KZ Außenlager Ternberg
15. Gedenken der Katholischen Jugend in Ternberg mit Thomas Brezina

Veranstalter, Redner und Mitgestaltende des Gedenkens 2023 in Ternberg. | Foto: kj oö / Haijes
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  • Veranstalter, Redner und Mitgestaltende des Gedenkens 2023 in Ternberg.
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Gut 300 Menschen gedachten am 6. Oktober 2023 in der Pfarrbaracke Ternberg auf Einladung der Katholischen Jugend der Region Ennstal der Opfer des Nationalsozialismus im KZ-Außenlager Ternberg. Die Rede zum 15. Gedenken hielt der österreichische Autor Thomas Brezina.

TERNBERG. Das Gedenken in Ternberg fand heuer bereits zum 15. Mal statt. 2008 war im Zuge der größten Jugendsozialaktion Österreichs „72 Stunden ohne Kompromiss“ – organisiert von der Katholischen Jugend Österreich in Zusammenarbeit mit youngCaritas und Hitradio Ö3 – mit 45 Jugendlichen aus den Dekanaten Weyer und Steyr im Keller der Pfarrbaracke in Ternberg ein Gedenkraum installiert worden. Seither findet hier jährlich eine Gedenkfeier statt, ebenso werden auf Anfrage Führungen angeboten und auch ein pädagogisches Begleitkonzept wurde erarbeitet. Mit Thomas Brezina konnte für das Gedenken auch heuer wieder ein prominenter Redner gewonnen werden. Mit über 70 Millionen verkaufter Bücher zählt Brezina zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren. Er ist UNICEF-Botschafter, wurde mit der „Romy“ ausgezeichnet und ist Träger des „Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich“.

Gedenken als kollektive Aufgabe

Die heurige Gedenkfeierstand stand gemäß dem Jahresschwerpunkt des Mauthausen Komitees Österreich unter dem Motto „Zivilcourage“. Anita Buchberger, Beauftragte für Jugendpastoral in der Pfarre Ennstal, und Cornelia Kreusel, Pastorale Mitarbeiterin in der Jugendarbeit in der Pfarre Ennstal, führten durch die Feier. Zu Beginn erinnerten sie daran, dass das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ein zentrales gesellschaftspolitisches Anliegen der Katholischen Jugend OÖ sei und es für sie zum Selbstverständnis gehöre, sich für Toleranz und Nächstenliebe im Zusammenleben einzusetzen. Die NS-Verbrechen seien ein trauriges Beispiel dafür, wie das Wegschauen und das Schweigen der Bevölkerung zu einem der dunkelsten Kapitel der Geschichte wurden.

„Die Nationalsozialisten verfolgten alle Menschen, die ihren rassistischen Kriterien nicht entsprachen oder sich offen gegen ihre Diktatur stellten. Zivilcourage kann dazu beitragen, dass sich derartige Verbrechen nicht wiederholen und dass die Menschenrechte gewahrt werden“, so Buchberger.

Es sei gemeinsame Aufgabe, die Erinnerung aufrechtzuerhalten – nicht, um anzuklagen, sondern um wachsam zu sein.

Berührbarkeit statt Gleichgültigkeit

Magdalena Lorenz, ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Jugend Oberösterreich, stellte in ihrem Grußwort die Frage, was das Gegenteil von Zivilcourage sei. Boshaftigkeit bzw. böser Wille sei eine Antwort, die möglicherweise zu kurz greife: „Nicht immer gibt es strenge Grenzen zwischen Schwarz und Weiß, Gut und Böse, uns und den anderen. Ich denke, es sind viel eher die Indifferenz und Unempfindlichkeit, die Überforderung und die Gleichgültigkeit der modernen Leistungsgesellschaft, die den beherzten Einsatz für das Gute so oft unterbinden“, so Lorenz. In den Gräueln des Zweiten Weltkrieges und der Unmenschlichkeit des Dritten Reiches hätten die Macht der Härte und das Gesetz des Stärkeren ihren Höhepunkt erreicht. Bewunderung verdienten jene Menschen, die auch unter diesen Bedingungen durch ihr beherztes Handeln die höchste Form der Zivilcourage bewiesen hätten.

