In Rietz geht es traditionell wild zu, wenn der Nikolaus und seine Tuifl durch das Dorf ziehen
Rietzer pflegen alte Nikolaus- und Tuifl-Tradition

Der Nilolaus hat das Sagen in Rietz, die Tuifl warten bis er das Haus verlassen hat ... dann treten sie mit lautem Gebrüll ein.
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  • Der Nilolaus hat das Sagen in Rietz, die Tuifl warten bis er das Haus verlassen hat ... dann treten sie mit lautem Gebrüll ein.
  • hochgeladen von Georg Larcher

RIETZ. In Rietz geht es am 5. 12. immer traditionell wild zu: Die Rietzer "Tuifl" sind auf dem Weg, verbreiten Schrecken und bereiten manchen eine richtige "Ganslhaut". Es ist eine Tradition, die alle Jahre die Gemeinde Rietz in seinen Bann zieht – seit 1948!

Nikolaus, Fuhrmann-Mandln, Bären und Tuifl

Neben dem Nikolaus mit seinen Fuhrmann-Mandln ziehen die Bären mit Bärentreiber sowie mehreren halbnackten, schwarz-glänzenden Tuifl ab der Mittagszeit durch den Ort, mit Hörnern und roten Hosen sind die Rietzer Tuifl unverwechselbar.

"Tollinger-Tuifl" seit 1948

Viele ehemalige Tuifl bleiben dem Verein eng verbunden. Etwa über 130 Mitglieder sind es, darunter auch der Erfinder Hans Tollinger, der "Obertuifl", wie er im Verein genannt wird.
Die Rietzer Tuifl sind einzigartig, das gibt's sonst nirgends. Mindestens 16 Jahre, unverheiratet und kinderlos müssen sie sein.

Ruß-Spende für die Tuifl von Kaminkehrern

Am 5. Dezember versammeln sich die jungen Männer zu Mittag bei der Tuiflhütte. Hier schmieren sie sich mit dem Ruß-Speiseöl-Gemisch ein. Zuerst muss aber Vaseline auf die Haut, so geht der Ruß danach besser ab.
Trotz nacktem Oberkörper: Bis –5°C ist es kein Problem, wissen die Tuifl. Wichtig: Man muss immer in Bewegung bleiben, und ja nicht zu lange an einem Feuer aufwärmen!
Wie der echte Rietzer Tuifl auszusehen hat, steht sogar in einer eigenen Nikolaus-Chronik: "Ihr solltet nie das ursprüngliche traditionelle Aussehen eines echten Rietzer Teufels verändern: rote Hose, Ruß-Öl-Gemisch und schwarze Fellkappe bzw. Helm mit nur 2 Hörnern!

Nikolaus die Hauptfigur

Der Nikolaus spielt im Rietzer Brauch die Hauptrolle, er hat im Verein das Sagen. Den Nikolaus fasziniert es immer noch, wenn die Kinder mit leuchtenden Augen da sitzen und an den Mann glauben. Der Nikolaus kommt in Rietz in den Kindergarten und nach Hause.
Der Zauber des Nikolaus soll für die 2- bis 8-Jährigen erhalten bleiben. Nur bei der Hälfte der Hausbesuche sind auch Tuifl dabei, noch seltener der Bär.

Video-Clip vom 5. Dezember 2017:

Ruten holen, binden und bieten gehen

Schon Wochen vor dem Tuifl-Tag bereitet sich der Nikolaus-Verein vor: Am Allerheiligentag treffen sich die Mitglieder noch privat. Auch das Totengedenken, die Erinnerung an die verstorbenen Mitglieder, gehört jedes Jahr dazu. Das erste offizielle Treffen ist immer am 1. Samstag im November, da darf jeder seinen Wunsch äußern, als was er gehen will. Organisatorisches wird besprochen. Danach folgen das "Rutenholen" (Äste von Birken, die im Wald gefällt werden) und das "Rutenbinden".
Zwei Wochen vor dem 5. Dezember beginnt das "Bieten", dabei werden Familien, in denen sich Kinder befinden, gefragt, ob der Nikolaus heuer kommen soll.
Und dann kommt der Tuifl-Tag. Nur an diesem 5. Dezember treten die Rietzer Tuifl auf und ziehen mittlerweile auch viele Auswärtige an, die sich dieses Schauspiel nicht entgehen lassen wollen und hoffen - oder "fürchten" - dass sie unterwegs auf die wilde Gruppe treffen ...

Anruaßeln - das gehört dazu

Aber das "Anruaßeln" der Leute gehört einfach dazu, damit muss jeder rechnen. Im Gesicht angeschmiert werden fast alle, die mit den Tuifln in Kontakt kommen, verschont werden nur alt-gediente Tuifl. Die Rute bekommen meist nur junge Burschen zu spüren, die "nachschleichen" gehen. Die müssen möglichst schnell sein, um nicht erwischt zu werden. Die Ruten werden übrigens für freiwillige Spenden verkauft.

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