Mord in Ternberg
"Sind auf Hinweise angewiesen"
Schwere Vorwürfe gegen Polizei nach Prostituiertenmord. Untersuchungen widerlegen diese jetzt.
STEYR-LAND, LINZ. "Gegen ungerechtfertigte Anschuldigung wehren wir uns natürlich", sagt Polizeidirektor Andreas Pilsl in Bezug auf den Mordfall in Ternberg.
Ein Wiener Strafverteidiger hat nach dem Tod einer Prostituierten schwere Vorwürfe an der polizeilichen Arbeit erhoben. Bei den ersten polizeiinternen Ermittlungen wurde nichts erkannt, was gegen die Kollegen in Garsten spricht. Sämtliche Unterlagen, wie digitale Funk- und Einsatzprotokolle und aufgezeichnete Telefonate wurden in weiterer Folge an das Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) zur Überprüfung geschickt. Bei der dortigen Überprüfung kam man zum selben Ergebnis: Es gibt kein strafrechtlich relevantes Verhalten seitens der Beamten in Garsten. Der Bericht der Korruptionsermittler befindet sich auf dem Weg zur Staatsanwaltschaft Steyr.
Bruchstückhafter Sachverhalt
Fakt ist, dass in der Mordnacht gleich mehrere Personen bei der Polizeidienststelle Garsten eine Rumänin als abgängig gemeldet hatten. "Es wurde eine falsche Adresse genannt und es gab Sprachprobleme", so Pilsl. Auch die angeblichen Hintergründe hätten sich bei den Telefonaten immer geändert. Der Zuhälter der Rumänin habe sich gegenüber der anfahrenden Polizei auch nicht zu erkennen geben. "Vermutlich wollte er nicht auffallen, weil es um illegale Prostitution gegangen ist. Dadurch wurden manche Dinge nicht gesagt, sondern verklausuliert dargestellt. Das hätte uns als Polizei aber geholfen. Aus diesem Grund haben auch die Freundinnen der Getöteten bei der Polizei angerufen." Pilsl sieht hier ein grundsätzliches Problem. "Die Polizei möchte so gut es geht helfen. Wir sind aber auf die Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen. Aber gerade bei sozialen Randgruppen und ethnischen Gruppierungen ist das Vertrauen in die Polizei nicht groß."
Reaktion auf jede Anzeige
Pilsl stellt klar, dass auf jede der telefonischen Anzeigen unverzüglich reagiert wurde. Die Streifen seien mehrmals zu der angegebenen – falschen – Adresse gefahren. Die Beamten haben auch noch in der Nacht mit den dortigen Nachbarn gesprochen. Erst Stunden später stellte sich heraus, dass es das falsche Wohnhaus war. "Wir sind eine lernende Organisation und nehmen solche Einsätze immer zum Anlass um zu hinterfragen. Bei jeder größeren Amtshandlung gibt es von unser Seite eine Qualitätskontrolle. Man muss sich als Polizei auch hinterfragen lassen", so Pilsl.
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