„Ein Einüben in eine solche Haltung, ein wacher Blick auf unsere Mitmenschen und der zivilcouragiere Einsatz für den bedrohten anderen ist dabei in Zeiten wie diesen, in denen es oft scheint, als würden die Mächte der Konkurrenz, der Härte und der Gleichgültigkeit erneut die Oberhand gewinnen, wichtiger denn je.“

Widerstand brauche eine Quelle, aus der er sich speisen könne: ein angeborener Mut, ein Hang zur Aufmüpfigkeit, weltanschauliche Überzeugungen, Erfahrungen der Freude, der Zärtlichkeit und der Verdanktheit oder der Glaube, der die Frage stelle „nach einer Hoffnungsdimension, die das rein Irdische und Unmittelbare überschreitet“, so Lorenz. Wo diese Quellen abhandenkämen, würden Menschen unempfindlich für die Not ihrer Mitmenschen. „Lassen wir nicht zu, dass wir hart werden, sondern lassen wir uns berühren. Ich wünsche uns einen wachen Blick, um die Zeichen der Zeit wahrzunehmen, zu deuten und dort einzuschreiten, wo es gefährliche Fehlentwicklungen gibt. Es ist nicht zuletzt die Aufgabe der Jugend, mit ihren Störungen anzuecken, wachsam zu sein und sich gegen die Indifferenz zu erheben“, betonte Lorenz.

„Kette von Erinnerungsperlen“

Historiker Adolf Brunnthaler hat vor 15 Jahren an der Entstehung des Gedenkraums Ternberg mitgewirkt. In seinem Grußwort wies er darauf hin, dass sich die Gedenkstätte Ternberg in eine „Kette von Erinnerungsperlen“ einreihe, die in den letzten Jahrzehnten entstanden sei: „Die Gedenkstätte in Weyer-Dipoldsau mit ihren Gedenkfeiern seit 2001, das KZ-Denkmal im Kreisverkehr von Großraming – eines der ersten seiner Art – und der Gedenkraum in Ternberg mit seiner Erinnerungskultur“. Brunnthaler dankte den Jugendlichen, die vor 15 Jahren die Gedenkstätte Ternberg während der „72 Stunden ohne Kompromiss“ gestaltet hatten: „Ihr könnt stolz darauf sein, was aus diesen ersten ‚72 Stunden‘ geworden ist“. Der Katholischen Jugend der Region Ennstal sprach er seinen Dank für die jahrelange ausgezeichnete Zusammenarbeit aus.

Mut und Entschlossenheit

Jugendliche machten anhand eines kurzen Rollenspiels anschaulich, wie man in bestimmten Situationen Zivilcourage zeigen kann. Bereits im Vorfeld waren junge Menschen gefragt worden, was sie unter dem Begriff Zivilcourage verstehen; die Antworten wurden in einem kurzen Video gezeigt. Bei der Veranstaltung wurden die Teilnehmer:innen aktiv in die Thematik eingebunden und u. a. um kurze Statements gebeten. Der Beitrag der Jugendlichen endete mit einem Appell: Bei Zivilcourage gehe es darum, hinzuschauen, hinzuhören und Unrecht nicht einfach hinzunehmen. Es erfordere Mut und Entschlossenheit, um gegen Diskriminierung und Ungerechtigkeit vorzugehen. Zivilcourage sei ein wichtiges Fundament für den Zusammenhalt in der Gesellschaft.

Thomas Brezina über scheinbare Toleranz und die Macht der Sprache

Für die heurige Gedenkrede konnte wieder ein namhafter Redner gewonnen werden: der erfolgreiche österreichische Autor Thomas Brezina. Er sprach allen seine Hochachtung aus, die den Gedenkraum eingerichtet haben, ihn betreiben und die alljährliche Gedenkfeier organisieren bzw. gestalten. Brezina wies im Zusammenhang mit Diskriminierung auf die Macht der Sprache hin. „Es gilt zu verstehen, was in unserer Sprache – und ich bin ein Mann der Sprache – von anderen als kränkend empfunden werden kann, obwohl wir es sicherlich nicht so meinen. Wenn ein schwarzer Mann in Österreich gefragt wird: ‚Woher kommst du eigentlich?‘, kann er nur antworten: ‚Aus dem Ennstal!‘, denn von dort kommt er. Er ist Österreicher. Diese Frage heißt aber: ‚Du gehörst nicht dazu, weil du anders aussiehst.‘ Menschen, die diese Frage stellen, werden sofort sagen: ‚Ich hab das doch nicht so gemeint.‘ Es geht einfach darum, sich bewusst zu werden, dass jeder von uns, wenn er sich für noch so weltoffen hält, für noch so tolerant, akzeptierend, inkludierend, jeder, der sagt, ‚Rassismus ist mir fern‘, trotzdem schauen soll, wie man denkt, wie man spricht.“ Er, Brezina, nehme sich da nicht aus und lerne selbst täglich dazu.

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