Fulpmes
Coco spürt bösen Käfern nach

Ein "Guzele" zur Belohnung nach getaner Arbeit muss natürlich sein! | Foto: Kainz
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  • Ein "Guzele" zur Belohnung nach getaner Arbeit muss natürlich sein!
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FULPMES.Die Hündin von Hermann Keil aus Fulpmes ist der erste zertifizierte Borkenkäferspürhund Westösterreichs.

Der Borkenkäfer wird aufgrund der fortschreitenden Klimaveränderung zu einem zunehmenden Problem in den heimischen Wäldern. Fichten zum Beispiel können weniger Wasser aus dem Boden ziehen, was sie viel anfälliger für den Schädlingsbefall macht. "Salopp ausgedrückt holzt der Borkenkäfer mittlerweile leider ganze Wälder ab", weiß Hermann Keil aus Fulpmes. Was er auch weiß: "Erkennt der Waldbesitzer das Problem frühzeitig und entfernt den Baum, kann die ansonsten rasante Ausbreitung eingedämmt werden. Denn jeder Käfer, der Richtung Sägewerk fährt, frisst nichts mehr."

Feinster Geruchssinn

Und genau hier kommt Cocos Spürnase ins Spiel. Die schwarz-gelockte Barbet-Hündin ist seit einem Jahr an Keils Seite. Coco ist eigentlich ein ausgebildeter Jagdhund. Weil das Herrchen aber nicht jagert, entschied sich der 57-Jährige für diese andere und durchaus noch junge Form der Spezialisierung: "Durch einen TV-Bericht wurde ich darauf aufmerksam, dass das staatlich anerkannte Unternehmen 'BoDogs' in Niederösterreich Ausbildungen zum Borkenkäferspürhund anbietet", berichtet Keil. Er schritt mit seiner Hündin sogleich zur Tat. Seit Juni trainieren die beiden intensiv, absolvierten mehrere Schulungen und schlossen den Kurs Ende November mit der Zertifizierung erfolgreich ab. Coco ist jetzt ganz offiziell der erste Borkenkäferspürhund in Westösterreich!

Der Nase nach

Dass sie tatsächlich sofort anzeigt, beweist die Hündin beim Praxistest. Im Fulpmer Wald darf der Schreiberling dieser Zeilen zu Übungszwecken und natürlich auch für das Fotoshooting heimlich Borkenkäfer-Pheromone (Botenstoffe) in Baumrinden stecken. Keil legt Coco ein orangenes Halsband um – das signalisiert ihr, dass sie nun "im Dienst" ist. Einmal kurz in die Runde geschaut bzw. gerochen, sprintet sie schon auf die markierten Fichten zu und wedelt heftig mit dem Schwanz. In Nullkommanichts hat die Hundedame den – in diesem Fall nur vermeintlichen – Schädling ausgemacht und freut sich zur Belohnung über ein Stück Käse. "Coco macht das natürlich Spaß, aber es ist für sie zugleich sehr anstrengend. Fünf Minuten Nasentraining kommen einem zweistündigen Spaziergang gleich", erklärt Keil, dass im Einsatzfall alle halbe Stunde pausiert werden muss.

Ausnahmeregelung

Apropos Einsatz: Keil hat eine Vereinbarung mit der Gemeinde Fulpmes getroffen, dernach Coco im Wald ohne Leine trainieren darf. Im Gegenzug meldet der 57-Jährige eventuelle Befälle kostenlos. Ab dem Frühjahr, wenn der Borkenkäfer wieder Hochsaison hat, will Keil gegen Gebühr auch Aufträgen von externen Waldbesitzern nachkommen: "Mit Unterstützung von GPS und wenn nötig auch von weiteren Borkenkäferspürhunden", stellt der Fulpmer klar, dass er und seine Kollegen für größere Aktionen dieser Art durchaus gerüstet sind. Ja und bis es so weit ist, werden Keil und seine vierbeinige Freundin fleißig weiter üben: "Der Hund allein kann den Wald sicher nicht retten, aber er kann einen wertvollen Beitrag zu dessen Erhalt leisten."

Zur Sache

Es gibt zwei Gattungen von Borkenkäfern, die auf die heimischen Fichten gehen: Den Buchdrucker (Größe 4,2 bis 5,5 mm) und den wesentlich kleineren Kupferstecher (1,6 bis 2,9 mm). Ein Baum zählt bis zu 150.000 Käfer! Schwärmt eine einzige Population aus, befällt sie unzählige neue Bäume – vorwiegend kranke und "schwache". Der Zerfraß erfolgt dann von oben nach unten und geht so lange, bis der Baum tot ist.
Coco ist "am grünen Baum" ausgebildet. Sie riecht den Schädling im Stamm lange bevor dieser für den Menschen zu sehen ist. Die Vorteile für Waldbesitzer liegen daher auf der Hand: Dank dem Einsatz von Borkenkäferspürhunden kann bei Verdacht Sicherheit gegeben werden, es kann gegebenenfalls schneller reagiert und so der Baumbestand möglichst gesund gehalten werden.
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