Moderne Technik zur Rettung
Die Rehkitz-Retter mit ihren fliegenden Kisten

Stefan Föger mit seiner Drohne am Start/Landeplatz.
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TIROL/TELFS. Zahlreiche Rehkitze, die im Mai und Juni auf die Welt kommen, fallen den Mähwerken zum Opfer. In Tirol werden seit Jahren Drohnen und Vergrämungsgeräte eingesetzt, diese haben sich bisher in vielen Fällen bewährt. 210 Kitze konnten im Vorjahr in ganz Tirol gerettet werden. Auch in Telfs ist ein Drohnenpilot "stationiert" - Bezirksblätter haben ihn besucht.

Von den Bauern, die ihre Mähwerke bedienen, sind die kleinen Tiere kaum zu sehen: Ihr gepunktetes Fell, kombiniert mit ihrem natürlichen Verhalten, sich regungslos im Gras zu verstecken, macht die Kitze nahezu unsichtbar für Fressfeinde – und hilflos gegenüber Mähwerken. Wenn sich ein solches dem Versteck nähert, bleibt das Kitz liegen. Für Landwirte ist es meist unmöglich, Rehkitze während dem Mähen frühzeitig zu sehen, um die meist tödlichen Folgen zu verhindern.

Drohnenaufnahme: Kitz mit Muttertier | Foto: Föger
  • Drohnenaufnahme: Kitz mit Muttertier
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Suche aus der Luft

In den letzten vier Jahren hat der Tiroler Jägerverband mit seinen Partnern viel in dieses Thema investiert. Dazu zählen unter anderem die Anschaffung einer Drohne mit Wärmebildkamera, die Organisation von Schulungen im Bereich der Kitzrettung und der Aufbau der Plattform  www.rehkitzrettung.at
Seit zwei Jahren ist auch ein Telfer als Drohnenpilot im Boot der Rehkitzrettung: Stefan Föger, ein Pfleger und Mitarbeiter im Roten Kreuz, begann vor drei Jahren mit der Rettung auch von vierbeinigen Geschöpfen. Vor drei Jahren schaffte er sich eine Drohne an und begann erstmals, für einen bekannten Bauern über die Felder zu fliegen, um vor dem Mähen Kitze ausfindig zu machen und diese in Sicherheit zu bringen:

"Ich habe es einfach so angeboten, als ich mitbekam, wie tragisch das immer wieder ist. So habe ich mir dafür eine Drohne gekauft, mit Wärmebildkamera ausgestattet und den Führerschein dafür gemacht",

erklärt Föger die Anfänge seines Engagements. Seit zwei Jahren hat sich der Telfer auch auf der Plattform des Jägerverbandes angemeldet und bietet diese Dienste mittlerweile tirolweit an. "Wenn irgendwo ein Drohnenpilot ausfällt, übernimmt ein anderen den Job, oft fährt man da auch sehr weit", erzählt der Telfer. Über die Plattform konnten von den etwa 30 registreierten Drohnenpiloten bei 158 Einsätzen, mit insgesamt 1.402 überflogenen Hektar, 210 Rehkitze in Tirol gerettet werden.

Ablauf der Rehkitzrettung:

Direkt vor der Mahd ist der beste Zeitpunkt, um die Kitze aus dem Gefahrenbereich zu bringen. Maßnahmen, die mehrere Tage vor dem Mähtermin durchgeführt werden, sind wirkungslos. Die Geiß bringt ihre Kitze nach ein oder mehreren Tagen wieder in die Wiese zurück. Der Drohnenpilot muss sehr früh aufstehen, um die Kitze mit der Technik ausfindig zu machen, erzählt Föger:

"Die Umgebung muss kalt sein, nur so lässt sich mit der Wärmebildkamera das nur paar Grad wärmere Kitz im hohen Bewuchs finden. Wenn die Sonne herauskommt, wird die Umgebung aufgeheizt, dann ist es zu spät."

Viel Tüftlerei und Erfahrung ist nötig, erzählt Föger, der im Vorjahr bereits sechs Kitze vor dem sicheren Tod retten konnte: "Leider erwischt es trotzem einige Kitze. Es ist keine 100%ige Garantie, dass man fündig wird, aber besser wie nichts."

Mittels Wärmebildtechnik können Tiere erkannt werden. Drohnenaufnahme: Kitz mit Muttertier | Foto: Föger
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Land fördert die Rehkitzrettung

Mit der Rehkitzrettung kann viel Tierleid verhindert werden. Dank der Verlängerung und Erhöhung der Förderung des Landes werden zwei effiziente und gängige Maßnahmen zur Kitzrettung auch finanziell vom Land Tirol unterstützt:

„Die Rehkitzrettung ist den Bäuerinnen und Bauern, der Jägerschaft und dem Land Tirol ein großes Anliegen. Aufgrund des Erfolgs und der der großen Nachfrage haben wir den Landesbeitrag zur Rehkitzrettung verdoppelt“,

erklärt LH-Stv. Josef Geisler und dankt dem Tiroler Jägerverband für seine Initiative, mit der Tirol österreichweit eine Vorreiterrolle einnimmt. Somit stehen im heurigen Jahr 20.000 Euro zur Verfügung, mit denen Drohneneinsätze und die Anschaffung von Vergrämungsgeräten unterstützt werden. „Die Rehkitzrettung ist auf allen Seiten von großem Engagement getragen. Dieses Engagement wollen wir mit einem finanziellen Beitrag würdigen“, so Geisler.
"Die Förderung des Landes ist eine wichtige Stütze zur Verminderung von Tierleid,“ so Landesjägermeister Anton Larcher, der die Zahl der vermähten Kitze in Tirol vor Projektstart auf rund 800 schätzte. Inzwischen sind etwa 30 Tiroler DrohnenpilotInnen auf der Plattform aktiv und bereit für die bevorstehende Mähzeit.
„Die Nachfrage nach Drohnentechnik für die Kitzrettung ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Um die Kontaktaufnahme zu vereinfachen, hat der Tiroler Jägerverband die Plattform „Rehkitzrettung Tirol – gemeinsam gegen den Mähtod“ geschaffen,“ berichtet Larcher. Unter  www.rehkitzrettung.at ist es möglich DrohnenpilotInnen für die Rehkitzrettung zu suchen und anzufordern, sodass möglichst viele Kitze gerettet werden können.
Auch Vergrämungsgeräte liefern eine gute Alternative, wenn keine Drohnen mit Wärmebildkamera greifbar sind. Die Vergrämungsgeräte sollen durch laute Geräusche und Blinklichter die Geiß dazu bringen, das Kitz aus der Wiese zu führen und zu diese meiden. Da die Geräte nur eine kurzzeitige Wirkung haben, sollten sie am Tag bzw. Abend vor der Mahd eingesetzt werden.

Was wird gefördert?

Gefördert werden die gemeldeten Einsätze von DrohnenpilotInnen, welche auf der Plattform  www.rehkitzrettung.at registriert sind. Die Höhe des Zuschusses richtet sich nach der Anzahl Einsatztage bzw. der abgeflogenen Fläche pro Einsatztag. Voraussetzung ist, dass die PilotInnen die Rehkitzrettung kostenlos anbieten, ihr Wohnsitz in Tirol ist und die Einsätze in Tirol stattfinden.
Die geförderten Vergrämungsgeräte sind für JagdpächterInnen und LandwirtInnen ebenso auf der Webseite (www.rehkitzrettung.at) bestellbar. Jedes Gerät wird mit 50 Euro gefördert, der Anschaffungspreis liegt je nach Ausführung zwischen 100 und 450 Euro.

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