Gerhard Weissensteiner
Ein Schulausflug von anno dazumal
Autor und Heimatforscher Gerhard Weissensteiner über einen unvergesslichen Schulausflug.
SCHIEDLBERG. "Während meiner Schulzeit fieberten wir Schüler immer sehnsüchtig auf einen der jährlich stattfindenden Schulausflüge hin. Waren diese Wanderungen doch jedes Mal eine kleine Abwechslung zum Schulalltag. Unsere Lehrkräfte in Großraming waren stets bemüht, die Ausflüge auf das Alter und auf die Kondition der Schüler abzustimmen. Doch zimperlich waren sie dabei nicht. Vielleicht setzten sie einfach voraus, dass wir Landkinder schon von zu Hause aus nie verweichlicht wurden und uns der tägliche Schulweg, der bei einigen Kindern doch einige Kilometer lang war, abhärtete", erzählt Autor und Heimatforscher Gerhard Weissensteiner.
Weissensteiner besuchte in Großraming die Volks- und Hauptschule und den Polytechnischen Lehrgang von 1961 bis 1970. Alle Lehrkräfte waren zu seiner Schulzeit immer um ihre Schüler bemüht. "Sie lehrten uns nicht nur das nötige Wissen fürs Leben, sondern achteten auch beim Sport und bei den Schulveranstaltungen immer darauf, dass uns nie etwas passierte. Deshalb waren sie für unsere Eltern, aber auch für uns Schüler, immer Respektspersonen".
"Seit dieser Zeit bin ich nie mehr auf die Grünburger Hütte und auch nicht auf den Schoberstein gegangen."
In der vierten Klasse Volksschule, Weissensteiner war damals gerade mal zehn Jahre alt, hinterließ der damals angesetzte Schulausflug bei Weissensteiner doch einen bis heute anhaltenden Eindruck. "Seit dieser Zeit bin ich nie mehr auf die Grünburger Hütte und auch nicht auf den Schoberstein gegangen."
Der Schulausflug sah damals so aus: Um sieben Uhr morgens brachte die Schüler der ‚Griasbauern Lud‘ (Herr Aschauer) mit dem Schulbus von Brunnbach zur Hauptschule nach Großraming. Dann ging der Lehrer mit den Schülern zum Bahnhof, von wo sie dann mit dem Zug durch das Ennstal nach Steyr fuhren. Das war ja schon einmal eine tolle Sache, waren doch sicherlich zu dieser Zeit mehrere Kinder dabei, die noch nie mit einem Zug mitgefahren waren. "Wir Brunnbachler hatten wenigstens die Waldbahn. Die Kinder vom Pechgraben, dem Rodelsbach, dem Oberplaissa, dem Hintstein und dem Neustiftgraben gehen diesbezüglich ja bis heute noch leer aus. Zu den Neustiftern haben wir immer gesagt: Geht’s wieder nach Großraming Zugschauen“, erinnert sich Weissensteiner.
Als sie am Hauptbahnhof in Steyr angekommen waren, mussten sie zuerst quer durch die Stadt zum Bahnhof der Steyrtalbahn gehen. Mit der „Schnackerlbahn“ fuhren die Schüler dann durch das Steyrtal bis zur Station „Haunoldmühle“.
"Bis dahin war ja noch alles schön und gut und alles nur eine Gaudi. Jetzt begann aber erst die richtige Wanderung. Wir gingen hoch zur Grünburger Hütte. Von dort weiter zum Schoberstein und anschließend hinunter nach Trattenbach, wo wir am dortigen Bahnhof auf einen Zug aus Richtung Steyr warteten."
Alle fix und fertig
Als sie am späten Nachmittag in Großraming ankamen, mussten sie noch in den Ort hinauf zur Schule gehen. "Wir waren alle fix und fertig. Auch unser Lehrer wird wohl im Stillen überlegt haben, ob er uns da nicht doch ein bisschen zu viel zugemutet hat. Trotz diesem Gewaltmarsch gab keiner meiner damaligen Schulkollegen auf und alle kamen außer mit auf ein paar Blasen an den Füßen wieder gut nach Hause. Solche Schulausflüge wären in der heutigen Zeit nie möglich. Die Eltern würden schon Tage vorher in der „Whats App Gruppe“ rotieren und manche Kinder würden im Hinblick auf ihre körperliche Fitness gleich einmal ganz verweigern. Dieser Ausflug war aber nur eine Ausnahme. Im Großen und Ganzen waren unsere Wanderungen aber immer ein tolles Erlebnis", so Weissensteiner.
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