Kräutermärchen
BRECHWURZ. Kräutermärchen und Geschichten für Erwachsene, Kinder und Kind gebliebene - Teil 141

Diesmal ist das Märchen nicht von mir, sondern von meinem Sohn Justin, der eines für die Schule verfassen musst. Nur die Idee von der Brechwurz kam von mir, bei Justin wäre es ursprünglich ein ekelig bitterer Kräutertee geworden. 

Ursprünglich stammt die Brechwurz (Carapichea ipecacuanha) aus den tropischen Tieflandregenwäldern Mittel- und Südamerikas und selbst im von mir so innig geliebten Costa Rica soll sie vorkommen. Sie gehört zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Ich kannte sie hauptsächlich aus der Homöopathie, wo sie unter  Ipecacuana bekannt ist. Ipecacuana ist ein homöopathisches Mittel gegen Übelkeit. Es wird aber auch bei Verdauungsproblemen oder starkem Husten (bis zum Erbrechen) eingesetzt. Mein Sohn litt in den ersten Lebensjahren an Asthma und bekam es von einem Homöopathen daher auch häufig verschrieben. Aus dem Wurzelstock der Brechwurz wird überdies Ipecacuana-Sirup – ein starkes Brechmittel – hergestellt.

TRIX DIE FEE UND DER BRECHWURZ-TEE

Es war einmal vor langer, langer Zeit, da lebte einst eine kleine Fee namens Trix. Ihr gemütliches kleines Zuhause war ein alter hohler Fliegenpilz, auf einer mit weichem Moos bewachsenen Lichtung, mitten im Zauberwald. Tag für Tag streifte Trix, auf der Suche nach Abenteuern, durch den Zauberwald. Am liebsten spielte die kleine Fee aber mit ihrem besten Freund, dem weißen Gänserich Martin. „Wollen wir ein Wettfliegen veranstalten?“, schlug Trix eines Tages vor. Martin gefiel die Idee, doch ahnte keiner der beiden, dass der große böse Wolf schon auf der Lauer lag. Als die zwei Freunde an ihm vorüber flogen, sprang der Wolf aus seinem Versteck und fraß den Gänserich mit einem Haps. Auch die kleine Fee konnte dem Wolf nur um Haaresbreite entkommen. Zitternd verkroch sie sich in ihrer Pilzhütte, kauerte sich auf das weiche Mooslager und fing bitterlich an zu weinen. Würde sie Martin jemals wiedersehen? Da kam ihr plötzlich eine Idee. Rotkäppchen und die Großmutter wurden doch auch in einem Bissen verschlungen und konnten später lebendig befreit werden. Man müsste den Wolf irgendwie dazu bringen, seinen Mageninhalt wieder zu entleeren…
Trix fühlte sich rastlos, daher begann sie, ihre Hütte zu putzen. Dabei fiel ihr das alte staubige Buch ihrer Großmutter in die Hände, die darin ihre Rezepte für alle möglichen Arzneien, Tees, Tinkturen und Zaubersprüche aufgeschrieben hatte. Als sie es aufschlug, blieb ihr Blick an einer Zeichnung hängen: „Brechwurz“ stand darunter und „Die Brechwurz ist das bitterste Kraut im Zauberwald. Sie schmeckt so bitter, dass sie selbst einen Wolf zum Erbrechen bringen würde.“ „Die muss ich finden!“ beschloss Trix vehement. Doch dieses bitterste aller Kräuter war sehr selten und so musste die kleine Fee einen ganzen Tag im Wald herumlaufen, bis sie die Brechwurz an einer abgelegenen Stelle fand. Wieder daheim kochte sie sogleich den Tee und ging damit mutig in die finstere Wolfsschlucht. Das laute Schnarchen des Wolfs ließ sich schon aus einiger Entfernung vernehmen. Trix stellte eine Schüssel mit dem grauslichen Brechwurz-Tee vor den Höhleneingang, versteckte sich hinter einem Felsbrocken und wartete. Bald schon verstummte das Schnarchen und der Wolf tapste vorsichtig aus der Höhle. Er dürfte sehr durstig gewesen sein, denn als er die Schüssel sah, trank er alles bis auf den letzten Tropfen gierig in sich hinein. Nun aber wurde ihm furchtbar schlecht. Trix bildete sich ein, dass sogar seine Schnauze einen leichten grünen Schimmer hatte. Der Wolf machte furchterregende Geräusche und spie schließlich Martin mitsamt einer braun-gelben stinkenden Masse, die schon halb verdaut war, auf den Steinboden. „Igittigittigitt!“ schnatterte Martin laut, schüttelte sein Gefieder auf und flog so schnell er konnte zurück in den Zauberwald. Seine kleine Freundin folgte ihm dicht auf den Fersen. Daheim erzählte Trix Martin die Geschichte seiner „wundersamen“ Rettung und zeigte ihm das alte Buch ihrer Großmutter. „Da stehen ja spannende Sachen drinnen!“ grinste Martin. „Trotzdem ist mir der gute alte Gänsewein viel viel lieber!“ Dabei stießen sie mit einem Glas Wasser auf Martins Rettung an. Und was den großen bösen Wolf betrifft… der schämte sich so sehr, dass er sich in seine Höhle verzog und lange lange Zeit nicht mehr hervor kam.

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Foto: Cityfoto
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