Obernberg
Mühlenfreunde: Kirchensäge retten!

Johann Glatzl in seiner eigenen Mühle – eines der Mahlwerke kommt aus Innervals! | Foto: Rudy de Moor
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  • Johann Glatzl in seiner eigenen Mühle – eines der Mahlwerke kommt aus Innervals!
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OBERNBERG. Johann Glatzl aus Haiming hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle ehemaligen und noch bestehenden Mühlen im Land zu erfassen und wenn möglich auch die ein oder andere Renovierung anzuleiern.

Mühlen waren früher eine jener Handwerksmaschinen, die der Mensch im Alltag am öftesten nutzte. Sie mahlten Getreide, sägten Holz und betrieben Hammerschmieden. Das Mühlensterben begann mit der Industrialisierung. Einst gab es in Tirol geschätzte 2.500 Exemplare. Wie viele davon heute noch vorhanden sind, das versucht Johann Glatzl zu eruieren. Der Haiminger ist Landessprecher der österr. Mühlenfreunde und zeichnet in Tirol für die Erfassung der historischen Gerätschaften verantwortlich.

Ziel: Mühlendatenbank

"Ziel ist es, eine umfassende Mühlendatenbank zu erstellen. Darin sollen alle Mühlen – egal, ob noch existent, oder nicht – mit einem Bild und einer Kurzbeschreibung angeführt werden. Wir wollen das Wissen für die Nachwelt sichern und dokumentieren", informiert der 69-Jährige und lacht: "Diese Arbeit wird mich wohl die nächsten Jahre beschäftigen." Als Grundlage für die Forschungen dient Glatzl ein Urkataster von 1850 und seine Recherchen führten ihn zuletzt unter anderem ins Wipptal.

Renovierung möglich?

Im Obernberger Ortsteil Eben entdeckte er ein besonderes Schmuckstück: Die unter Denkmalschutz stehende Kirchensäge. "Bei diesem Objekt handelt es sich um eine ca. 200 Jahre alte 'Venezianer Säge', die von einem sogenannten 'Waschel' angetrieben wird. Dieser Sägetyp ist vor allem in den südlichen Landesteilen anzutreffen", so der Kenner. Da das Kulturdenkmal zu verfallen droht, will Glatzl jetzt mit den Verantwortlichen das Gespräch suchen und die Bereitschaft für eine Renovierung abwägen.

Technisch kein Problem

Es wäre nicht die erste Mühle, welcher der Mühlenfreund zur Rettung verhelfen würde: "Erst kürzlich haben wir in Ried im Oberinntal eine Säge restauriert und wieder in Betrieb genommen. Das sind natürlich schöne Momente." Glatzl steht willigen Besitzern bei solchen Vorhaben zur Seite: "Es braucht viel Eigeninitiative. Auch die finanzielle Frage stellt oftmals ein Problem dar, wobei es aber schon Förderungen gibt. Wenn gewünscht, kann ich beraten und Kontakte knüpfen. Ich habe zum Beispiel eine Liste mit Handwerkern, die sich mit solchen Projekten auskennen."

Selbst vom Fach

Damit ist es dann aber noch immer nicht getan! "Denn wenn die Sache fertig ist, geht's erst richtig los", so Glatzl, womit er konkret Betrieb und Belebung – etwa in Form von Führungen und Bewirtung – meint. "Das Technische ist kein Problem, die Herausforderung ist vielmehr, die Mühle dann auch mit Leben zu füllen."
Zur Person: In Johann Glatzl's Adern fließt Müllerblut. Seine Vorfahren stammen aus dem unteren Wipptal, wo sein Urururgroßvater in Pfons eine Mühle betrieb. Der ehemalige Touristiker hat vor 25 Jahren selbst die Haiminger Biomühle errichtet. "Durch den Bau meiner Mühle ist sozusagen der Mühlstein ins Rollen gekommen und die Leidenschaft für das Thema war endgültig geweckt."
Kontakt: hans.glatzl@gmail.com
www.meinbezirk.at

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