Vandalismus: Anrainer fordern mehr Kontrollen
Lärm und Verwüstungen machen Bewohnern im Steyrer Stadtzentrum zu schaffen
Das Thema Vandalismus ist ein Dauerbrenner in Steyr. Im Vorjahr wurden bei der Polizei 472 Fälle von Sachbeschädigung angezeigt.
STEYR. Tatort Pfarrgasse am Wochenende: Zu Dutzenden bevölkern junge Leute – manche haben dem Alkohol reichlich zugesprochen – nach der Sperrstunde um vier Uhr früh die Straße. Etliche warten auf ein Taxi, andere machen Radau, johlen, zerschlagen Glasflaschen, urinieren auf Hausfassaden, erbrechen oder reißen Blumen aus.
„Es wird jede Woche ärger“, erzählt eine Anrainerin. Sie bringt nachts kein Auge zu, weil der Lärm unter ihrem Fenster zu groß ist. „Meine Auslage war schon zweimal eingeschlagen, und oft ist sie völlig verklebt“, klagt die Geschäftsfrau. Nicht selten sei der Pfarrberg am Morgen danach voller Scherben.
Ein Hausbesitzer in der Pfarrgasse beklagt die Wertminderung seines Gebäudes: „Die Mieter halten sich generell nicht lange, sie schimpfen über den nächtlichen Lärm.“ Ganz zu schweigen von den Sachbeschädigungen.
„Bereits dreimal wurden die Auslagenscheiben eingeschlagen“, erzählt der Steyrer. Sogar eine Videokamera in 3,5 Metern Höhe kam ihm abhanden.
Die Anrainer haben bei der Polizei sowie im Magistrat bereits mehrmals ihre Nöte vorgebracht. Geändert hat sich seither nichts. „Der Vandalismus tritt seit etwa vier Jahren verstärkt auf“, betont der verärgerte Hausbesitzer.
Demnächst wollen die Anrainer einen neuen Anlauf nehmen. „Wir suchen das Gespräch mit dem Bürgermeister“, kündigt eine Betroffene an. Sie fordert verstärkte Polizeikontrollen am Wochenende betreffend Jugendschutzgesetz in und vor den Lokalen im Zentrum.
13-jährige Täter ausgeforscht
Der stellvertretende Stadtpolizeikommandant Peter Eitzenberger bestätigt die Zunahme der Sachbeschädigungen. 472 Anzeigen im Vorjahr bedeuten eine Steigerung um 17,7 Prozent gegenüber 2010. Damals wurden 401 Sachbeschädigungen angezeigt. Je rund neunzig Fälle wurden geklärt.
„Die Vorfälle sind über das ganze Stadtgebiet verteilt“, sagt Eitzenberger. Vor allem Wohngebiete seien „konzentrierte Bereiche“. Bei den Tätern handle es sich vorwiegend um Jugendliche und junge Erwachsene mit erhöhtem Aggressionspotential.
Erst vor zwei Wochen wurden zwei 13-Jährige ausgeforscht, die fünf Autos in einer Tiefgarage in Münichholz besprüht hatten. Die Polizei verstärke speziell am Wochenende ihre Fußstreifen, vor allem am Stadtplatz, betont Peter Eitzenberger.
Vizebürgermeister Wilhelm Hauser (SP) zur Problematik: „Ich habe großes Interesse, die Dinge in den Griff zu bekommen, aber es gibt kein Patentrezept.“ Auch eine totale Überwachung sei nicht möglich.
Alfred Pech, der Leiter des Stadtmarketings Steyr, erklärt: „Vandalismus ist im Handel und in der Gastronomie ein großes Problem. Immer wieder werden Dekorationen vor den Geschäften verwüstet. Wir machen keine Anzeigen mehr, weil alles sehr schwer nachvollziehbar ist. Mehr Security und Fußstreifen der Polizei wären wünschenswert. Auch alle Bürger sind aufgerufen, die Augen offen zu halten.“
Günter Tischlinger, stv. Polizeidirektor von Steyr, zur Problematik: „Ganz wichtig, um Vandalismus zu bekämpfen, ist die Nachbarschaftshilfe. Ich erinnere an die Aktion „Der wachsame Nachbar“. Zeugen sind sehr wichtig, um die Täter auszuforschen. Die Opfer können sich dann zivilrechtlich an den Tätern schadlos halten. Der Schaden ist im Einzelfall oft gering, in Summe ist das Schadenspotential aber enorm.“
Ziel von Vandalen ist auch die Stadtpfarrkirche im Zentrum. Stadtpfarrer Roland Bachleitner berichtet: „Immer wieder werden Schmierereien an der Kirchenfassade verübt und Abfälle achtlos weggeworfen. Manche verrichten vor der Kirche auch ihre Notdurft. Anzeigen machen wir immer wieder einmal bei der Polizei, aber es schaut kaum etwas dabei heraus. Auf lange Sicht planen wir eine Videoüberwachung, momentan fehlt es dazu aber am nötigen Kleingeld.“
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