Gries: Wenig Gelder, aber viel zu tun!

Zur Erinnerung: In kaum einer Kommune verliefen die Gemeinderatswahlen derart turbulent wie in Gries. Hier wurde ein völlig neues Dorf-parlament gewählt, mit dem Resultat, dass nun stolze sechs Fraktionen die Zukunft der Gemeinde mitgestalten.

BEZIRKSBLATT: Herr Mühlsteiger, Sie sind jetzt über 100 Tage im Amt und zählen ja auch zu den Quereinsteigern in der Lokalpolitik. Ist aller Anfang schwer?
MÜHLSTEIGER:
Ich würde lügen, wenn ich nein sagen würde. Als Ortschef soll man ja nach Möglichkeit Jurist, Bausachverständiger, Geschäftsführer von E-Werken, Vorsitzender der Lawinenkommission u.v.m. in Personalunion sein. Die Thematiken sind also breit gefächert und auch höchst interessant, aber noch befinden sich Vizebgm. Siegfried Kerschbaumer und ich in der Lernphase. Bis wir in jeder Hinsicht sattelfest sind, wird es wohl noch ein bisschen dauern. Wir mussten auch lernen, dass sich das Eine oder Andere ungewollt in die Länge zieht, weil man doch oft Gutachten und Stellungnahmen von Behörden braucht. Wir wären lieber noch flotter unterwegs. Aber es macht uns Spaß und Freude und das soll dazu beitragen, um für die Bevölkerung in der laufenden Periode einiges erreichen zu können. Dazu darf ich auch erwähnen, dass sich die anfängliche Unruhe und die damit verbundene Gesprächskultur im Gemeinderat inzwischen gebessert hat. Wichtig ist nun, konstruktive Sachpolitik zu betreiben, obwohl die finanzielle Situation nicht einfach ist. Große Sprünge sind sicher nicht möglich, aber wir werden versuchen, das Beste draus zu machen!

„Überraschendes“ Großprojekt: Sanierung der Hauptschule

BEZIRKSBLATT: Was steht neben dem Großvorhaben Fußballplatz Neu noch auf dem Bauplan?
MÜHLSTEIGER:
Etwas überraschend ist jetzt dazugekommen, dass die Fensterfronten inklusive Sonnenschutz und die Wärmedämmung bei der Hauptschule so bald wie möglich neu gemacht werden müssen. Sanierungen am Gebäude gab es bereits in den vergangenen Jahren – das Dach ist beispielsweise schon gedämmt und auch der Brandschutz ist abgehakt – aber mit Kosten von einigen hunderttausend Euro wird das trotzdem nochmal einen Riesenbrocken abgeben. Gries muss den Löwenanteil der Mittel aufbringen, selbstverständlich tragen aber auch die Sprengelgemeinden Schmirn, Vals und Obernberg ihren Teil bei. Zum Glück funktioniert die Zusammenarbeit mit allen Bürgermeisterkollegen aus dem Wipptal hervorragend und wir werden gemeinsam sicher eine gute Lösung für die Kinder zustande bringen.

BEZIRKSBLATT: Wie geht es in Sachen Fußballplatz weiter?
MÜHLSTEIGER:
Wir sind bekanntlich eine der wenigen verbliebenen Gemeinden mit einem Sandplatz und wollen das „heiße Eisen“ jetzt endlich angreifen! Dafür wurde rund um Vizebgm. Kerschbaumer eine Projektgruppe eingerichtet, der neben Gemeindevertretern auch die Verantwortlichen des FC Gries angehören werden. Das Projekt soll jetzt Schritt für Schritt vorbereitet und dann im Gemeinderat präsentiert werden.

BEZIRKSBLATT: Welche Varianten stehen zur Diskussion?
MÜHLSTEIGER:
Wir haben bereits Gespräche mit der ASFINAG geführt und hoffen, dass von deren Seite einer hangseitigen Vergrößerung zugestimmt wird. Klappt das nicht, müssen wir wohl oder übel den Bach verlegen, was natürlich viel teurer ist.

Neue Einnahmequellen

BEZIRKSBLATT: Was kostet das Ganze und was soll entstehen?
MÜHLSTEIGER:
Vorgesehen ist eine etappenweise Realisierung des Vorhabens: Als Erstes soll ein Kunstrasenplatz samt neuer Tribüne entstehen, in weiterer Folge sollen Kabinengebäude und Umzäunung erneuert werden. Genau wissen wir es noch nicht, aber wir rechnen mit einem Investitionsvolumen von mehreren hunderttausend Euro.

BEZIRKSBLATT: Gut, dass bei so vielen Ausgaben auch auf der Einnahmenseite der ein oder andere Posten dazugekommen ist. Stichwort: Neue Raststation.
MÜHLSTEIGER:
Stimmt! Die neue Raststation am Brenner sehe ich in mehrfacher Hinsicht als Aufwertung für Gries! Immerhin entstehen hier rund 40 Arbeitsplätze, die Gemeinde lukriert mehr Kommunalsteuer und auch optisch wird das Ganze ansprechender sein, als es bisher war. Zudem ist in unserer Gemeinde ja nur ein verhältnismäßig kleiner Teil von Wald und Weide im Besitz der Gemeindegutsagrargemeinschaft. Somit herrscht bei uns die Problematik, wie wir sie derzeit in anderen Kommunen beobachten, nicht vor. Heuer beispielsweise haben wir nach Absprache mit der Behörde selber fast dreimal so viel Holz geschlägert wie in den Vorjahren. Der Holzpreis hat sich gut entwickelt und so verzeichnet die Gemeinde unterm Strich ein größeres Plus, wenngleich ein wesentlicher Teil der Einnahmen wieder für die Erhaltung der Forstwege aufgebracht werden muss.

Zwei Table-Dance-Lokale gibt es schon, braucht es noch ein Bordell?

BEZIRKSBLATT: Noch ein Satzerl zur – für die Grieser anscheinend so wichtigen – Bordellfrage...
MÜHLSTEIGER:
Das war auch im Wahlkampf ein Riesenthema! Und obwohl ich oberste Instanz wäre, will ich diesbezüglich keine alleinigen Entscheidungen treffen. Ich strebe daher an, dass der neue Gemeinderat dazu in einer der nächsten Sitzungen einen Grundsatzbeschluss fasst, der dann für mich bindend sein wird.

Interview: Tamara Kainz

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