten periodisch Kultur pur anbot.
Von Eggen am Kraigerberg sieht man hinauf zum Sonntagsberg, von dem man sagt, er sei ein magischer Kraftort. Unterhalb des Sonntagsberges zieht eine sanfte, breite Lichtung mit einigen einsamen Gehöften hinunter in den Wimitzer Talboden. Es ist eine feminine, zarte Linienführung, die die Landschaft hier dominiert, wie ihre BewohnerInnen, die das menschliche, ökologische und ökonomische Maß der Region bereichern. Verlangsamung, Intensität, Gegenwart hier und jetzt, sind die Option für eine kraftvolle, naturbelassene Region Wimitzer Berge. Draußen vor bleiben vor allem Aktionismus, Beschleunigung und Stress.
Vielleicht ist dies das größte Kompliment, das man einer Gegend in Kärnten machen kann.
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