"Man muss Herz dafür haben"
Der Almwandertag am 15. August in Reichramig soll die Bedeutung der Almwirtschaft bewusst machen.
STEYR-LAND, REICHRAMING. Heuer findet erneut der OÖ. Almwandertag im Bezirk Steyr-Land statt. Am Dienstag, 15. August, geht’s auf die Anlaufalm im Gemeindegebiet von Reichraming. Veranstalter ist der 1977 gegründete Oö. Almverein. „Wir erwarten rund tausend Besucher, wenn die Witterung passt“, sagt Josef Wolfthaler, Wirtschaftsberater an der Bezirksbauernkammer Steyr.
In Steyr-Land gibt es 94 Almen. Der Großteil ist im Besitz von Landwirten, aber auch Weidegenossenschaften und Agrargemeinschaften pflegen die Almen. Die Anzahl der Almen ist stabil. "Was uns Sorgen macht, sind die Betriebe, die auf die Almen auftreiben. In den letzten 15 Jahren sind diese um ein Fünftel zurückgegangen. Die Anzahl des Viehs ist gleich geblieben", erklärt Johann Feßl, Obmann Oö Almvereines. Laut Feßl fehlt es an erfahrenen Arbeitskräften, die die Almarbeit bewältigen können. Verschwinden kleine bäuerliche Betriebe, gibt es weniger Tiere und die Qualität der Almflächen leidet.
Die Landschaft „offen“ halten
Zur Almbewirtschaftung ist das Vieh unerlässlich. Im Bezirk sind es vorwiegend Kühe, die die Almweiden abgrasen. Da Heuen meist nicht möglich ist, übernehmen die Tiere die Weidepflege. „Die Almwirtschaft ist wichtig, um die Landschaft offen zu halten“, betont Feßl. Andernfalls nimmt der Wald überhand. Eines ist klar: ohne Bewirtschaftung gibt es keine Almen mehr. „Viele Landwirte hören mit der Almbewirtschaftung auf, weil sie zu arbeitsaufwändig ist“, erklärt Feßl. Zäune gehören errichtet, bei Sturmschäden oder Lawinenabgängen stehen oft Reparaturen an. "Auf der Alm wird noch zu 99 Prozent Handarbeit geleistet. Zum Beispiel bei der Unkrautregulierung. Sind genug Tiere vorhanden, ist es leichter. Wenn weniger Tiere aufgetrieben werden, muss man dahinter sein, dass die Verunkrautung nicht überhand nimmt".
Tourismus & Jäger profitieren
Von einer intakten Almwirtschaft profitieren Viele. "Wird das Gras nicht abgeweidet, legt es sich um und es entsteht eine gleitende Oberfläche. Lawinenabgänge und Plaikenbildung sind die Folge. Ein Hektar Almweidefläche produziert sechs bis sieben Mal so viel Sauerstoff als eine Waldfläche", so Feßl. Von der Almwirtschaft profitiert auch der Tourismus. „Ohne Almen sähe es mit dem sanften Tourismus gar nicht gut aus“, meint Feßl. Auch die Jäger sind Nutznießer der Almbewirtschaftung. Gepflegte Almen sind gute Äsungsflächen für das Wild. Feßl selbst bewirtschaftet mit seiner Familie die Hieslalm am Fuße des Großen Pyrgas in Spital am Pyhrn. "Man muss einfach ein Herz dafür haben, nicht nur die Arbeitskraft. Auch wenn es mühevoll ist und nicht so ertragreich: Man geht gern rauf. Es ist eine Leidenschaft und wenn es die nicht mehr gibt, schaut´s schlecht aus".
Idealismus gefragt
Hildegard Höretzauer ist Mitglied der Weidegenossenschaft Großraming und Auftreiberin auf die Anlaufalm. "Wir haben heuer vier Kalbinnen oben, das ist ein kleiner Anteil", so Höretzauer, die als Ergänzung zum Heimbetriebe auftreibt. "Es ist eine zusätzliche Weidemöglichkeit. Die Tiere haben frisches Gras und genug Bewegungsmöglichkeit, das im Biobereich vorgeschrieben ist." Der Almauftrieb bringt aber auch zusätzliche Arbeit mit sich. "Man muss im Frühjahr einzäunen und die Flächen pflegen. Wenn ein Tier krank ist, gehört es behandelt. Man braucht schon Idealismus, dass man eine Alm bewirtschaftet, aber man tut es auch gern." 1992 haben Höretzauer und ihr Mann das Almauftreiben vom Schwiegervater übernommen und wollen das Auftreiben auch weiterführen. "Es ist schon Tradition bei uns".
Oö Almwandertag
Der 38. Oö Almwandertag findet am Dienstag, 15. August auf der Anlaufalm statt. Die familienfreundliche Wanderroute führt vom beschilderten Parkplatz im Brunnbach über Forststraße und Waldweg zu den „3 Bilder“ und dann weiter auf die Anlaufalm. Ein Shuttlebus fährt bis zum Hirschkogelsattel, wo es zu Fuß weiter rauf geht. Ab 7.30 Uhr Ankunft bei den Parkplätzen. Das Programm wird um 10 Uhr durch den Obmann des Oö Almvereines, Johann Feßl eröffnet. Es folgt die Festansprache von Landesrat Max Hiegelsberger und der Festgottesdienst. Anschließend wird zu einem gemütlichen Zusammensitzen geladen. Am Infostand des Nationalpark Kalkalpen werden um 12.30 und 14 Uhr kostenlose Kurzführungen zu den Schmetterlingen im Almgelände angeboten. Der Almwandertag findet bei jeder Witterung statt. anlaufalm.com
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