Steyr bekommt neue Drogerie: Ex-dayli-Mitarbeiterin eröffnet eigenes Geschäft

Mehr als 17 Jahre arbeitete Kathrin Kierer für Schlecker und danach für dayli. Jetzt macht sich die 48-jährige Steyrerin in ihrer ehemaligen Filiale in der Rohrauerstraße im Steyrer Stadtteil Münichholz selbstständig. In ihrer „Kleinen Drogerie“ bietet sie ab sofort nicht nur klassische Drogerieprodukte an, sondern auch ausgewählte Geschenke und Postkarten.

Kathrin Kierer und rund 3.400 weitere Österreicherinnen und Österreicher haben in den letzten Jahren viel durchgemacht. Zuerst ging ihr langjähriger Arbeitgeber Schlecker in Konkurs, danach kam das Chaos um dayli. Wochenlang saß sie mit ihren Kolleginnen in einer fast leeren Filiale und wusste nicht, wie es weitergeht. Als dayli im Spätsommer 2013 Konkurs anmeldete, war da nur noch Erleichterung. „Endlich wussten wir, woran wir sind und konnten wieder die Zukunft planen“, erzählt die Steyrerin. Was sie damals noch niemanden verriet: Die 48-Jährige hatte schon einen Plan. „Ich habe mehr als 17 Jahre in meiner Filiale in der Rohrauerstraße im Münichholz gearbeitet und meine Kunden ins Herz geschlossen“, erklärt sie. Darum habe sie den Entschluss gefasst: „Ich trau mich und mache mich selbstständig!“

„Manchmal habe ich Angst vor meiner eigenen Courage“

Nach monatelangem Planen, vielen Terminen bei Banken, Versicherungsvertretern und zahlreichen Gesprächen mit möglichen Partnern stand es endlich fest: Kathrin Kierer kann die ehemalige Schlecker- und dayli-Filiale übernehmen. „Die Freude war und ist groß. Aber in den wenigen ruhigen Momenten, die ich in letzter Zeit habe, bekomme ich manchmal Angst vor der eigenen Courage“, gesteht die Jungunternehmerin. Schließlich ist sie jetzt auch Arbeitgeberin: Ihre ehemalige Kollegin, Andrea Pilz aus Weistrach, unterstützt sie tatkräftig.

Schwierige Suche nach Lieferanten

Trotz der großen Hilfe von Kierers Familie und Freunden war der Weg zur eigenen Drogerie nicht einfach. „Manchmal habe ich gefürchtet, dass die ,Kleine Drogerie‘ ein Traum bleibt“, erzählt sie. Besonders mit großen Konzernen waren die Verhandlungen schwierig. Einige Unternehmen boten ihr Preise im Einkauf, die höher waren als die Verkaufspreise in den Filialen von Billa, Spar und Co. Darum setzt Kierer auf Zwischenhändler und Lieferanten, die ihr faire Einkaufspreise bieten. Die Kunden der „Kleinen Drogerie“ finden deshalb nicht alle gewohnten Produkte in den Regalen, aber dafür hochwertige Alternativen. Manche Artikel sind aber so beliebt, dass Kierer sie trotzdem listet. „Mit diesen mache ich zwar keinen Gewinn. Ich will sie aber meinen Kunden trotzdem bieten. Die meisten kaufen ja auch andere Produkte, an denen ich etwas verdiene“, vertraut sie auf ihre Stammkunden.

Das Interesse der Münichholzer ist groß. Mehrfach täglich klopften während der Renovierungsarbeiten ehemalige Kunden an die Tür und erkundigten sich, wann die neue Drogerie öffnet. Viele sprachen Kierer und ihren Helfern auch Mut zu. „Wir haben euch doch so vermisst“, bekundeten sie.

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