Osterbräuche der Siebenbürger-Sachsen
"Es ist einfach ein schöner Osterbrauch"

Die Tanzgruppe der Siebenbürger Jugend Traun hält altes Brauchtum aufrecht. Hier in der traditionellen Festtracht.  | Foto: Wolfgang Luif
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  • Die Tanzgruppe der Siebenbürger Jugend Traun hält altes Brauchtum aufrecht. Hier in der traditionellen Festtracht.
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Nachbarsmutter Irene Kastner erzählt über das "Begießen" am Ostermontag.

ROHR, TRAUN. Nachbarmutter Irene Kastner aus Rohr ist die "Obfrau" der Siebenbürger Nachbarschaft Traun. Gemeinsam mit Nachbarvater Dietmar Lindert kümmert sich Irene Kastner um die Aufrechterhaltung der Bräuche und Traditionen aus der alten Heimat, zu denen auch zahlreiche Osterbräuche aus Siebenbürgen zählen.
"Mit dem Palmsonntag begann die „stille“ Karwoche", so die Nachbarmutter, die seit 30 Jahren ein Grundstück in Rohr besitzt und vor zwei Jahren ganz nach Rohr übersiedelt ist. "Jeglicher Lärm (Holzhacken oder auch das „Bleueln“ - das Waschen mit dem Schlägel am Fluss) sollte vermieden werden. Da in diese Zeit aber auch die Vorbereitungen für das dreitägige Osterfest fielen, bedeutete das allerdings gerade für die Frauen viel Arbeit und Geschäftigkeit. Neben Waschen, Putzen, Backen und Kochen gehörte auch das „Gelfen“ (Färben) der Eier zu den Vorbereitungsarbeiten für das Osterfest. Die vielen, rotgefärbten Eier sollen auf die Überlieferung zurückgehen, dass die Hennen am Karfreitag aus Schmerz über den Tod Christi blutige Eier gelegt hätten.


Geschriebene Eier

Zum Rotfärben der Eier verwendete die sächsische Bäuerin früher rote Späne, zum Grünfärben Küchenschelle und Zwiebelschalen zum Braunfärben. Letzteres hat sich bis heute gehalten.
In manchen Dörfern fertigte man auch sogenannte „geschriebene Eier“ in einem Wachs-Reservationsverfahren an. Dabei wurde heißes Wachs auf gekochte Eier aufgetragen, die man anschließend färbte. So wurden die geschriebenen Zeichnungen sichtbar. Mancherorts hatte eine Frau viele solcher Eier zu beschreiben, denn es war üblich, die nicht konfirmierten Patenkinder am 2. Ostertag nach dem Hauptgottesdienst mit einem Ei zu beschenken

"Schöne Mädchen zu begießen
ist des Knaben Freudentag,
darum woll´n wir Dich (Euch) begießen,
heut´ am zweiten Ostertag."

Begießen am Ostermontag

Am Morgen des Ostermontags gibt es für die Männer und Burschen einen lustigen Brauch, der sich bis heute gehalten hat. Die bereits konfirmierten Burschen gingen in Siebenbürgen am Ostermontag zu jenen Mädchen, die ebenfalls schon ihre Konfirmation hinter sich hatten, um sie mit Wasser - später auch Duftwasser - zu besprühen. Davor mussten sie jedoch mit einem Sprüchlein bei der Mutter oder Tante des Mädchens um Erlaubnis bitten. Dieses „Bespritzen“ mit Wasser rührt von der Kraft des Wassers her, das neben dem Feuer seit frühester Zeit große symbolische Bedeutung besitzt. So soll seine reinigende Kraft beispielsweise auch Wachstum und Fruchtbarkeit fördern.

Ostergießen der Siebenbürger Jugend Tanzgruppe

"In Traun wird der beliebte Brauch von der Tanzgruppe der Siebenbürger Jugend fortgeführt." erzählt Irene Kastner. Allerdings verwendet man heute Parfums und Duftwässerchen zum Ostergießen. Danach werden die Burschen bewirtet und bekommen zum Schluss auch noch ein Osterei mit auf den Weg. Der jüngste der Gruppe sammelte alle Eier in einem Korb, denn verzehrt werden sie erst beim „Eiertschoken“ in der nächsten Probe."
"Seit Ende 2000 gibt es in Traun auch die "Alte Jugend" - eine zweite Volkstanzgruppe für die älteren Mitglieder, die verheiratet und/oder bereits aus der Tanzgruppe der Siebenbürger Jugend ausgeschieden sind. Zusammen mit der Siebenbürger Musikgruppe - "Die lustigen Adjuvanten" - führen auch sie den liebgewonnenen Brauch des Ostergießens fort. "Es ist einfach ein schöner, lustiger Osterbrauch, der den Zusammenhalt und die Kameradschaft fördert!"

Die Tanzgruppe der Siebenbürger Jugend Traun hält altes Brauchtum aufrecht. Hier in der traditionellen Festtracht.  | Foto: Wolfgang Luif
Seit 2005 gehen nicht mehr nur die Burschen der Siebenbürger Jugend zu den Mädchen begießen, sondern auch die Musiker der „Lustigen Adjuvanten“. Gemeinsam mit den Tänzern der „Alten Jugend“ besuchen sie die weiblichen Mitglieder der Tanzgruppe und spielen ihnen ein Ständchen. Nach dem „Beschidden“ werden sie bewirtet. | Foto: Birgit Pfeiffer
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