Preisexplosion überlebt
Die Bäder der Region trotzen der Kostenflut

Das Olympiabad soll (fast) um jeden Preis gerettet werden. | Foto: Holzknecht
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TELFS, SEEFELD, LEUTASCH, ZIRL, INZING. Durch die horrenden Strompreiserhöhungen kamen heuer viele Tiroler Schwimmbäder ins "schwimmen". Acht der 20 Bäder sind akut gefährdet und teilweise steht auch eine Schließung im Raum. Wir haben zum Start der Sommersaison die aktuelle Lage der Bäder in der Region erhoben.

Fast eine Million Abgang in Telfs

Was die Besucherzahlen betrifft, kann sich das Telfer Bad nicht über die vergangene Wintersaison beschweren. Fast 6000 Gäste mehr als im Vorjahr konnte man alleine im ersten Quartal 2023 verbuchen. Die Gründe dafür macht Telfer Bad Geschäftsführer Michael Kirchmair am schneearmen Winter und dem Drang nach Freizeitaktivitäten nach Corona fest. Ein Fakt der in allen Bäder der Region für Sorgenfalten sorgte, war die Explosion der Stromkosten. In Telfs kratzte man an der Millionen-Marke, was die Abgänge betrifft. Die Gemeinde steht als Träger allerdings klar hinter dem Telfer Bad und denkt nicht an eine Schließung. Dass fünf Jahre nach der Komplett-Renovierung keine großen Sanierungskosten dazukommen, hilft ungemein. Um die großen Abgänge stemmen zu können, wünscht sich Kirchmair Hilfe von drei Fronten:

"Um finanziell zu überleben braucht es vor allem laufende Unterstützung von Land, aber auch von den Tourismusverbänden und den Umlandgemeinden. Und das nicht in Form von Studien, sondern im operativen Bereich."

Als Allwetter-Infrastruktur ist das Telfer Bad bereit für den Sommer. Das Wasser ist bereits eingelassen.

Olympiabad noch über Wasser

In Seefeld sieht die Lage deutlich prekärer aus. Auch wenn man was Badegäste betrifft, eine zufriedenstellende Saison hatte, wenn die Strompreise vom einen auf das andere Monat von € 30.000 auf € 170.000 steigen:

"dann weißt du einmal kurz nicht was du sagen sollst"

, formulierte Seefelds Bürgermeister Markus Wackerle passend. Die Zukunft des Olympiabads stand schon vor der Preisexplosion auf der Kippe, da das Bad der größte Kostenpunkt der Gemeinde ist und eine große Last für das ohnehin sehr schmale Finanzkorsett der Plateugemeinde ist. Trotzdem hält die Gemeinde weiter am Olympiabad fest. Um einerseits Strom zu sparen und das 50 Jahre alte Bad andererseits wieder auf Vordermann zu bringen, wird seit 17. April und noch bis 26. Juni kräftig saniert. Um die Zukunft des Bads zu sichern, ist Bürgermeister Wackerle auch für größere Veränderungen offen:

"Mit Hilfe einer Machbarkeitsstudie lassen wir gerade verschiedene Möglichkeiten prüfen. Angefangen von einer PV-Anlage, bis hin zu einem neuen Hotel neben dem Schwimmbad oder einem zusätzlichen Stock mit Betten kann ich mir viel vorstellen. Auch Investoren ins Boot zu holen ist eine Möglichkeit. Wir hoffen natürlich auf die Unterstützung des Landes, aber wollen uns nicht komplett darauf verlassen. Wir werden sehen was möglich ist, wir sind offen für alles.

Am Ende des Tages geht es in Seefeld darum, das Bad auf keinen Fall zusperren zu wollen. Es wird gekämpft solange es geht. Auf die Sommersaison freut man sich aufgrund der starken Saison 2022 zurecht. Die erweiterte Liegefläche lockte viele Gäste an und das soll auch heuer so sein. Was den umstrittenen Posten des SKZ-Geschäftsführers betrifft, wird Wackerle den Job weiter ausführen. 

Müssen die Tiroler Schwimmbäder stärker gefördert werden?

Alpenbad schaut nach vorne

Das dritte Hallenbad in der Region ist das frisch renovierte Alpenbad Leutasch, wo man sich über eine sehr gute Wintersaison freuen kann. Vor allem im Jänner und Februar lockte die neue Saunalandschaft viele Gäste an. Die Strompreissteigerung kann die Gemeinde Leutasch mit der neuen PV-Anlage etwas abfedern. Runde ein Drittel des Strombedarfs konnte damit gedeckt werden. Trotzdem wünscht man sich mehr Unterstützung von Landesweite. Alpenbad-Geschäftsführerin Bettina Neuner sieht optimistisch in die Zukunft:

"Derzeit werden die Preise mit der TIWAG neu verhandelt. Wir rechnen mit einer starken Senkung der Kosten. Aufgrund des Um- bzw. Neubaus der Sauna erwarten wir uns eine positive Geschäftsentwicklung für die nächsten Jahre."

Die kommende Sommersaison wird in Leutasch – wie auch in den meisten anderen Freibädern – wetterabhängig sein.

E-Mobilität und große Träume in Zirl

Auch in den Freibädern spielen die Stromkosten eine große Rolle. In Zirl wurden die erwarteten Kosten im Budget für 2023 versehen.

"Das Schwimmbad Zirl ist eine wichtige Freizeit- und Erholungseinrichtung für Zirler:innen und Gäste aus den Umlandgemeinden"

, sagt Zirls Bürgermeister Thomas Öfner, der nicht an eine Schließung des Schwimmbads denkt. Was die Zukunft betrifft, wünscht sich Öfner ein Sprungbecken, einen Beachvolleyballplatz und eine große Rutsche. Aktuell liegen die finanziellen Prioritäten der Gemeinde allerdings an anderen Stellen. Die Parkplätze, die wegen des Bauprojekts neben dem Schwimmbad wegfallen, möchte Öfner mit dem geplanten Dorfbus und modernen (E-)Radabstellanlagen für Radfahrer:innen kompensieren:

"Wir sind damit als E5-Gemeinde auf dem richtigen Weg, davon bin ich überzeugt."

Inzing im Kraftwerk-Glück

Die Gemeinde Inzing hat das große Glück, den benötigten Strom für das Schwimmbad vom eigenen Kraftwerk beziehen zu können. Darum trifft die Strompreiserhöhung das Budget der Gemeinde nach ganz so hart. Trotzdem möchte Bürgermeister Josef Walch für die Zukunft effizientere Möglichkeiten prüfen:

"Den Strom den wir hier verwenden, können wir logischerweise nicht mehr verkaufen. Für die Zukunft liegen eine Wärmepumpe oder eine PV-Anlage im Bereich des Möglichen."

Die ca. 30.000 Eintritte der letzten Sommersaison möchte man heuer auch wieder erreichen.

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