Von Kühen und Ratten
Radtour zur Zeitgeschichte Tirols im Wipptal

Egon Erwin Kisch (links) und Max Bair präsentieren „Die drei Kühe“ 1938 in Paris. | Foto: DÖW/Spanienarchiv
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  • Egon Erwin Kisch (links) und Max Bair präsentieren „Die drei Kühe“ 1938 in Paris.
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Am Samstag, dem 13. August laden das Chronikteam Matrei und das Gemeindemuseum Absam in Kooperation zu einem Radausflug, der den Spuren von Spanienkämpfer Max Bair und jenen von Wipptaler Schleppern nach der NS-Zeit folgt.

MATREI. Von Tirol sind 1937 rund 40 Interbrigadisten nach Spanien ausgereist, um dort aktiv an der Seite der Republik gegen die Truppen General Francos zu kämpfen. Unter seiner Führung putschten konservative, monarchistische und faschistische Militärs mit Unterstützung des faschistischen Königreichs Italien und des nationalsozialistischen Deutschen Reichs im Juli 1936 gegen die demokratisch gewählte republikanische Regierung.

Wipptaler Kleinbauer wurde berühmt

Ein Wipptaler Kleinbauer, der im Juni 1937 über Paris zu den österreichischen Freiwilligen stößt, wird 1938 zum wahrscheinlich in ganz Europa bekanntesten Spanienkämpfer werden: Max Bair aus dem Weiler Puig bei Matrei. Der als „Rasender Reporter“ in den 1930er Jahren weltbekannte Journalist Egon Erwin Kisch traf den an der Front schwer verletzten Max Bair im Lazarett, ließ sich von ihm über das für die Fahrkarte nach Paris in Matrei verkaufte Vieh erzählen und publizierte diese außergewöhnliche Geschichte eines antifaschistischen Wipptalers unter dem Titel „Die drei Kühe“.

Für Fahrkarte Kühe verkauft

Der Schriftsteller Erich Hackl: „Ungewöhnlich an dieser Episode ist zweierlei: dass gerade ein im katholisch-konservativen Milieu aufgewachsener Landwirt der vom Klerus angefeindeten spanischen Republik zu Hilfe eilt; und dass er sich die Reise dorthin durch Verzicht auf seinen Viehbestand finanziert.“ Die Reportage über Max Bair ist ab 1938 in mehreren Sprachen als Broschüre u. a. in Frankreich und England erschienen.

Zweiter Teil entlang der "Rattenlinie"

Nach der Niederlage der Demokratie und dem Sieg des Franco-Regimes gelangt Max Bair über Frankreich in die Sowjetunion, die ihn 1944 zusammen mit anderen Österreichern „ausflog“: Sie sollten eine bewaffnete Widerstandsbewegung in Tirol ins Leben rufen, kamen aber nur bis nach Slowenien … Mehr über Max Bair wird an der ersten Station der Radtour in Puig zu erfahren sein. An der zweiten Station der Exkursion, am Rückweg nach Matrei, geht es dann um die »Rattenlinie«, über die zahlreiche NS-Täter nach 1945 mit aktiver Unterstützung von Tiroler Schleppern auch aus dem Wipptal zur Flucht verholfen wurde.

Anmeldung erbeten

Die Radexkursion startet um 13.15 Uhr beim Bahnhof in Matrei und endet um 15 Uhr im Parkhotel in Matrei, wo der Schauspieler Rainer Egger bei freiem Eintritt die Reportage „Die drei Kühe“ von Egon Erwin Kisch über Max Bair lesen wird. Die Teilnahme ist kostenfrei, Information, Anmeldung, Platzreservierung unter Tel.: 0676/84 05 32 700.

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