Fledermausauffang-Station Steyr
„Vor Fledermäusen muss man sich nicht gruseln“

Fledermäuse haben einen schlechten Ruf. Jedoch geht keine Gefahr von diesen kleinen Flugexperten aus. Sie brauchen dringend unsere Hilfe! | Foto: Angelika Rathei-Stifter
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  • Fledermäuse haben einen schlechten Ruf. Jedoch geht keine Gefahr von diesen kleinen Flugexperten aus. Sie brauchen dringend unsere Hilfe!
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  • hochgeladen von Patricia Gruber

Die Medizinerin Sara Eper ist seit 2020 als ehrenamtliche Mitarbeiterin der KFFÖ (Koordinationsstelle für Fledermausschutz und -forschung in Österreich) und der Fledermausstation Österreich tätig und kümmert sich sowohl um verunglückte erwachsene Fledermäuse als auch um verwaiste Fledermausbabys.

STEYR. „Ich habe eine Fledermausauffangstation über den Verein Fledermausstation Österreich bei mir zu Hause in Steyr. Damit bin ich aktuell für Fledermausnotfälle in ganz Oberösterreich und angrenzend in Niederösterreich zuständig. Derzeit habe ich zwölf Fledermäuse, davon acht Babys zu betreuen“, erzählt Eper.

Foto: Gru

Zu lange andauernder Regen ist ein großes Problem

Das Ziel ihrer Pflegetätigkeit ist die möglichst schnelle Rehabilitation der Fledermäuse, damit sie, wie es sich gehört, nachts wieder draußen herumflattern können. Derzeit kommen wieder sehr viele Notfellchen zu Eper. Aufgrund der starken Regenfälle im Frühling haben die Tiere laut der Pflegemama sehr wenig Nahrung. Außerdem kommen im Frühjahr die Jungen zur Welt. Das schwächt die Muttertiere zusätzlich, da die Babys 24 Stunden an der Brust der Mutter hängen. „Fledermäuse ernähren sich von Insekten – diese fliegen aber nicht bei Regen. Wenn also viele Regentage aufeinander fallen, wird es für die Tierchen eng. Ebenso ist das steigende Insektensterben ein großes Problem für die Flugtiere“, so Eper.

Foto: Katharina Leibezeder

Manche dürfen für immer bleiben

Auf der Pflegestelle gibt jedoch auch immer wieder Fälle, bei denen die Genesung oder das Wachstum etwas länger dauert. „Es gibt auch vereinzelt Fälle, in denen sich nach längerer Pflegezeit herauskristallisiert, dass die Tiere aufgrund einer Invalidität nicht mehr eigenständig in der freien Natur überleben können. Diese Fledermäuse dürfen dann ihr restliches Leben bei mir verbringen.“

Foto: Eper

„Manchmal müssen wir sie auch erlösen“

Während der Pflegezeit wird der Allgemeinzustand und das Wohlbefinden der Pfleglinge sowie die Prognose der Erkrankung in interdisziplinären Teams von: Tierärzten, Tierpflegern und Biologen regelmäßig reevaluiert.

„Manchmal müssen auch schwierige, jedoch notwendige Entscheidungen wie die Euthanasie getroffen werden.“

„Aufgrund ihrer genetischen Eigenschaften (Telomere Teile der DNA) leben Fledermäuse ein Leben lang – sie werden einfach nicht älter! Wenn die Tiere nicht lebensgefährlich erkranken, sterben sie aufgrund ihrer abgenutzten Zähne und verhungern dann. Aber sie werden nicht älter – so wie wir Menschen.“

Die Bedürfnisse der Tiere stehen an erster Stelle

„Wir betreuen vereinzelt Tiere, die in der Langzeitpflege unter engmaschiger tierärztlicher Kontrolle, ihrer Grunderkrankung entsprechend in guter Lebensqualität, im Rahmen unserer Fledermausworkshops als Unterrichtstiere die Öffentlichkeitsarbeit unterstützen.“

