Machtlos gegen Internet-Betrüger

Zirler Abt.Insp. Erwin Haslwanter mit echt aussehenden Schecks.
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  • hochgeladen von Georg Larcher

REGION. Wer möchte für das neueste iPhone den halben Monatsgehalt im Fachgeschäft hinlegen, wenn es im Internet zum Schnäppchenpreis zu haben ist? Niemand hat was zu verschenken, und verschenkt am Ende doch etwas! In Summe beträgt der Schaden etwa € 750 Milliarden EU-weit, eine Steigerung um 150% gegenüber 2011: Das Internet ist immer häufiger ein Ort von Betrügereien.
Täglich wenden sich Geschädigte an die Polizei. "Wir müssen jeden Fall entgegennehmen und entscheiden, wie weiter vorzugehen ist", erklärt Hubert Perktold von der PI Telfs. "Wir haben Spezialisten vor Ort, die sich mit der Materie auskennen. Wir tun unsere Schuldigkeit und können da, wo die involvierten Personen bekannt sind, also auch ein möglicher Beschuldigter ausgeforscht werden kann, entsprechend helfen. Die Entscheidung liegt aber bei der Staatsanwaltschaft, ob Anklage wegen eines Sachverhaltes erhoben wird oder nicht. Es kann aber durchaus auch vorkommen, dass Opfer eines Internet-Betruges weder ausgelegtes Geld noch die dafür bestellte Ware jemals zu Gesicht bekommen", erklärt der Telfer PI-Kdt. Christian Lechner.

Vorsicht der beste Schutz

Die Täter kommen oftmals aus dem Ausland, wo die Strafverfolgung aussichtslos ist. Groß ist auch die Dunkelziffer von Betroffenen, die kleinere Geldsummen über das Internet verlieren: "Viele schämen sich oder machen sich nicht die Mühe, Fälle anzuzeigen." Die Polizei rät, im weltweiten Netz vorsichtig vorzugehen.

Wer ist ein seriöser Anbieter, wer ein Betrüger?
Rechtzeitig Verdacht geschöpft hat eine Taxi-Unternehmerin aus Zirl: Per Mail wurde eine Rundreise vereinbart, ein Scheck in beträchtlicher Höhe landete als Vorauszahlung im Postkasten der Zirlerin, im ungestempelten Kuvert – also muss ihn jemand direkt eingeworfen haben. Den Scheck sieht echt aus, so sah es auch die Bank. Per Mail mit englischem Absender wurde die Unternehmerin bald danach auf ein Mißverständnis aufmerksam gemacht, gebeten, den Differenzbetrag auf ein bestimmtes Konto zu überweisen. Davon hielt sie aber Abstand, wendete sich an die Polizei Zirl. Tatsächlich: Wie sich heraus stellte, war der Scheck nicht gedeckt. Das Geld, das sie gesendet hätte, wäre weg gewesen. "Es ist dann kaum möglich, den Empfänger des Geldes herauszufinden, der kann irgendwo im Ausland sitzen, unter einer falsche Identität Geschäfte abwickeln - da sind wir chancenlos", wie der Zirler Abt.-Insp. Erwin Haslwanter erklärt.
Es kommt auch vor, dass Verkäufer die Identität von unbescholtenen Persönlichkeiten (die auch öffentlich, also im Internet bekannt und genannt sind, z. B. Gemeinderäte) annimmt und unter dessen Namen Geschäfte abwickelt, wie Haslwanter erzählt. Das angegebene Konto aber stimmt nicht mit dem Namen überein, der Täter verschwindet mit dem Geld auf Nimmerwiedersehen!
Haslwanter, selbst Nutzer von ebay und willhaben.at, ist vorsichtig, recherchiert immer vor dem Kauf, welche Identität dahinter steckt: "Ich suche den direkten Kontakt zum Verkäufer."
"Gerade ebay zeigt sich bei Nachforschungen immer kooperativ, die sind selber interessiert, nicht in Misskredit zu geraten", weiß der Telfer Beamte Perktold aus Erfahrung. Doch bei Ermittlungen in weniger hohen Beträgen sind auch Grenzen gesetzt, etwa jene des Datenschutzes.

Suche nach der Stecknadel ...
Wie schwierig es ist, Internetbetrüger auf die Schliche zu kommen zeigt das Beispiel des "Polizeitrojaners", der Internet-Nutzern ihren Computer sperrt und eine Seite mit dem Polizeilogo und einer Zahlungsaufforderung über 100 € öffnet, erst dann soll das Gerät wieder freigeschaltet werden, heißt es am Bildschirm. Bundesweit sind Spezialisten der Polizei noch immer erfolglos am Werk, den Verursacher auszuforschen. "Manche Leute zahlen sofort. Nach der Überweisung wird das Gerät nicht wieder freigeschaltet, der Virus bleibt! Das Geld sehen sie möglicherweise nie wieder, auch wenn der Täter einmal gefasst werden sollte, wird es meist nichts mehr zu holen geben", so Perktold: "Wir können auch nur appellieren, lieber Skepsis und Vorsicht walten zu lassen oder bei unklaren Sachverhalten auch einmal Rat bei entsprechenden Stellen (AK, Polizei, usw.) einholen, bevor es zu Geldüberweisungen oder Warenlieferungen kommt."
Das gilt auch für Rechnungen oder Mahnungen per Mail von scheinbar seriösen Stellen. Besser erkundigen, ob die Forderung so richtig ist.
"Und wer ein Auto im Internet kauft und es abholen will, soll nicht vorher auf ein Konto überweisen, sondern vor Ort zahlen", rät die Polizei: "Und wenn jemand einen 50 €-Gutschein legal im Internet versteigert, und einer bietet 60,- € dafür – und der kommt dann zu uns, da können wir gar nichts tun!"

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