Projekt
„Sprechende Steine“ in der Vorhalle der Stadtpfarrkirche

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Steinerne Grabplatten in der Vorhalle der Stadtpfarrkirche wurden mit Infotafeln versehen.

STEYR. Betritt man die Vorhalle der Stadtpfarrkirche in Steyr, so ist man beeindruckt von den erst kürzlich renovierten Epitaphien (= steinerne Grabplatten). Bisher konnte man damit aber nicht viel anfangen. Die Schrift konnte man nicht entziffern, die Bilder waren unverständlich und die Personen unbekannt.
Seit der Eröffnung der Landesausstellung im April 2021 wurden eine Reihe von Epitaphien mit Informationstafeln versehen, die etwas über den Verstorbenen erzählen, die Inschrift lesbar machen und die Bilder erklären. Aus dem Dargestellten wird auch eine spirituelle Botschaft für heute formuliert, die an die Besucher gerichtet ist.

Bedeutende Bürgerfamilien

Bei den Verstorbenen handelt sich vielfach um bedeutende Bürgerfamilien aus dem 16. Jahrhundert, meist um protestantische Christen, da die Stadtpfarrkirche Steyr fast 100 Jahre eine protestantische Kirche war. „Immer wieder äußern sich Besucher und Besucherinnen sehr positiv über die Informationstafeln und wünschen sich, dass diese auch nach der Landesausstellung an ihrem Platz bleiben“, sagt Initiator Karl Ramsmaier.
Das Epitaph von Wolfgang Urkauf verdeutlicht das Projekt „Sprechende Steine“. Wolfgang Urkauf, Sohn eines reichen Bürgers im damals evangelischen Steyr, studierte an der berühmten Universität Wittenberg (Deutschland), wo Martin Luther 1517 seine 95 Thesen angeschlagen hatte. Er betrieb ein Bergwerk, handelte mit Sicheln und Nägeln, war Kaufmann und Gastwirt, über mehrere Jahre Stadtrichter und 1584-1586 Bürgermeister in Steyr. Der neue Friedhof am Tabor wurde in seiner Amtszeit 1584 eröffnet. Er wohnte mit seiner Familie am Stadtplatz Nr. 30. Mit seiner Frau Margarethe hatte er neun Söhne und sechs Töchter, die im unteren Teil des Grabdenkmals dargestellt sind. Viele seiner Kinder ereilte ein tragisches Schicksal, früher Tod als Kinder, Tod im Krieg oder Ermordung. Wolfgang Urkauf starb 1588, seine Frau Margarethe 1628.
Wolfgang Urkauf steht in der Mitte als bärtiger Mann mit Barett auf dem Kopf und einen bis zu den Knöcheln reichenden Mantel. Der Knochenmann rechts von ihm hält eine Sense und eine Sanduhr als Zeichen, dass das Leben abgelaufen ist. Mit seiner Hand schiebt er den Knochenmann weg. Der Auferstandene links, gerade dem Grab entstiegen, mit dem Segenszeichen der drei Finger – Dreifaltigkeit – hält die Fahne, die den Sieg über den Tod anzeigt. Wolfgang Urkauf hält sich an der Siegesfahne des Auferstandenen fest. Die Botschaft des Epitaphs ist also, dass der Glaube an den Auferstandenen auch heute Hoffnung und festen Halt geben kann.
Die Inschrift lautet: „Dies Bild zeigt uns eigentlich, wie Herr Wolfgang Urkauf sich wohl verhalten hat in Kreuz und Tod, also hilft Gott in gleicher Not.“
Das Epitaph von Stefan Grätl zeigt ihn als Seelsorger im Priestergewand mit einem Messbuch in der Hand. Ein kleines Wappen mit einer Fischgräte bezieht sich auf seinem Namen. Stephan Grätl war der Seelsorger der Elends-Zeche, eines caritativen Vereins, der sich im 16. Jahrhundert der notleidenden Fremden annahm.1 Gegründet wurde der Verein schon 1360 und war damit die älteste Bruderschaft in Steyr.2 Grätl hatte auch eine große Summe Geld für die Stiftung eines Altars der 12 Apostel gespendet.3 Die Inschrift lautet: „Im Jahr des Herrn 1509 am Mittwoch vor oder nach der Stuhlfeier des Apostels Petrus starb der ehrwürdige Stephan Grätl, Seelsorger der Elend-Zeche, in chronologischer Reihenfolge der zweite. Er liegt hier begraben.“ Ein Zitat aus dem Alten Testament stellt den aktuellen Bezug zu heute her. "Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst.“ (Buch Levitikus 19, 34)

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