Festival-Seelsorge
"Man ist wie ein Sicherheitsgurt"
Stefanie Brandstetter ist als Festival-Seelsorgerin beim Woodstock der Blasmusik im Einsatz.
KLEINRAMING, LINZ (kai). "Ich glaube, es hat schon mit Berufung zu tun, so wie man sich denkt, berufen zu sein, Arzt zu werden", sagt die 31-Jährige, die aus Kleinraming stammt und ihren Lebensmittelpunkt jetzt in Linz hat.
Brandstetter ist Seelsorgerin bei der Katholischen Hochschulgemeinde. Tätig ist sie an der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz. "Ich glaube auch, dass jeder von uns Seelsorger werden kann. Es geht dabei um guten Hausverstand und dass man die Menschen ordentlich behandelt."
Woodstock der Blasmusik
Brandstetter ist auch in einer weiteren Funktion tätig: Sie ist Festival-Seelsorgerin. "An Orten zu sein, wo junge Leute sind, ist mir wichtig. Papst Franziskus sagt 'Geht hinaus, macht euch verletzlich. Wir brauchen keine verstaubten Kirchen. Steht zu dem, was ihr glaubt.' Junge Menschen sitzen nicht in der Kirche und warten auf uns. Darum gehe ich lieber hinaus und schaue, wo sie sind."
Heuer wird sie zum dritten Mal mit Kollegen beim Woodstock der Blasmusik in Ort im Innkreis als Festivalseelsorgerin dabei sein. "Ein Kollege ist mit dem Verantwortlichen der Veranstaltung in gutem Kontakt. Er hat uns als Team zusammengestellt und gesagt, probieren wir es mal", erinnert sich Brandstetter, die auch bei Summersplash als Seelsorgerin dabei war, an den Anfang.
Für die Leute da zu sein und den Menschen zuzuhorchen sind die Aufgaben. "Wir sind immer zu zweit am Gelände unterwegs und kommen mit den Leuten ins Gespräch. Viele kommen auch freiwillig auf uns zu, weil sie neugierig sind. Die Leute sind sehr positiv überrascht." Mit den Einsatzkräften, wie Polizei und Rotes Kreuz, wird natürlich gut zusammengearbeitet. "Wir haben sogar beim sogenannten Frühschoppen einen Gottesdienst gefeiert. Das kam sehr gut an."
Wacken als Vorbild
Die Seelsorger beim großen Wacken Open Air in Deutschland sind für Brandstetter so etwas wie ein Vorbild. "Dort gibt es das schon seit Jahren. Wir versuchen gerade nach deren Vorbild, das Ganze auf professionelle Füße zu stellen."
Das Woodstock der Blasmusik ist eines der gemütlichsten Festivals. Spaß und Musik stehen im Vordergrund. Braucht man da einen Seelsorger? "Mit Alkohol kommt vielleicht etwas hoch, das einen beschäftigt. Man will aber dann nicht mit den Freunden reden. Für diese Leute sind wir da. Man ist wie ein Sicherheitsgurt. Wenn man ihn braucht, ist man froh, dass er da ist."
Keine Psychologen
Sind die Probleme der Leute sehr drastisch, verweisen Brandstetter und ihre Kollegen auf die Notfallseelsorge oder andere Beratungsstellen. "Wir sind keine Psychologen."
Vier Tage lang stehen heuer an die zehn Seelsorger beim Woodstock der Blasmusik den Besuchern mit einem offenen Ohr zur Seite. "Wir schauen, dass wir das so gut wie möglich machen. Die Präsenz der Kirche zu zeigen an Orten, wo sie nicht erwartet wird, tut auch der Kirche gut", so Brandstetter.
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