Der Verein fürs Stubai ist Geschichte!

Der Verein fürs Stubai nahm in Zeiten seiner Gründung vor gut 15 Jahren eine Vorreiterrolle in Sachen regionale Vermarktung ein, kämpfte aber auch mit einigen Schwierigkeiten! Karl Pfurtscheller aus Neustift im BEZIRKSBLATT-Gespräch.

BEZIRKSBLATT: Herr Pfurtscheller, Sie standen dem Verein seit er ins Leben gerufen wurde, als Obmann vor. Mit welchem Zweck wurde er gegründet?
Pfurtscheller: Unser Hauptaugenmerk lag darauf, den regionalen Kreislauf für landwirtschaftliche Produkte zu fördern. Dazu machten wir uns daran, den Direktabsatz über die Gastronomie und den Konsumenten zu forcieren. Ein Mitgrund für diese Überlegung war der EU-Beitritt verbunden mit dem freien Markt, denn im Lebensmittelhandel existierten noch keine Strukturen für eine Vermarktung heimischer Erzeugnisse im genossenschaftlichen Wesen.
BEZIRKSBLATT: Sicher keine leichte Aufgabenstellung ...
Pfurtscheller: Nein, aber mithilfe einiger aufwändigen Projekte ist die Sache dann ins Laufen gekommen. Wir haben „Stubaier Kostbarkeiten“ ausgewiesen, kulinarische Wanderungen in Buchform herausgebracht, Essensgutscheinaktionen für die bäuerliche Vermarktung in der Gastronomie gestartet, Folder mit Kochrezepten von gastronomischen Mitgliedsbetrieben gestaltet und jedes Jahr aktuelle Einkaufsbroschüren aufgelegt, u.v.a.m. Einiges davon wurde auch von der Uni begleitet. Es freut mich, dass einige Projekte sehr gut angekommen sind!

Beteiligung der Tourismusbetriebe wurde kontinuierlich schlechter

BEZIRKSBLATT: Wie finanzierte sich der Verein fürs Stubai?
Pfurtscheller: Aus Mitgliedsbeiträgen, Wirtschaftsförderungen, Beiträgen von Gemeinden und Tourismusverband sowie Gel-
dern von der Tirol Werbung und dem Agrarmarketing Tirol.
BEZIRKSBLATT: Wie viele Mitgliedsbetriebe zählte man denn?
Pfurtscheller: Rund 150 von Bauernseite sowie mehrere Verarbeitungs- und Gastronomiebetriebe, darunter namhafte Abnehmer wie etwa die Stubaier Gletscherbahn, wo eine gute Zusammenarbeit beim regionalen Einkauf besteht.
BEZIRKSBLATT: Aber ...?
Pfurtscheller: Ich möchte niemanden beleidigen, aber insgesamt war die Nachfrage von Gastroseite zuletzt leider eher lau, das Bewusstsein nicht so, wie man sich das vorstellen würde. Erschwerend hinzu kommt, dass es nur schwer kontrollierbar ist, ob in einem Betrieb wirklich regionale oder Billigprodukte auf den Teller kommen. Es ist nun mal so, dass der Preis und nicht die Qualität das wichtigste Einkaufskriterium ist. Hätten sich die touristischen Betriebe stärker beteiligt, würde es anders ausschauen, aber wenn die Hotels oft schon mit Dumpingpreisen Gäste locken müssen, fragt keiner mehr, wo das Fleisch herkommt. Und so verzeichneten wir bei den letzten Projekten nur mehr minimale Rückmeldungen. Dazu möchte ich anmerken, dass das Bewusstsein beim Konsumenten sehr wohl in die richtige Richtung geht!

Gebietsbauernschaft übernimmt Vermittlung regionaler Vermarktung

BEZIRKSBLATT: Das bedingte also das Aus?
Pfurtscheller: Ja, ohne entsprechende Anzahl an Mitwirkenden ist das Ganze sinnlos. Außerdem haben wir im Rahmen der letzten Vollversammlung neue Leute für die Mitarbeit gesucht, wurden aber nicht fündig! Motivierte, ehrenamtlich Tätige sind rar gesät!
BEZIRKSBLATT: Wie geht es jetzt speziell für die Bauern weiter?
Pfurtscheller: Vermarktungseinrichtungen gibt es zwischenzeitlich auch auf Landesebene und das im größeren Stil. Die Stubaier Bauern haben also nach wie vor die Möglichkeit, ihre Produkte zu verbesserten Konditionen zu verkaufen. Auch mit so mancher Supermarktkette haben sich große Partner gefunden, was auch mit logistischen Vorteilen zusammenhängt. Aufgrund des mangelnden Interesses im Tal haben wir uns derartigen Initiativen zuletzt eh schon vermehrt angeschlossen.
BEZIRKSBLATT: Ist die regionale Vermarktung im Stubai damit Geschichte?
Pfurtscheller: Nein, aber wir besinnen uns jetzt rein auf die Direktvermarktung und eine regionale Vermittlung wie z.B. an die Gletscherbahn. Der aus den jüngsten Entwicklungen resultierende Entschluss heißt nämlich Umorganisation. Da touristische Projekte nicht mehr gestartet werden, werden diese Aufgaben an die Gebietsbauernschaft übertragen und es braucht keinen Verein mehr.
BEZIRKSBLATT: Ein abschließendes Statement?
Pfurtscheller: Wir haben zwar mit einigen Schwierigkeiten kämpfen müssen, waren aber mit Volldampf und viel Idealismus dahinter und können stolz sein, diese Vorreiterrolle eingenommen und somit einen wesentlichen Beitrag geleistet zu haben.

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