Seit drei Wochen ohne Trinkwasser
Seit drei Wochen sitzt Markus Kopeter auf dem Trockenen. Sein Nachbar hat ihm das Wasser abgedreht.
LOSENSTEIN, STEYR. Hausbesitzer Markus Kopeter ist verzweifelt, seine Lebensqualität ist im Eimer: Seit Weihnachten kommt kein Wasser mehr aus der Leitung. Die Dusche, das WC, die Waschmaschine – alles außer Funktion. Schuld an der Misere sei sein neuer Nachbar, mit dem er das Haus an der Dirnstraße teile, sagt der geschiedene, alleinstehende Pensionist.
Siegfried A. aus Steyr hat die Hälfte des Hauses vor rund einem Jahr gekauft und saniert es derzeit. „Alle Leitungen liegen frei. Auch wir haben kein Wasser und nehmen es im Kanister aus Steyr mit“, begründet Siegfried A.’s Frau die Unterbrechung der Wasserzufuhr aus der Ortswasserleitung. „Wer übernimmt denn die Haftung, wenn das Wasser aufgedreht wird?“, fragt sie. Der Schalter befindet sich in A’.s Haushälfte.
„Die Leitungen für beide Hausteile sind völlig unabhängig voneinander“, versichert Markus Kopeter. Er hat eine Besitzstörungsklage gegen Siegfried A. eingebracht, über die das Bezirksgericht Weyer demnächst entscheiden wird. „Mein Mandant kann seine Wohnung nicht mehr angemessen bewohnen“, erklärt Kopeters Rechtsanwalt Peter Pfeil aus Garsten. Mehrere Versuche, das Problem außergerichtlich zu lösen, seien gescheitert, sagt Pfeil.
Auch die Gemeinde Losenstein bemühte sich eine Zeitlang vergeblich, zu vermitteln. „Wir hätten sogar Geld in die Hand genommen, um eine neue Wasserleitung zum Haus von Markus Kopeter zu schaffen. Dazu müssten wir aber auf dem Grundstück von Siegfried A. graben“, berichtet Bürgermeister Karl Zeilermayr. Die Zustimmung von A. flatterte schließlich am 8. Jänner 2013 per Fax im Gemeindeamt Losenstein ein.
Der Nachbar lenkte ein
Seit 11. Jänner fließt das Wasser wieder in Kopeters Haushälfte. „Die Gemeindearbeiter haben die Leitung instand gesetzt“, freut sich der Pensionist. Einen Dank richtet Kopeter an den Bürgermeister, der ihm in den vergangenen Wochen Gutscheine für das Hallenbad Losenstein zukommen ließ. „Damit ich wenigstens duschen kann“, erzählt Kopeter.
Demnächst wird das Haus an der Dirnstraße neu an die Ortswasserleitung angeschlossen werden. Jede Haushälfte erhält eine eigene Leitung.
Obwohl das Wasserproblem der beiden Nachbarn aus der Welt geschafft ist, kommt es am 17. Jänner zu einer Verhandlung am Bezirksgericht Weyer. „Es geht auch um eine Entschädigung für drei Wochen ohne Wasser", sagt Markus Kopeter.
Nicht lastenfrei gekauft
Das Haus mit den zwei Eingängen und zwei Hausnummern wurde jahrzehntelang von Markus Kopeter, seiner Familie und seiner Schwiegermutter bewohnt. Diese vermachte ihre Haushälfte samt Grundstück einem ihrer Enkel, der es über einen Immobilienmakler an Siegfried A. verkaufte.
Dass der Zugang zur Haushälfte von Markus Kopeter nun auch auf dem Grund des neuen Nachbarn liegt, wurde dabei offenbar „übersehen“. Der Zugang war zu Lebzeiten der Schwiegermutter nie ein Problem. Nun ist er ein weiterer Streitpunkt zwischen den Nachbarn.
Um eine Lösung bemüht
„Es handelt sich um ein offenkundiges Servitutsrecht, seit das Haus steht“, sagt Kopeters Anwalt. „Herr Kopeter wird am Zugang nicht gehindert oder abgehalten“, betont A.’s Frau. Dazu Eduard Aschauer aus Steyr, der Anwalt von Siegfried A.: „Mein Mandant war beim Kauf des Hauses über viele Umstände nicht informiert.“ Mittelfristig würde Kopeter einen neuen Zugang zu seinem Haus erhalten, sagt der Anwalt. Das erklärte Ziel seines Mandanten sei es, eine Lösung zu finden und gemeinsam in Frieden zu leben, betont Aschauer.
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