Fledermausschutz ist eine wichtige Sache

Laut Eper wissen die meisten Leute viel zu wenig über Fledermäuse. „Es ist bekannt, dass sie existieren und in der Nacht unterwegs sind – ihre Lebensweise und ihre wichtige Rolle im Ökosystem sind weniger geläufig.“ Die Pflegemama appelliert: „Wenn ihr eine Fledermaus findet, die Hilfe braucht, bitte gleich sicherstellen. In Oberösterreich und angrenzend Niederösterreich wenden Sie sich bitte telefonisch unter 0660/6306673 bei mir, für die anderen Bundesländern kontaktieren Sie die Fledermaus-Hotline, zu finden auf: Fledermausstation Österreich“.

Foto: Gru

Welche Fledermäuse brauchen Hilfe?

• Die von einer Katze erwischt wurden – auch wenn keine offensichtlichen Verletzungen sichtbar sind.

• Die untertags irgendwo im Freien sitzen.

• Die offensichtlich verletzt sind.

• Nackte Jungtiere ohne Mutter.

• Die in eine Regentonne oder einen Tümpel gefallen sind.

• Die in die Wohnung fliegen und bei offenem Fenster nicht mehr hinausfinden, oder sich am Fenster verletzt haben.

• Fledermäuse, die bei Wald- und Holzarbeiten gefunden werden.

Foto: Eper

Wie funktioniert das Sicherstellen?

• Fledermaus mit dicken Handschuhen – niemals ohne Schutz oder Tuch anfassen, und in eine gut verschließbaren Schuhkarton packen – Wasser in einer kleinen Schüssel anbieten. Wird man doch gebissen, wenden Sie sich an die AGES. Eventuell ist eine Tollwutschutzimpfung nötig.

• Sara Eper unter 0660/6306673 oder die Fledermausstation Österreich über die Hotline informieren, Fledermausstation Österreich

• Zum Tierarzt bringen: Kleintierpraxis Staffelmayer in Steyr kleintierpraxis-staffelmayr.at

Foto: Gru

Achtung!

Tiere nie mit bloßen Händen angreifen – Fledermäuse können ordentlich zubeißen und können Tollwut in sich tragen. Bitte auch keine Fütterungsversuche starten – dazu ist eine spezielle Vorgangsweise nötig. Bei Kontakt mit einer Fledermaus wenden Sie sich an die AGES – eventuell ist eine Tollwutschutzimpfung nötig!

Foto: Gru
Foto: Eper

Artenzahlen

Weltweit sind aktuell über 1428 Fledermausarten (davon sind ca. 175 Arten Flughunde) aus 19 Familien bekannt (Quelle: Mammal Diversity Database, Stand Oktober 2020). In Österreich gibt es derzeit 31 Arten - drei neue Arten wurden 2023 entdeckt. 

Foto: Eper

Körperbau 

Folgende charakteristische Merkmale zeichnen den Körperbau der Fledermäuse aus:
Fell, Zitzen, Hufeisennasen, zwei Paar stark verlängerte Unterarme sowie Mittelhand- u. Fingerknochen, sehr dünne Knochen (die aber nicht mit Luft gefüllt sind). Flughaut mit Nerven, Blutgefäße, Muskeln, Wirbelsäule und der Schultergürtel sind fest und steif.

Foto: Eper

Alter

Viele Fledermäuse überleben den ersten Winter nicht. Wenn sie ihn jedoch überleben, können sie durchschnittlich zwei bis fünf Jahre alt werden. Für einzelne Individuen wurde aber sogar ein Höchstalter von bis zu 30 Jahren nachgewiesen.

