Tiroler Volksschauspiele
Mitterer kehrt Telfs den Rücken

Felix Mitterer und Obmann Markus Völlenklee erklären, dass die "Tiroler Volksschauspiele GmbH.", gegründet von der Marktgemeinde Telfs, nicht die seit 38 Jahren bestehenden renommierten Tiroler Volksschauspiele sind!
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  • Felix Mitterer und Obmann Markus Völlenklee erklären, dass die "Tiroler Volksschauspiele GmbH.", gegründet von der Marktgemeinde Telfs, nicht die seit 38 Jahren bestehenden renommierten Tiroler Volksschauspiele sind!
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TELFS. "Keiner von euch" – ist der Titel des ersten Romans von Felix Mitterer – das denkt sich der bekannte Stücke-Autor wohl auch bei den "Tiroler Volksschauspiele GmbH." in Telfs und kehrt den Telfern den Rücken: Mitterer hat seine Funktion als Beirat in der neu gegründeten Tochtergesellschaft der Marktgemeinde zurück gelegt. Mitterer bleibt aber weiterhin mit Herzblut im von Künstlern geführten Verein "Tiroler Volksschauspiele", der sich nun von Telfs zur Gänze abkoppelt.

Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch, 17. Juni 2020, in Innsbruck machten Mitterer, Vereins-Obmann Markus Völlenklee, Klaus Rohrmoser, Karl-Heinz Steck, Susi Weber, Alfred Konzett und GF Silvia Wechselberger klar, dass es den VEREIN "Tiroler Volksschauspiele" immer noch gibt, aber nicht mehr in Telfs! Völlenklee sieht die Gesellschaftsgründung der Telfer unter dem Namen "Tiroler Volksschauspiele" nun mehr als eine "feindliche Übernahme" des Markennamens: "Es geht den Telfern mehr darum, damit eine eigene Veranstaltung aufzuziehen - aber wir sind hier nicht im Boot!"
Zur Aufkündigung der Zusammenarbeit gibt sich der Telfer Bgm. Christian Härting überrascht und enttäuscht:

"Wir haben die Tiroler Volksschauspiele über so viele Jahre gefördert und in allem unterstützt. Auch Felix Mitterer haben wir geehrt, eine Straße nach ihm benannt und er ist Ehrenzeichenträger der Marktgemeinde Telfs."

Härting sagt, es gab und gibt sehr wohl Bestrebungen und Belege dazu, das bisherige Ensemble bzw. den Verein in die "Firma" einzugliedern.
Stellungnahme dazu aus Telfs und weiteres hier:
Vorbereitungen für den Theatersommer 2021

Trennung zur Kenntnis genommen

Härting erklärt, dass es ein Schreiben vom 31. Jänner 2020 gibt, in dem der "VEREIN Tiroler Volksschauspiele" von sich aus mit "Wehmut das Aus für künftige Eigenveranstaltungen in Telfs " zur Kenntnis nimmt und "Anerkennt die Gründung einer Betriebsgesellschaft mit dem für diese eingetragenen Firmennamen und deren rechtlichen Schutz."Im Brief erklären Vorstand und Mitglieder der Tiroler Volksschauspiele, "unseren Verein weiterhin aufrechtzuerhalten und unseren Vereinszweck in bescheidenem Ausmaß weiterhin zu pflegen (...)."
Eine Kooperation wäre erwünscht, heißt es weiter, auch um die Dankbarkeit für die bisherige Zusammenarbeit und Unterstützung auszudrücken. Laut dem Schreiben hat sich die Gemeinde bereiterklärt, im Sinne der vernünftigen "Trennung" offene Rechnungen, die Rede ist von ca. 13.800 Euro, zu begleichen.
Doch um Geld geht es hier nicht, erklärt GF Silvia Wechselberger: „Wir mussten die Betriebsgründung und alles dazu so zur Kenntnis nehmen." Die Vorgehensweise der Gemeinde stößt dem Vereinsvorstand auf: „Dass sich die Telfer bzw. Bgm. Härting als Retter der Volksschauspiele ausgeben, das können wir so nicht stehen lassen“, so Wechselberger über die Beweggründe, die Sicht des Vereins in der Pressekonferenz öffentlich zu machen: "Die Gemeinde hat bisher nichts dazu erklärt, jetzt ist es Zeit, dass wir selbst unsere Sicht der Dinge darstellen."

Volksschauspiele in Telfs seit 2019 auf neuen Beinen

Aus dem Verein "Tiroler Volksschauspiele", seit 1982 immer im Juli/August fixer Bestandteil des Kulturgeschehens in Telfs, wurde nach einem erfolgreichen Sommer 2019 noch im selben Herbst eine Tochtergesellschaft der Marktgemeinde Telfs. Mitterers Hauptstück "Die Verkaufte Heimat" in der Südtiroler Siedlung sollte 2020 seine Fortsetzung finden – in der "Feuernacht".
In der Telfer Gemeinderatssitzung am 10. Oktober 2019 beschloss der Gemeinderat die Gründung der "gemeinnützigen Tiroler Volksschauspiele GesmbH." (100%-Tochter der MG Telfs).
Bereits Tage zuvor (7.10.2019) wurde bei einer Pressekonferenz von Bgm. Härting erklärt, die Volksschauspiele auf neue und finanziell sichere Beine zu stellen, da der Verein an seine Grenzen gestoßen ist, so Bgm. Christian Härting damals. Link zum Bericht: Neue Führung für Volksschauspiele
"Wir sind nicht an unsere Grenzen gestoßen, welche Grenzen sollen das sein?", meint Wechselberger heute dazu und ärgert sich über Härtings Aussage.
Ruth Haas, Referatsleiterin Wirtschaft & Kultur in der Gemeinde,
wurde schließlich im Oktober 2019 in der neuen GmbH. als Geschäftsführerin installiert und die langgediente GF Silvia Wechselberger damit überraschend "abserviert". Mitterer – bei dieser Pressekonferenz der MG Telfs im Oktober 2019 anwesend – befüchtete schon damals: "Ich hoffe, dass es keine Hochglanz-Schickimicki-Veranstaltung wird." Gewährleistet soll auch die inhaltliche und dramaturgische Ausrichtung der Volksschauspiele sein, gemäß der Idee von Kurt Weinzierl, Hans Brenner, Dietmar Schönherr, Ruth Drexel u.a., so hieß es von Gemeinde-Seite.

