Aus Verein wird "gemeinnützige Tiroler Volksschauspiele GesmbH."
Neue Führung für Volksschauspiele

Berater, Beirat und die "Chefs" der neu zu gründenden gemeinnützigen Tiroler Volksschauspiele GesmbH. (v.li.): GF Ruth Haas, Beiräte Robert Unterweger, Helmut Schuchter, Arthur Thöni, Felix Mitterer, Bgm. Christian Härting, LR Beate Palfrader.
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  • Berater, Beirat und die "Chefs" der neu zu gründenden gemeinnützigen Tiroler Volksschauspiele GesmbH. (v.li.): GF Ruth Haas, Beiräte Robert Unterweger, Helmut Schuchter, Arthur Thöni, Felix Mitterer, Bgm. Christian Härting, LR Beate Palfrader.
  • hochgeladen von Georg Larcher

TELFS. Die Tiroler Volksschauspiele, seit 38 Jahren immer im Juli/August fixer Bestandteil des Kulturgeschehens in Telfs, wird nach einem erfolgreichen Sommer 2019 auf neue Beine gestellt, da der Verein an seine Grenzen gestoßen ist, so Bgm. Christian Härting. In der Telfer Gemeinderatssitzung am Donnerstag, 10. Oktober um 18 Uhr, steht im Seminarraum des Sportzentrums die Gründung der "gemeinnützigen Tiroler Volksschauspiele GesmbH." (100%-Tochter der MG Telfs) auf der Tagesordnung.

Weiterbestand sichern

"Uns ist es ein Herzensanliegen, das größte und wichtigste Tiroler Sommerfestival für die Zukunft zu sichern", erklärt Bürgermeister Christian Härting am Montag in einer Pressekonferenz in der Villa Schindler. Organisatorisch und rechtlich steht dieses Festival damit auf sicheren Beinen. Die MG Telfs hat sich zudem die Marke "Tiroler Volksschauspiele" markenrechtlich schützen lassen.
Mit großen Fördersummen und vielen zusätzlichen Leistungen haben Marktgemeinde und Gemeindewerke Telfs bisher "ihr" Festival aktiv unterstützt. Für 2020 wird das Budget erhöht: Telfs stellt 200.000 € in Aussicht plus Nebenleistungen. Das Land Tirol zieht mit derselben Summe nach, so Kultur-LR Dr. Beate Palfrader. Die Budget-Beschlüsse müssen noch gefasst werden. Vom Bund erhofft man sich ebenso Unterstützung.

Haas Geschäftsführerin

Weiteres Geld kommt von Sponsoren, Gespräche gibt es noch, erklärt Ruth Haas, Referatsleiterin Wirtschaft & Kultur in der Gemeinde, die in der neuen GmbH. als Geschäftsführerin tätig sein wird, so Bgm. Härting: "Mag. Haas nimmt als profunde Kennerin der Volksschauspiele die besten Voraussetzungen für diese Position mit."

Compliance-Regeln und ExpertInnenbeirat

Die MG Telfs als einziger Gesellschafter verankert Compliance-Regeln in der GmbH, damit Transparenz, Respekt und Wirtschaftlichkeit gewährleistet sind.
Zudem wird ein ExpertInnenbeirat eingesetzt, der mit seinem Know How die Volksschauspiele in die Zukunft begleiten und fördern wird, wie das auch bei anderen Festivals üblich ist. Dieser ExperInnenbeirat besteht aus ORF Tirol-Dir. Robert Unterweger, TVb-Obmann Karl Gostner, Finanzexperte Helmut Schuchter, GWT-GF Dirk Jäger(Infrastruktur) sowie LR Beate Palfrader (Vertretung Land Tirol), Felix Mitterer, Arthur Thöni und weitere Fachbeiräte.
Im Sinne der Complience und zusammen mit dem Beirat bestellt die Gemeinde eine Jury mit dem Auftrag, eine neue künstlerische Intendanz auszuwählen. Diese Person soll aber erst ab 2021 das Programm nach Rücksprache mit dem Beirat entwickeln.

Verein im Hintergrund

Bisher waren die Tiroler Volksschauspiele als ein Verein organisiert, geführt vom Vorstand mit Obmann Markus Völlenklee, Karl-Heinz Steck (Obm.-Stv.), Silvia Wechselberger (Geschäftsführerin), Alfred Konzett, Felix Mitterer, Klaus Rohrmoser und Susi Weber. Der Verein soll nun ruhend gelegt oder aufgelöst werden, so Härting.
Für die Aufführungen mussten jedes Jahr neue Spielstätten gefunden werden, gemäß dem Motto der Volksschauspiele, dem Publikum "ungewöhnliches Theater an ungewöhnlichen Orten" zu bieten. Von Beginn an wurde auch die Zusammenarbeit von Profis und Laien gepflegt. Der Spielplan ist einerseits der Pflege des Volkstheatererbes verpflichtet, andererseits auf die Entwicklung eines modernen Volkstheaters ausgerichtet. Bereits die frühere Obfrau Ruth Drexel nannte als Hauptziel, Volkstheater als Instrument zur kritischen Auseinandersetzung mit der gelebten Realität zu etablieren, "klug, scharf und unterhaltsam – aber unabhängig vom Bildungshintergrund verständlich".

