Tanz der tausend Tuifl

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MIEDERS. Arno Cincelli interviewte für die BEZIRKSBLÄTTER den Obmann des Krampusvereins "Stubaier Tuifl".

BEZIRKSBLÄTTER: Vom 30. November bis 1. Dezember findet das vierte Krampustreffen in Mieders statt. Was ist in diesem Jahr neu?
Leitgeb:" Am Freitag, 30. 11. werden vier Krampus-Gruppen auf der Bühne im Festzelt mit einzigartigen Shows beeindrucken. Mit "The Pure" fahren wir diesmal auf der Rock-Schiene und kommen ein bisschen von der volkstümlichen Musik ab. Der Samstag steht unter dem Motto 'Altes Brauchtum trifft neues Brauchtum'. Dementsprechend wurden die eingeladenen Gruppen ausgesucht. Außerdem haben wir heuer die höchste Teilnehmerzahl, die wir je hatten."

Wie viele Teilnehmer erwarten Sie?
"Wir erwarten wir heuer ca. tausend aktive Tuifl und Perchten, es werden 40 Passen und Vereine vom Gasthaus Traube ortsauswärts Aufstellung nehmen. Die VGM (Security Firma, Anm.) steht mit 20 Personen Gewehr bei Fuß, die Freiwillige Feuerwehr Mieders mit ca. 25 Personen, die Schützengilde Mieders an den beiden Tagen mit etwa 45 Leuten, die Polizei mit vier Beamten, die Rettung ist mit sieben Personen im Einsatz. Ungefähr 35 Personen begleiten die Vereine im Ort und pro Tag sind ca. 100 Mitglieder von unserem Verein, den Stubaier Tuifln, dabei."

Der Krampus steht für das Prinzip des Bösen. Wie ist das, das Böse darzustellen?
"Ich persönlich empfinde das nicht unbedingt so, dass ich mich in meiner Krampus-Ausrüstung als "das Böse" fühle. Der Ruf des Krampus ist schlechter als nötig. Das Brauchtum hat sich in den letzten Jahren sehr stark verändert. Heute wird mehr auf Show gearbeitet, es wird viel Zeit und Geld in die Ausrüstung gesteckt und in die Vorbereitung einer guten Show. Man will nicht mehr nur Angst und Schrecken verbreiten, sondern für alle Generationen etwas bieten, wo man sich zwar in die Welt der Mystik und des Gruselns begeben kann, aber Angst sollte meiner Ansicht nach keine bei den Zuschauern vorherrschen. Respekt vor dem Krampus ist aber sehr wohl angebracht."

Kommt es vor, dass die Grenzen zwischen der Darstellung und einer regelrechten Verkörperung des Bösen verschwimmen?
"Sicherlich gibt es Krampusse, die, wenn sie in ihr Fell und ihre Maske schlüpfen, meinen, dass sie sich dann auch wirklich so benehmen können oder sogar müssen. Die neue Generation ist aber nicht darauf aus, Schäden zu verursachen oder zu randalieren, sondern will ihre Ausrüstung zeigen, die in ihrer Anschaffung gerne auch an die 2000 Euro kosten kann. Man sollte vielleicht auch einmal bedenken, wie viele tolle und gut organisierte Krampusläufe es in unseren Breiten gibt und bei wie wenigen wirklich etwas passiert, oder die negativ auffallen. Das ist ein sehr kleiner Prozentsatz. Aber auch diese wenigen Vorfälle sollten nicht sein!"

Würden Sie sagen, dass der Unterschied zwischen modernen und den "traditionellen" Gruppen auch in diesem Zusammenhang besteht?
"Ich glaube, die Gruppen kann man nicht unterscheiden ob sie traditionell oder modern sind, der Brauch an sich hat sich verändert. Früher gab es keine großen organisierten Läufe wie jetzt, sondern in jedem Ort hat sich eine Handvoll Krampusse getroffen, oft auch schon vorher getrunken und hat dann im Dorf und bei Hausbesuchen oder Gasthausrunden Angst und Schrecken verbreitet und auch oft Schäden hinterlassen. Diesen 'Traditionalisten' geht es manchmal gar nicht so sehr um den Brauch. Manchmal wissen sie noch nicht einmal worum es eigentlich geht, sondern genießen es nur, sich hinter ihrer Maske einmal im Jahr unerkannt daneben benehmen zu können. Im Nachhinein kann man das vielleicht auch als Grund sehen, dass der Krampus seinen schlechten Ruf hat."

In unserer Tradition ist es der Nikolaus als Prinzip des Guten, der den Krampus in Schach hält. Wie wird dieses Prinzip beim Krampustreffen verkörpert?
"Wie schon gesagt, es ist ein Krampus- und Perchtentreffen. Hier wollen wir den Hl. Nikolaus strikt heraushalten. Den Nikolaus trifft man ohnehin manchmal schon zu oft: im Kindergarten, in der Schule und im Einkaufzentrum und vielleicht auch noch bei einer Nikolausfeier im Ort. Wir wollen nicht, dass die jüngeren Zuschauer dann fragen, warum denn da der Nikolaus gleich achtmal bei 40 Gruppen auftaucht."

Was würden Sie sagen, werden Besucher der Veranstaltung im Nachhinein besonders in Erinnerung behalten?
"Sie werden faszinierende Shows zu sehen bekommen und eine gewaltige Maskenvielfalt. Es bleibt sicherlich auch in Erinnerung, dass die Vereine und Passen aus allen Teilen Österreichs im Stubaital zu Gast sind. Die Freundlichkeit von allen Helfern und Arbeitern in Mieders bleibt hoffentlich auch allen Besuchern in guter Erinnerung."

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