Lawinenwarndienst
Rudi Mair: Vom gefragtesten Mann dieser Tage

Rudi Mair auf Erkundungsflug. | Foto: Privat
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  • Rudi Mair auf Erkundungsflug.
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Rudi Mair aus Fulpmes ist in seiner Funktion als Leiter des Lawinenwarndienstes Tirol die Wintermonate über sowieso stets im Dauerdienst. Der viele Schneefall fordert den 58-Jährigen und sein Team aber nochmals besonders.

FULPMES (tk). Wir erwischten den derzeit omnipräsenten Lawinenexperten aus dem Stubai am Donnerstag zwischen Krisensitzungen und Interviewterminen, um ihm ein paar Fragen anderer Art zu stellen.

"Lawinen kennen keine Feiertage“

BEZIRKSBLATT: Herr Mair, können Sie dieser Tage überhaupt noch (ruhig) schlafen, oder sind Sie rund um die Uhr unterwegs?
Mair:
Ich habe gestern um Mitternacht mein letztes und heute um 4.30 Uhr morgens mein erstes Interview gegeben. Die Nächte sind noch kürzer als sonst schon. Fernsehstationen und Radiosender aus aller Herren Länder klopfen an. Ich checke laufend Berichte, werte Meldungen aus und gebe ein klares und aktuelles Bild ab. Aber all das gehört nun mal zu meinem Job. Dafür bin ich ausgebildet. Wir leben in einem hochalpinen Land und die Natur ist, wie sie ist. Lawinen kennen keine Feiertage. Und ja, auch ich bin momentan beunruhigt.

"Autounfall wahrscheinlicher“

Ist der viele Schnee wirklich eine Ausnahmeerscheinung, oder tragen die heute so zahlreichen Informations-Kanäle zu einer „Dramatisierung" der Situation bei?
Im vergangenen und auch im Winter 2012 hatten wir ähnlich viel Schnee. Nur kam er da nicht so geballt daher. Dass es fast zwei Wochen durchschneit, ist wirklich eher selten. Aber es stimmt, das Thema wird überdramatisiert! Wenn heute jemand nach Tirol fährt oder auch eine Skitour unternimmt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass auf der Straße etwas passiert, immer noch ungleich größer als jene, dass er in eine Lawine gerät. Maßgeblich zur Übertreibung trägt bei, dass bei einem Unglück heute sofort die Handys gezückt werden und die Bilder binnen kürzester Zeit millionenfach verfügbar sind. Das ist ein Riesenunterschied zu früher. Im Schnitt haben wir in den Tiroler Wintern 12 bis 15 Lawinentote, was in keinem Vergleich zur Zahl der Verkehrsopfer steht.

Könnte die dicke Schneedecke den heurigen Winter noch zu einem richtig guten für Skitourengeher, Freerider & Co. werden lassen?
Grundsätzlich sind mir schneereiche Winter in der Tat lieber als schneearme. Temperaturunterschiede verteilen sich in der Schneedecke günstiger und das wiederum wirkt sich positiv auf die Gesamtsituation aus. Zudem neigen die Leute weniger dazu, die Gefahr zu unterschätzen, was in schneearmen Wintern leider oft der Fall ist. Man darf nicht vergessen: Eine Schubkarre voll Schnee reicht bereits für eine lebensbedrohliche Verschüttung aus! Allerdings ist in schneereichen Wintern auch im Frühjahr noch das Potenzial für größere Lawinen gegeben.

www.lawinen.report

Möchten Sie unseren Lesern darüber hinaus noch etwas mitteilen?
Auf dem weltweit modernsten Online-Lawinenvorhersage-Service www.lawinen.report kann man sich top informieren. Hier erhält man Informationen zur aktuellen Schnee- und Lawinensituation – in jeder einzelnen Region. Dies funktioniert auf jedem Gerät, auch auf Mobiltelefonen. Macht davon Gebrauch!

Wenn die erwartete Entspannung eintritt, worauf freuen Sie sich am meisten?
Mich würde es am meisten freuen, wenn niemandem etwas zustößt – unsere Arbeit also gefruchtet hat. Persönlich werde auch ich dann wieder mehr ins Gelände raus können.

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