Mitterer: "Hoffe, dass es keine Hochglanz-Schickimicki-Veranstaltung wird."

Felix Mitterer, stellvertretend für den Vereinsvorstand bei der Pressekonferenz anwesend, sieht es als einen wichtigen Schritt, dieses Sommerfestival auf sichere Beine zu stellen, vor allem was die Spielorte und die Finanzen betrifft, hier gab es öfters ein großes Wagnis. "Dass es nach 40 Jahren eine Änderung geben muss, ist klar. Wir waren mit unserem Spielplan immer zu spät dran, das war von Anfang an so auch bei Ruth Drexel und Hans Brenner, wir hätten es im Oktober schon wissen müssen. So bin ich auch dafür, dass das auf neue Beine gestellt wird. Ich hoffe, dass die Volksschauspiele etwas Sprödes mit Ecken und Kanten bleiben wird und keine Hochglanz-Schicki-Micki-Veranstaltung", so Mitterer.
Gewährleistet soll auch die inhaltliche und dramaturgische Ausrichtung der Volksschauspiele sein, gemäß der Idee von Kurt Weinzierl, Hans Brenner, Dietmar Schönherr, Ruth Drexel u.a.

Abbruchhäuser bleiben auch 2020 Kulisse

Angekündigt wurde der Umbruch bei den Volksschauspielen bereits bei einer Pressekonferenz im Jänner dieses Jahres am Spielort Südtiroler Siedlung, wo das Hauptthema die Inszenierung von Felix Mitterers Stück "Verkaufte Heimat - Gedächtnis der Häuser" für die VSS 2019 war (Info zur TV-Aufzeichnung:Sendetermin von "Verkaufte Heimat" steht fest)
Dieser Spielort bleibt auch 2020 erhalten, wie Bgm. Härting nach Gesprächen mit der Neuen Heimat verkündet: Felix Mitterers Stück "Feuernacht" kommt als Fortsetzung der "Verkauften Heimat" vor derselben Kulisse auf die Bühne. Der Telfer "Netzwerker" Arthur Thöni wird seinen Beitrag zum Stück leisten, wurde verraten: Er steuert einen gesprengten Strommasten für das feurige Stück 2020 bei. Das Generalthema für den Theatersommer 2020 heißt "Terror" – das Leitmotiv, das aus unterschiedlichen künstlerischen und gesellschaftspolitischen Perspektiven beleuchtet wird.

Zur GESCHICHTE der Tiroler Volksschauspiele

Kurt Weinzierl hatte die Idee, mit den im deutschsprachigen Raum arbeitenden Tiroler Profischauspieler, Bühnenbildner, Komponisten etc. das heimatliche Volkstheater gemeinsam mit den dortigen Künstlern neu zu beleben. Mitstreiter waren damals Dietmar Schönherr, Otto Grünmandl und Josef Kuderna.
1981 wurde durch den FS-1-Intendanten Wolf in der Maur die Finanzierung möglich. Die ersten Tiroler Volksschauspiele fanden in der Burg Hasegg in Hall statt ("Die sieben Todsünden und ein Totentanz” von Franz Kranewitter).
1982 sollte "Kaiser Josef und die Bahnwärterstochter" von Herzmanowsky-Orlando mit neuer Musik von Werner Pirchner und eine Neuinterpretation des im Nationalsozialismus bewusst umgedeuteten Stücks von Karl Schönherr "Glaube und Heimat" bringen, sowie die Uraufführung eines Gegenwartsstücks, Felix Mitterers Passion "Stigma". Hall lehnte das Stück damals als "Ansammlung von Schweinereien und Religionsverhöhnung" ab und war nicht mehr bereit, die Spiele zu veranstalten, falls "Stigma" auf dem Spielplan bliebe. So bot sich Telfs unter Bgm. Helmut Kopp den Volksschauspielern als Veranstaltungsort an – da bleiben sie bis heute und nun auch in Zukunft.
Schwierige Zeiten brachen für die Volksschauspieler an, als der ORF als Hauptgeldgeber ausfiel. Hans Brenner und Ruth Drexel erhielten die Spiele mit Notprogrammen aufrecht, bis sich Gemeinde, Land und Bund bereit fanden, die Finanzierung dauerhaft zu gewährleisten. 1985 löste Hans Brenner Dietmar Schönherr als Obmann ab und blieb es bis zu seinem Tod 1998. Nach Brenners Tod leitete Drexel die Spiele bis 2009, ihr folgte Markus Völlenklee (bis 2019).

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