"Ich habe mich als Verräter gefühlt" ...

.. sagt Mitterer heute. Auch sein Vorschlag, dass Wechselberger mit ihren Erfahrungen im Team bleiben soll, blieb unerhört.
Bgm. Christian Härting
meint gegenüber Bezirksblätter: "Es hat sehr wohl das Angebot gegeben, dass Silvia Wechselberger in einem Werksvertragsverhältnis weiterhin ihre Erfahrungen bei uns einfließen lässt." Doch die Arbeitsweise der Betriebs-GesmbH. lässt sich mit jener von Wechselberger nicht vereinbaren, erklärt diese zur Absage das Angebotes zur Konsulententätigkeit.
Mitterer wurde als "Beirat" in die neu gegründeten Gesellschaft der MG Telfs integriert – als einziger im Ensemble, das seit der Erstaufführung 1981 in Hall an einem Strang zieht und die Volksschauspiele zu einem Erfolgsprojekt machten. Nun gibt Mitterer seinen Rücktritt von dieser und anderen Funktionen für die Marktgemeinde Telfs bekannt, seine Erwartungen wurden enttäuscht. Heute meint der Erfolgsautor: "Sogar ein Ehrengrab hätten die Telfer mir versprochen, aber da können sie wem anderen hineinlegen."

"Label-Piraterie"

Verbitterung lag in der Luft, als die Mitbegründer der Volksschauspiele zusammen mit Mitterer bei der Pressekonferenz am 17. Juni in Innsbruck schilderten, wie sich die MG Telfs die Marke "Tiroler Volksschauspiele" markenrechtlich schützen ließ. Sie redeten erstmals Klartext, was ihre Zusammenarbeit mit Telfs angeht: Es gibt keine!

"Das ist Label-Piraterie", findet Vereins-Obmann Markus Völlenklee klare Worte. Den Verein "Tiroler Volksschauspiele" gibt es weiter, nun völlig losgelöst von der Marktgemeinde-Tochterfirma "Tiroler Volksschauspiele GmbH." unter Bgm. Christian Härting, so wird betont.
Der Verein überlegt nun rechtliche Schritte gegen die Marktgemeinde, sollte die Bezeichnung "Tiroler Volksschauspiele" des Vereins "angegriffen" werden. Den Telfern geht es bei dieser Gesellschaftsgründung nur um das Renommee, Telfs wollte als Kulturgemeinde da stehen, erklärt Völlenklee nach einer Antwort von Bgm. Härting.
Eine Firmengründung als finanzielle Absicherung war laut Völlenklee nicht unbedingt nötig: "Wir waren nie in finanziellen Schwierigkeiten. Für den Fall hätten wir alle persönlich gehaftet. Als man an uns herantrat mit dem Vorhaben, die Volksschauspiele auf neue und finanziell sichere Beine zu stellen, hielten wir das für eine gute Idee", schildert Völlenklee damalige Gespräche mit Gemeinde, Land Tirol und Sponsoren. Bisher lag das finanzielle Risiko bei den Veranstaltern. In der jetzigen Struktur sind es die Steuerzahler, macht Völlenklee klar.
Eine Zusammenarbeit war angestrebt, aber dieses Bestreben war einseitig, so Völlenklee, denn Antwort auf ein entsprechendes Schreiben gab es aus der Marktgemeinde immer noch keines.

Wieder auf Herbergssuche

"So etwas tut man doch nicht", ärgert sich Völlenklee über die Telfer Vorgehensweise. Große Sorge war vor allem, dass die Grundsatzidee der Volksschauspiele in der neuen "Telfer Firma" untergeht. Der Geist der Volksschauspiele geht verloren, so Völlenklee:

"Das sind nicht die Tiroler Volksschauspiele, in denen den Künstlern ihre Freiheiten gelassen werden."

Die Telfer machen jetzt ihr eigenes Ding, mit dem Namen "Tiroler Volksschauspiele GmbH.". Und der seit 38 Jahren bestehende Verein "Tiroler Volksschauspiele", getragen von Künstlern, befindet sich wieder "passiv" auf Herbergssuche – so wie 1982. Aber die Hoffnung lebt, so Völlenklee: "Vielleicht gibt es wieder eine/n Bürgermeister/in, der/die – so wie der Telfer Ortschef Helmut Kopp damals – die Künstler aufnimmt und sagen wird: Wir wollen uns nicht in das Künstlerische einmischen." Wie es wirklich weiter geht, wissen die Künstler nicht, Pläne haben sie keine.

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