Fortpflanzung

Paarungen finden im Herbst rund um Halloween statt. Die Weibchen speichern die Spermien während des Winterschlafes. Die Befruchtung der Eizellen erfolgt erst im Frühjahr nach dem Aufwachen aus dem Winterschlaf. Weibchen befinden sich von April bis Ende Juli in den Wochenstuben. Die ersten vier bis fünf Nächte fliegen die Weibchen nicht aus - erst danach. Die Tragzeit beträgt je nach Fledermausart und Witterung sechs bis acht Wochen. Es wird meist nur ein Junges pro Jahr und Weibchen geboren, seltener gibt es Zwillinge. Die Geburten erfolgen zumeist im Juni-Juli. Bereits in der ersten Nacht fliegen die Mütter zum Jagen aus und kommen zwei- bis viermal Mal pro Nacht zum Säugen zurück. Nach rund fünf Wochen beginnen die Jungen zu fliegen.

Koloniegrößen

In Österreich sind bis zu 1000-2000 Weibchen (Große Mausohren) in einzelnen Wochenstubenquartieren anzutreffen – in der Regel sind es jedoch viel weniger. In Europa können 10.000 – 50.000 Individuen in Höhlen (Winterquartiere) gefunden werden. Weltweit sind Quartiere (Höhlen und Brücken) mit mehr als 20 Millionen Individuen bekannt, dabei handelt es sich um die größten Land-Wirbeltierkolonien weltweit!

Quartiere

Alle heimischen Arten verbringen den Tag und den Winterschlaf in Quartieren: Sommerquartiere finden sich in und an Gebäuden, wie Dachböden, aber auch Spaltenquartiere und sonstigen Objekten (z.B. Brücken) sowie in und an Bäumen. Winterquartiere befinden sich in unseren Breiten meist in Höhlen, Stollen, Bäumen oder auch in Holzstapel und vermutlich in Gebäuden.

Foto: Eper

Winterschlaf

Heimische Fledermäuse halten Winterschlaf, da ihre Nahrung, wie Insekten, in der kalten Jahreszeit nicht mehr zur Verfügung stehen. Ein echter Winterschlaf ist durch folgende Charakteristika gekennzeichnet: Wenngleich der Stoffwechsel nur mehr auf Sparflamme läuft, wird trotzdem Energie verbraucht. Um den Winter zu überleben, legen sich Fledermäuse im Herbst rund 20 bis 30 % des eigenen Körpergewichtes zusätzlich an Fettreserven an. Die Energiereserven der Fledermäuse sind nicht unbegrenzt und jeder Aufwachvorgang braucht viel Energie. Wichtig ist daher, schlafende Fledermäuse nicht zu stören, da dies ungeplante hohe Energieverluste mit sich bringt!

Foto: Charlot Photography

Ultraschall-Echo-Orientierung

Fledermäuse erzeugen Ultraschall-Rufe im Kehlkopf und stoßen sie über den Mund (Glattnasen) oder die Nase (Hufeisennasen) aus. Die zurückkommenden Echos werden zu einem Hörbild verarbeitet. So einfach dieses Prinzip ist, so viele technische Probleme gilt es für die Fledermäuse zu lösen, damit sie ihren Weg durch die dunkle Nacht finden und Nahrung erbeuten können.

Foto: Eper

Was steht am Speiseplan

Alle heimischen Arten ernähren sich von Insekten und anderen Arthropoden, wie z.B. Spinnen (Ausnahmen: die Wasserfledermaus kann im Laborversuch kleine Fische fangen und der Riesenabendsegler erbeutet auch Vögel). Weltweit gibt es auch Fledermausarten, die Wirbeltiere wie: Kleinsäuger, Frösche, Reptilien, Vögel, andere Fledermäuse oder Fische erbeuten. Andere Arten ernähren sich hauptsächlich vegetarisch von Früchten, Blüten, Nektar, Pollen und auch Blättern. Von Blut ernähren sich nur drei Arten in Mittel- und Südamerika.

Gerne werden auch Spenden für die Aufzucht und Behandlungen entgegengenommen, mehr aufFledermausstation Österreich 

Quellen: walkwithsaraKFFÖFledermausstation Österreich

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