Internationaler Gegenwind für Windpark in Brennerbergen

Foto: Knoflach
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Es war eine Phalanx, die da im Bozner Hauptquartier des Südtiroler Alpenvereins (AVS) aufmarschierte, um gegen das Windparkprojekt am Sattelberg und am Sandjoch mobil zu machen. In einer an die Südtiroler Landesregierung und an die Projektbetreiber gerichteten Petition fordern die Alpenvereine unisono die Einstellung des Vorhabens.

GRIES/OBERNBERG/BOZEN (hhk). „Wir sind für erneuerbare Energien“, stellte Simeoni zu Beginn fest. Es müsse aber die jeweils geeignete Form der Energiegewinnung für die entsprechenden Landschaften gefunden werden: „Windparks haben in den Alpen nichts zu suchen“, meint Simeoni. Das wurde bislang auch von der Südtiroler Landesregierung so gesehen. Doch obwohl sie das Land bereits zur „windparkfreien Zone“ erklärt hatte, soll das Projekt am Brenner weiter vorangetrieben werden.

„Negativer Einfluss auf das Wipptal höher als auf Eisacktal“
Für Franco Capraro vom Club Arc Alpin steht fest, dass der Alpenraum mit seinen Wasserkraftwerken bereits seinen Beitrag zur Energiegewinnung leistet. „Es besteht keine Notwendigkeit für diese Anlage“, stellt auch Giuseppe Broggi vom italienischen Alpenverein CAI fest. Für den Generalsekretär des Österreichischen Alpenvereins, Robert Renzler, geht die Energiediskussion ohnehin am Thema vorbei. „Es werden die falschen Fragen gestellt. Es geht nicht um Windkraft versus Atomkraft“, meint Renzler.

Vielmehr müsse man sich mit einer Effizienzsteigerung in Produktion und Verbrauch beschäftigen, anstatt neue Kraftwerke zu bauen.

Auch Simeoni ist sich sicher, dass sich die Wirkungsgrade der bis zu 80 Jahre alten Wasserkraftwerke maßgeblich verbessern ließen. „Und die beste Energie ist ohnehin die, die wir nicht brauchen“, appelliert der AVS-Chef an die Politik, mutige Schritte zur Energieeinsparung zu setzen. Abgesehen von diesen Zweifeln am Bedarf sind es aber vor allem die Auswirkungen auf die Natur, die den Windparkgegnern sauer aufstoßen. Erich Gasser befürchtet, dass tausende Zugvögel, die die Route über den Brenner nehmen, durch die Windräder zu Tode kommen könnten. „Viele Arten sind bereits jetzt gefährdet und stünden so vor der Ausrottung“, weiß Gasser.

„Wir würden jahrelang durch ein Industriegebiet wandern!“
„Das Wipptal und Eisacktal sind ohnehin Regionen mit viel Infrastruktur. Sattelberg und Sandjoch sind wichtige Naherholungsgebiete für die Menschen und nun soll dort das Äquivalent von 30 Einfamilienhäusern errichtet werden“, ist Thomas Windisch vom unmittelbar betroffenen AVS Pflersch erschüttert. Dem Argument, dass das Gebiet ohnehin schon erschlossen wäre und man die Windräder gar nicht sehen würde, kann auch Renzler nichts abgewinnen. Als Beweis präsentiert er eine Studie der Raumordnungsabteilung der Tiroler Landesregierung, die zeigt, dass die Räder über einen 20-Kilometer-Radius hinaus sogar bis hinter das Hafelekar zu sehen wären. Hinzu kämen dann noch die Neutrassierung der Zufahrtsstraßen sowie mehrere Materialseilbahnen, Stromleitungen und Montageplätze. Hanspeter Mair vom DAV sieht darin nicht zuletzt auch ein Problem für den Tourismus: „Ein Norddeutscher, der das ganze Jahr Windräder vor den Augen hat, kommt bestimmt nicht in die Alpen, um sich Windräder anzusehen“, meint er überspitzt.

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