Wald
"Vier Generationen voraus denken"

Im Frühjahr muss das Schadholz so rasch als möglich aus dem Wald geschaffen werden.  | Foto: Suitner
6Bilder
  • Im Frühjahr muss das Schadholz so rasch als möglich aus dem Wald geschaffen werden.
  • Foto: Suitner
  • hochgeladen von Thomas Suitner

In unserer Reihe "Am eigenen Leib" begleiteten wir Gerhart Eberl, Waldaufseher der Gemeinde Mieders, bei seiner Arbeit.

MIEDERS (suit). "Holz hat mich immer fasziniert", antwortet Gerhart Eberl auf die Frage, warum er sich für seinen Beruf entschieden hat. Der gelernte Tischler und Nebenerwerbsbauer absolvierte in Rotholz die Ausbildung zum Waldaufseher und hat später noch die Ausbildung zum Waldpädagogen gemacht. "Am liebsten bin ich draußen unterwegs", gibt uns Eberl zu Beginn unseres Waldrundgangs zu verstehen, aber einen großen Teil seiner Arbeitszeit verbringe auch er mittlerweile am Schreibtisch.

Vielfältige Aufgaben

Das Aufgabengebiet eines Waldaufsehers ist groß: Schlägerungen müssen beispielsweise angemeldet und genehmigt werden. Nach der Genehmigung muss das Holz "ausgezeigt" und schlussendlich verkauft werden. Alle Abmaße werden abschließend erfasst. "Zwischen 3.000-4.000 Festmeter Holz werden jährlich in Mieders gehackt - an die 500 Meter davon privat, den Rest übernehmen Firmen. Schlägerungsunternehmen können durch den Einsatz von Seilbahnen effizienter Arbeiten und der Waldboden sowie die Waldbestände werden zudem weniger beschädigt als beim kleinräumigen Einsatz von Bodenseilwinden."

Schadholz im Frühjahr

Beim Rundgang durch den Wald treffen wir auf einige umgefallene Bäume, die teilweise die Waldwege versperren. "Meine erste Aufgabe im Frühjahr ist es, das Schadholz aufzunehmen und zu vergeben. Jeder Liegenschaftsbesitzer in Mieders kann jährlich vier Meter beantragen und das Schadholz selbst im Wald abholen." Eine schnelle Abfuhr sei vor allem in Hinblick auf die starke Vermehrung des Borkenkäfers wichtig: "Aufgrund der Klimaerwärmung brütet der Käfer mittlerweile drei Mal im Jahr - früher waren es zwei Bruten." Das Schadholz wird von Privaten schnell aus dem Wald transportiert. Fangbäume werden mit einem Lockstoff für Borkenkäfer versehen. Wenn sich dieser einnistet, erfolgt die Abfuhr. Generell sei heuer aufgrund des strengeren Winters aber nicht mehr Schadholz als in anderen Jahren angefallen: "Der viele Schnee tut dem Wald sogar gut, weil Sommer und Herbst einfach zu trocken waren."

Wald und Klima

"Im Herbst hatten wir Glück - aufgrund der Stürme fielen bei uns nur rund 500 Meter Schadholz durch Windwürfe an." Generell spürt der Waldaufseher aber die Klimaveränderung auch in seinem Wald stark: "In Mieders macht beispielsweise der Südwind nichts aus, sollte der Wind aber einmal von Norden kommen, haben wir ein Problem", sagt Gerhart Eberl und zeigt uns potentielle Gefahrenstellen. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, achtet man bei Aufforstungen vor allem auf ein gutes Mischverhältnis zwischen den Baumarten, da Mischwälder gegenüber Wind und Wetter unempfindlicher seien: "In unserem Beruf müssen wir immer 3-4 Generationen weiter denken." Mit Freude zeigt uns Gerhart Eberl die vielen ausgefallenen Samen, die im Schnee gut sichtbar sind: "Letztes Jahr war ein spitzen Samenjahr, was auf eine gute Naturverjüngung hoffen lässt. Zusätzlich werden jährlich rund 10.000 Bäume nachgesetzt."

Wild und Wald

Zum Schluss unserer Waldwanderung kommen wir an einer Wildtierfütterung vorbei. Rund um die Fütterung befindet sich ein Zaun mit Lücken. "Somit wird sichergestellt, dass nur Rehe durch den Zaun Zugang zur Fütterung bekommen und nicht das größere Rotwild, das vor allem für die Schälschäden im Stangenholz verantwortlich ist." In Zusammenarbeit mit der Jägerschaft führt Eberl alle zwei Jahre auch die "Verjüngungsinventur" durch, bei der der Verbiss aufgenommen wird und aufgrund derer auch die Abschusspläne erstellt werden. Es wird auch mit der Jägerschaft vereinbart, in welchen Aufforstungsflächen sogenannte "Streichungen" durchgeführt werden müssen, um die Bäume vor Verbiss zu schützen. Ehe wir uns nach einer anstrengenden Wanderung durch den Tiefschnee ein Bier gönnen, zeigt uns Gerhart Eberl noch einen Waldbestand, bei dem Vorlichtungssmaßnahmen bei der Erstdurchforstung mit einer Seilbahn durchgeführt wurden. Bei der Durchforstungs- und Dickungspflege werden Bäume entnommen, um dem restlichen Bestand mehr Wachstumsmöglichkeiten zu bieten.

Mehr Nachrichten aus dem Stubai- und Wipptal. 

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.