Wenn die Seele schmerzt
10 Jahre Kinder- und Jugend-Psychosomatik in Steyr – Bedarf steigt weiter
STEYR. Die Zahl betroffener Kinder und Jugendlicher mit psychischen Problemen steigt
kontinuierlich – Gewichtsprobleme, Schwierigkeiten in der Schule, Schlafstörungen oder Angstzustände nehmen zu, ohne dass körperliche Ursachen dafür zu finden wären. Am LKH Steyr ist man sich dieses Problems bewusst und steuert bereits seit zehn Jahren mit einem Psychosomatischen Schwerpunkt für Kinder und Jugendliche aktiv gegen. Und das mit großem Erfolg – eine Bilanz.
„Bis 2007 war so etwas in keiner Kinderabteilung Oberösterreichs angedacht, ehe vor zehn Jahren das LKH Steyr mit einem eigenen Psychosomatik-Bereich auf die sich häufenden Probleme von Kindern und Jugendlichen reagiert hat“, erinnert sich Primar Josef Emhofer, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am LKH Steyr und Gründer der Kinder-Psychosomatik. „Begonnen hat der Fachschwerpunkt mit zwei Betten für Patienten an der Kinderstation, einem Kinderarzt und –psychiater, einer Psychologin/Psychotherapeutin, einer Ergotherapeutin, einer halben Stelle für Sozialarbeiter- und einer halben Stelle für Physiotherapeuten und einer bereits angestellten Heilstättenlehrerin und Kindergartenpädagogin. Die Pflege wurde von interessierten Kinder- oder allgemeinen Krankenpflegern übernommen.“
Verbesserung, aber immer noch großer Bedarf
Heute freut man sich in Steyr bereits über zwölf Plätze für Patienten (Belegung von Sonntagabend bis Freitagnachmittag) und einen eigenen ambulanten Bereich für Medizin, Psychologie und Ergotherapie. Auch personell konnte in den Bereichen Ergo- und Physiotherapie, Sozialarbeit und Pädagogik aufgestockt werden und um die Kompetenzen Sozial- und Sportpädagogik und Hundetherapie erweitert werden. Es bestehen Kooperationen mit Kinder- und Jugendhilfe, Schulen, Kinder- und Frauenschutzzentren, Sozialarbeitern und Sozialpädagogen, niedergelassenen Ärzten sowie Psychologen bzw. Psychotherapeuten.
Hunderten jungen Menschen geholfen
Rund 140 Patienten wurden 2016 in Steyr stationär behandelt, Tendenz steigend. Die Gründe für die Aufnahme sind vielfältig und reichen von Essstörungen, Schulvermeidung, chronischen Schmerzen, Angst- und Belastungsstörungen bis hin zu Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörungen. Nicht in den Zuständigkeitsbereich der Abteilung Psychosomatik fallen Patienten mit Selbstmordgefährdung, schweren Störungen des Sozialverhaltens, Psychosen, Alkohol-, Drogen- und Medikamentenmissbrauch oder -abhängigkeit.
Noch mehr Kompetenz und Angebot in Zukunft
Doch damit ist das Wunschziel der Verantwortlichen in Steyr noch lange nicht erfüllt. Nach erfolgreicher Umgestaltung der Zimmer für Patienten in „Jugendzimmer“, soll nun die Neueinrichtung der Aufenthaltsräume folgen. Ebenso wird an einer Ausweitung der Therapieräumlichkeiten gearbeitet. „Weitere angestrebte Ziele sind die Umwandlung des jetzigen Fachschwerpunktes in ein Departement, die strukturellen Voraussetzungen dafür können wir vollständig erfüllen und die Vorbereitungen sind eingeleitet. Nur ein Departement kann auch eine Tagesklinik betreiben – diese ist vor allem für Patienten mit Essstörungen sowie Schulvermeider unabdingbar“, formuliert Primar Josef Emhofer die nächsten Meilensteine. „Auch das Land Oberösterreich hat inzwischen die starke Mangelversorgung der Kinder und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten, Problemen und Krankheiten erkannt und unterstützt eine Verbesserung, Stärkung und Regionalisierung der Kinder- und Jugendpsychiatrie, woran auch wir in Steyr
aktiv mitarbeiten wollen.“
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