Schwarzglänzende Tuifl, wilde Tradition in Rietz

Am 5.12. geht's in Rietz immer traditionell wild zu! Rietz hat eine eigene Tradition, was den Nikolaustag angeht.
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RIETZ. Von weit hört man schon das lauthalse Brüllen, ein aus tiefer Kehle rollendes, rauhes "aaaaaaarrr!!!" - und jeder weiß: Die Rietzer "Tuifl" sind auf dem Weg, verbreiten Schrecken und bereiten manchen eine richtige "Ganslhaut". Es ist eine Tradition, die alle Jahre am 5. Dezember Rietz in seinen Bann zieht – seit 1948! Ein Bär mit Bärentreiber, zwei Fuhrmann-Mandln und zehn Tuifl mit nackten, schwarz-glänzenden Oberkörpern, mit Hörnern und roten Hosen sind unverwechselbar für den Ort.

Kälte kaum ein Problem

Viele ehemalige Tuifl bleiben dem Verein eng verbunden. 130 Mitglieder sind es heute, darunter auch der Erfinder Hans Tollinger, "unser Obertuifl", so Michael Zauner (27), Obmann des Nikolaus-Vereins. "Die Rietzer Tuifl sind einzigartig, das gibt's sonst nirgends", ist er überzeugt. Mindestens 16 Jahre, unverheiratet und kinderlos müssen sie sein. Am 5.12. versammeln sich die jungen Männer zu Mittag bei der Tuiflhütte. Hier schmieren sie sich mit dem Ruß-Speiseöl-Gemisch ein. "Die Kaminkehrer sammeln fleißig und freuen sich schon, wenn wir kommen und es holen", erzählt Zauner: "Am besten ist der feinkörnige Ruß von Ölheizungen." Zuerst muss Vaseline auf die Haut, so geht der Ruß danach besser ab: "Fanatische reiben sich schon Tage vorher mit Vaseline ein!" Trotz nacktem Oberkörper: Bis –5°C ist es kein Problem, erzählt Daniel Feistmantel (22): "Nur bei der Bundesstraße wird's frostiger, da ist man schon etwas müde und es geht meist ein kühler Wind. In den Häusern wärmt man sich kurz auf, dann geht's weiter. Krank ist bisher kaum jemand geworden."

Nikolaus die Hauptfigur

Fotos und viele Geschichten vergangener Tuifl-Zeiten sind in der Nikolaus-Chronik verewigt. Feistmantel und Zauner blättern darin: "Da sind viele Geschichten und Fotos, einiges hat sich lustig zugetragen und gibt bis heute Gesprächsstoff." Vor Jahrzehnten durften Buschen aus den Ortsteilen "Dorf" und "Stagglhof" nicht als Krampus laufen. "Das ist heute kein Problem mehr, einige Regeln haben sich geändert", erklärt der Obmann: "Ein Gebot gilt aber noch immer: Ihr solltet nie das ursprüngliche traditionelle Aussehen eines echten Rietzer Teufels verändern: rote Hose, Öl-Ruß-Gemisch und schwarze Fellkappe bzw. Helm mit nur 2 Hörnern!" Der Nikolaus spielt im Rietzer Brauch die Hauptrolle, ist Zauner froh: "Und der Nikolaus hat im Verein das Sagen. Es geht um die Kinder. Den Nikolaus fasziniert es immer noch, wenn die Kinder mit leuchtenden Augen da sitzen und an den Mann glauben." Früher war es ein Familienfest, meist saß da nur ein Kind, sagt Zauner: "Heute sind es oft viele Kinder und weniger Häuser, etwa 70 Hausbesuche waren es heuer." Den Zauber des Nikolaus soll für die 2- bis 8-Jährigen erhalten bleiben. Nur bei der Hälfte der Hausbesuche sind auch Tuifl dabei, noch seltener der Bär. "Früher war alles noch wilder, heute nicht mehr so. Es dürfen nur Tuifl dabei sein, die wissen, wie sie sich aufzuführen haben", erzählt Feistmantel. Aber das "Anruaseln" der Leute gehört dazu. Im Gesicht angeschmiert werden fast alle, die mit den Tuifln in Kontakt kommen, verschont werden nur alt-gediente Tuifl. Die Rute bekommen meist nur junge Burschen zu spüren, die "nachschleichen" gehen. Die müssen möglichst schnell sein, um nicht erwischt zu werden. Die Ruten werden übrigens für freiwillige Spenden verkauft, erzählt Zauner: "Wir haben etwa 250 Ruten gebunden. Es ist die einzige Einnahmequelle."

Mit viel Herzblut dabei
Das Ruten holen (Äste von Birken) und Binden wird in Rietz genauso Wochen vorher zelebriert. Das erste offizielle Treffen ist immer am 1. Samstag im November, da darf jeder seinen Wunsch äußern, als was er gehen will. Zauner ist schon seit 11 Jahren dabei, zwei oder dreimal will er noch Tuifl sein. Mit viel Herzblut hängen die Rietzer an ihrem Brauch - und das sicher noch viele Generationen.

(alle Fotos vom 5.12.2016: Georg Larcher)

Weiteres dazu hier:
http://www.meinbezirk.at/telfs/lokales/pechschwarze-tuifl-tradition-in-rietz-d1950577.html

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